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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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sein Blick auf Premel, der ihnen gegenübersaß, und er überlegte es sich anders. »Nein«, sagte er leise. »Nichts.«
    Premel starrte ihn einen Augenblick an, dann drehte er sich auf seinem Platz so um, dass er zum Fenster hinausschauen konnte.
    »Also gut«, sagte Melyor leichthin, »aber wenn du unbedingt mürrisch und trübsinnig sein willst, wird dieser Tag sehr langweilig werden.«
    »Langweilig?«, wiederholte Jibb, der nicht glauben konnte, was er da gehört hatte. »Machst du Witze? Wir gehen in die Blocks, um dort -«
    Er hielt inne und wurde dunkelrot. Sie lachte über ihn, wie sie es bei solchen Gelegenheiten immer tat. Und nun schüttelte sie den Kopf und lächelte ihn an. Warum musste sie nur so schön sein?
    »Du musst aufhören, immer so ernst zu sein«, sagte sie. Sie warf Premel einen Blick zu. »Er ist immer so: so ernst, so pflichtbewusst.«
    Nicht immer, wollte er sagen. Erst seit ich bei dir bin. Erst seit du dein Leben in meine Hände gelegt hast. Aber er schwieg. Er wusste, was sie vorhatte, und er war entschlossen, nicht mitzumachen. Er und Premel hatten gestern im Heber alles miteinander besprochen, was zu besprechen war.
    Premel schien ebenso zu empfinden. Er lachte höflich über die Bemerkung der Herrscherin, aber er versuchte nicht, ein Gespräch zu beginnen. Und dann wandte er sich wieder dem Fenster zu.
    Melyor sah erst den einen, dann den anderen an, dann kniff sie die Lippen zusammen und schüttelte abermals den Kopf. »Also gut«, murmelte sie schließlich. »Mir ist egal, was ihr tut. Solange die SiHerr weiter so funktioniert, wie ich will, ist mir der Rest egal.«
    Wieder sah Jibb Premel an, aber der Gardist starrte auf das Nal hinaus, das draußen vor dem Transporter vorbeirauschte. Der blaue Fleck auf seiner Wange wurde ein wenig blasser, aber er war immer noch zu sehen, und bei diesem Anblick verzog Jibb unwillkürlich das Gesicht. Er wusste, dass die Männer sich darüber gewundert hatten, und Melyor, die zweifellos ahnte, wo der blaue Fleck herkam, war wütend gewesen. Jibb begriff nun, wie dumm er sich verhalten hatte - wenn er diesen Verräter schon schlug, sollte er ihm lieber in den Bauch schlagen, wo niemand die Spuren sehen würde. Nicht, dass er etwas dagegen gehabt hätte, Premel zu demütigen, aber er konnte es sich nicht leisten, Melyors Sicherheit zu gefährden, indem er andere Verräter darauf aufmerksam machte, dass etwas nicht stimmte. Er hatte sich überschwänglich bei Melyor entschuldigt, und sie hatte ihm selbstverständlich verziehen. Dennoch machte er sich weiter Sorgen, weil er vielleicht einen irreparablen Schaden angerichtet hatte. Lange Zeit fuhren sie schweigend weiter, und alle starrten aus dem Fenster. Schließlich lehnte Jibb die Stirn gegen das kühle Glas, schloss die Augen und versuchte erfolglos zu schlafen.
    »Ihr wisst beide genau, was wir vorhaben?«, beendete Melyor abrupt das Schweigen.
    »Ich weiß, worum es geht«, sagte Premel, während Jibb sich ihnen zuwandte. »Aber es gefällt mir nicht.«
    Jibb warf ihm einen raschen Blick zu, dann schaute er erneut weg. Er hatte genau das Gleiche sagen wollen. »Wie schade«, stellte die Herrscherin fest. »Wir machen es trotzdem auf meine Art, ob es dir gefällt oder nicht. Ohne dich wären wir ohnehin nicht in dieser Situation.«
    Premel wurde rot, und er wandte sich wieder dem Fenster zu, ohne zu antworten.
    »Ist das zu fassen?«, fragte sie Jibb.
    Der General räusperte sich. »Eigentlich«, sagte er verlegen, »bin ich mir bei dieser Sache auch nicht sicher.« »Wunderbar«, erwiderte Melyor. »Ihr habt in den letzten Tagen keine zwei Worte miteinander gesprochen, aber das Erste, worüber ihr euch wieder einig seid, ist, dass ich etwas falsch mache.«
    Jibb schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht gesagt. Aber ganz gleich, was ich von dem Plan selbst halte, ich bin nicht sicher, ob Honid und seine Männer dafür geeignet sind.«
    »Dob sagt, Honid sei der vertrauenswürdigste Mann im ganzen Herrschaftsbereich.«
    »Das mag ja sein«, warf Premel ein. »Aber wir brauchen jemanden, der mehr ist als nur vertrauenswürdig.« Wieder wurde er rot und sah Jibb Hilfe suchend an. Er war wirklich der Letzte, der Vorträge über Vertrauenswürdigkeit halten sollte.
    »Ich denke, Premel will damit sagen, dass Honid und seine Männer mit ihrem Werferfeuer ausgesprochen präzise umgehen müssen. Es mag ja sein, dass ihre Loyalität unbezweifelbar ist, aber vielleicht können sie einfach nicht gut

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