Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn
Sie parkten hinter dem Transporter mit Melyors Männern, und Dob stieg aus, begleitet von einem Dutzend seiner Leute, die alle schwarze Uniformen trugen. Als er Dob sah, wurde Premel plötzlich bleich. »Weiß er eigentlich ...?« Er zögerte, als wüsste er nicht, wie er fortfahren sollte.
Melyor lächelte freundlich. »Er weiß nur, dass es Anschläge auf mein Leben gegeben hat und dass wir hier sind, um dieses Feuergefecht zu inszenieren. Ich habe ihm nichts weiter gesagt.«
»Danke, Herrscherin«, flüsterte Premel.
Melyor nickte. »Ich bin bereit«, sagte sie zu Jibb. Er holte seinen Taschenkommunikator aus der Jacke und drückte einen Knopf an der Seite des kleinen Geräts. »Die Herrscherin ist bereit«, sagte er. »Geht in Stellung.«
Sofort öffneten sich die Türen des Transporters hinter ihnen, und zwölf Männer in den hellblauen Uniformen der SiHerr verließen das Fahrzeug und bildeten einen Halbkreis um Melyors Transporter. »Alles in Ordnung, General«, erklärte einer der Einheitskommandanten über den Kommunikator.
Jibb wandte sich an Melyor. »Sie sind bereit, Herrscherin.« Melyor holte tief Luft und lächelte den beiden Männern zu.
»Also los.« Sie öffnete die Tür, doch dann hielt sie noch einmal inne. »Passt auf euch auf«, sagte sie leise. »Nur für den Fall.«
Dann stiegen die drei aus dem Transporter. Jibb warf einen Blick zu den Dächern und Fenstern, wo sich Attentäter hätten verstecken können, und er bemerkte, dass Premel dasselbe tat. »Hallo, Dob«, sagte Melyor. »Schön, dich zu sehen.«
»Das Vergnügen und die Ehre sind ganz auf meiner Seite, Herrscherin«, erwiderte Dob lächelnd und verbeugte sich höflich. Er war jetzt Oberlord - nicht Melyors stärkster, aber auch nicht der schwächste - und elegant in Schwarz gekleidet, wie man es von einem Oberlord erwartete. In seinem langen schwarzen Haar waren erste dünne Silbersträhnen zu erkennen, und er hatte es im Nacken zusammengebunden. Seit Jibb ihn zum letzten Mal gesehen hatte, hatte er sich einen Bart stehen lassen, silbern und schwarz wie sein Haar, und der General musste zugeben, dass es recht würdevoll aussah. Aber für Jibb würde Dob immer der sich selbst überschätzende Gesetzesbrecher bleiben, der mit Cedrychs Hilfe versucht hatte, ihm Melyors Bezirk abzunehmen.
Offensichtlich empfand Dob ähnlich, denn als er sich Jibb zuwandte, wirkte er schon erheblich weniger selbstsicher. »Guten Morgen, General«, sagte er und wich Jibbs Blick aus. »Es ist eine Ehre, dich in unserem Herrschaftsbereich zu wissen.«
»Danke, Dob. Es freut mich, hier zu sein.«
»Du erinnerst dich sicher an Premel, Dob«, sagte Melyor und zeigte lässig auf den Gardisten. »Jibbs Stellvertreter.« »Selbstverständlich.«
»Premel ist vorübergehend Kommandant der SiHerr, bis Jibbs Arm vollständig geheilt ist.«
»In Ordnung«, sagte Dob und nickte. »Ich habe von deiner Verletzung gehört, General. Es tut mir Leid. Ich habe auch gehört«, fügte er an Premel gewandt hinzu, »dass wir es dir zu verdanken haben, dass der General noch lebt.« Premel verzog das Gesicht, wandte sich aber nicht ab. »Das ist ein bisschen übertrieben.«
»Nein, ist es nicht«, berichtigte Melyor und warf Jibb einen kurzen Seitenblick zu. »Premel ist nur bescheiden, Dob. Achte einfach nicht auf ihn.«
»Wie sieht es hier aus, Dob?«, versuchte Jibb, das Thema zu wechseln.
Dob starrte Melyor und Premel noch einen Augenblick an, dann beantwortete er die Frage. »Honid und seine Männer haben gestern Abend einen Überfall auf den Dritten Bezirk inszeniert. Sie haben dort angeblich mehrere Männer getötet, großen Schaden angerichtet und ein ganzes Arsenal von Krachern und Werfern gestohlen.«
Der größte Teil davon entsprach der Wahrheit. Sie hatten diesen Überfall am Abend zuvor inszeniert, um Melyor eine Ausrede zu geben, hierher zu kommen. Carden, dem Nal- Lord des Dritten Bezirks, war nicht viel erklärt worden. Man hatte ihn nur vor dem »Überfall« gewarnt und ihm großzügige Entschädigungen versprochen, wenn er gestattete, dass die Aktion erfolgreich verlief, und er sich mit großer Geste, aber wirkungslos verteidigte. Den Berichten zufolge hatte er gute Arbeit geleistet. Die Leichen waren selbstverständlich nicht echt. Darauf hatte Melyor bestanden. Und obwohl auch dieser Aspekt des Tricks offenbar funktioniert hatte, wollte Jibb lieber nicht wissen, wie sie es gemacht hatten.
»Hast du die Herrscherin und den General deshalb
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