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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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gebracht, und sie war nicht bereit, ihm das so schnell zu verzeihen. Sie war nicht einmal sicher, ob sie es jemals tun würde. Also sagte sie das Erstbeste, was ihr einfiel, ganz gleich, welche Reaktion es provozieren würde. »Du widersprichst dir, Erland.«
    Seine Miene wurde eisig. »Also gut, Cailin. Wenn du glaubst, dass du mich beleidigen musst, wenn du Rache für eine Kränkung suchst, die ich dir angetan habe, dann soll es wohl so sein. Aber wir werden noch jahrelang zusammenarbeiten müssen, und ich erwarte, dass du mir zumindest in Anwesenheit anderer Respekt erweist, ob du es nun wirklich ernst meinst oder nicht.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Tu das lieber nicht. Wenn deine Tage als Adlermeisterin längst vorüber sind, werde ich immer noch Oberhaupt der Liga sein. Und du wirst dir nicht den Ersten Meister zum Feind machen wollen.«
    Sie nickte übertrieben. »Ah ja. Genau darüber wollte ich auch mit dir sprechen. Ich bin nicht so sicher, dass du Erster Meister bleiben wirst. Mir ist aufgefallen, dass es mir Spaß macht, die Liga zu führen.«
    Erland starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. »Aber wir hatten eine Übereinkunft. Du hast mir dein Wort gegeben.«
    »Ja, das habe ich«, entgegnete sie. »Und dann hast du mich eine Hure genannt. Oder hast du das vergessen?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das habe ich nicht vergessen. Ich bedaure das zutiefst, Cailin. Das musst du mir einfach glauben. Orris hat mir gesagt, dass ich Unrecht hatte und dass zwischen euch nichts vorgefallen ist. Und ich glaube ihm.«
    »Aber bis dahin hattest du andere Vorstellungen?« »Ich sehe, wie du ihn anschaust. Ich weiß, dass du etwas für ihn empfindest.«
    »Und das gibt dir das Recht, mich zu demütigen?« »Nein«, sagte er leise. »So ist es nicht. Aber mein schlechtes Urteilsvermögen gibt dir trotzdem nicht das Recht, von einer Übereinkunft abzuweichen, die wir beide in gutem Glauben eingegangen sind.«
    Sie lächelte. »Du klingst verängstigt, Erland. Glaubst du, du kannst mir die Macht nicht mehr entreißen, wenn du willst?«
    »Ich hoffe, dass es nicht so weit kommen wird.« »Selbstverständlich tust du das. Denn dir ist klar, falls es uns gelingen sollte, Sartol unter Führung von Jaryd und mir zu besiegen, dann werde ich die Liga so lange anführen können, wie ich will.«
    Der Erste Meister presste den Mund zu einer dünnen Linie zusammen. »Jeder Konflikt zwischen uns beiden kann die Liga nur schwächen, Cailin. Und die Liga zu schwächen bedeutet, Sartol den Sieg noch leichter zu machen.« »Aber dieser Konflikt wird nur entstehen, wenn wir Sartol vorher besiegen«, erinnerte sie ihn. »Er könnte die Liga in Hinsicht auf den Orden schwächen, würde aber dem Land nicht schaden.«
    »Alles, was die Position des Ordens verbessert, schadet dem Land«, sagte er barsch. »Und vor einem Jahr hättest du das noch verstanden. Aber dann ist etwas mit dir geschehen. Dieser Adler hat dich auf eine Weise verändert, die ich nicht einmal annähernd begreife, und das macht mich sehr traurig.«
    »Du hast Recht. Rithel hat mich verändert. Sie hat mich klüger gemacht, und sie hat mich daran erinnert, dass unser Schwur dem Land gilt und nicht der Liga.«
    »Ich habe meinen Schwur beiden geleistet«, sagte er. »Und ich habe vor, mich daran zu halten. Wenn du das nicht kannst, gehörst du vielleicht nicht mehr in die Liga.«
    »Du könntest Recht haben«, gab sie zu und spürte, dass sich in ihrem Hinterkopf der Keim einer Idee herauszubilden begann. »Aber im Augenblick habe ich vor, da zu bleiben, wo ich bin.«
    »Ich ebenfalls.«
    »Das bedeutet, dass wir wieder am Anfang dieses Gesprächs
    stehen.« Aber sobald sie die Worte ausgesprochen hatte, wusste sie, dass das nicht stimmte. Dieser Keim einer Idee hatte begonnen zu wachsen. Die Dinge würden nie wieder so sein wie zuvor. Die Liga würde nicht mehr sein wie zuvor. Aber Erland konnte das nicht wissen. Noch nicht. »Es sieht ganz so aus.« Er holte tief Luft. »Was ich neulich gesagt habe, tut mir Leid, Cailin. Es tut mir wirklich Leid. Um der Liga und um des Landes willen werde ich mich anstrengen, dir den Respekt zu zeigen, den du verdient hast. Das verspreche ich dir.«
    Die Liga und das Land. Cailin fiel auf, dass er die Liga immer als Erstes nannte und sich an seine Worte hielt. Es verblüffte sie geradezu, dass ihr das bisher noch nicht aufgefallen war. »Ich verspreche dir das Gleiche, Erland. Um des Landes willen.«
    Falls ihm ihre Wortwahl

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