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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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genug schießen.«
    »Genau«, fügte Premel hinzu.
    Melyor sah die beiden nachdenklich an. »Nun«, sagte sie schließlich, »deshalb habe ich euch beide mitgenommen.« »Wir beide genügen vielleicht nicht«, sagte Jibb. »Ich habe nur einen gesunden Arm und er ist -« Er klappte den Mund wieder zu.
    »Er ist was, Jibb?«
    »Er ist ein Verräter«, vollendete Premel den Gedanken selbst.
    »Und hast du vor, uns wieder zu verraten?«
    »Nein, Herrscherin«, antwortete Premel. »Aber ganz gleich, was ich sage, es wäre dumm, wenn du mir traust, besonders unter diesen Umständen.«
    Sie sah ihn einen Augenblick an, dann wandte sie sich wieder Jibb zu. »War es das, was du mir sagen wolltest?« »Im Großen und Ganzen ja.«
    Sie nickte und schaute aus dem Fenster. Sie näherten sich den riesigen Glasgebäuden des Hofs. Es würde jetzt nicht mehr lange dauern.
    »Ich mache mir wegen Honid und seiner Männer keine Gedanken«, sagte sie schließlich. »Ich vertraue Dobs Urteil. Ich mache mir auch keine Gedanken wegen deines Arms, Jibb. Ich gehe davon aus, dass du mich auch dann noch schützen würdest, wenn du beide Arme nicht benutzen könntest. Und vielleicht mag ich verrückt sein, aber ich glaube nicht, dass Premel mich erneut verraten wird.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das beunruhigt mich alles nicht.« Sie sah sie eindringlich an, und beide Männer bemerkten nun, wie bleich sie geworden war. »Was mich tatsächlich nervös macht, ist, dass ihr beide nicht miteinander sprecht, denn wenn etwas schief geht, müssen wir rasch handeln, denn sonst könnte es uns das Leben kosten. Also könnt ihr den Rest der Fahrt darüber nachdenken, wie ihr mit euch selbst und miteinander weiterleben wollt, falls eure Sturheit und euer Stolz dazu führen sollten, dass ich getötet werde.«
    Sie wandte sich von ihnen ab, und Jibb und Premel starrten einander an.
    »Erinnerst du dich daran, was wir gestern im Heber besprochen haben?«, fragte Jibb schließlich.
    »Ja.«
    »Vielleicht kann ich mich dazu überwinden, dir wieder zu vertrauen, zumindest was diese Sache angeht.«
    Premel nickte. »In Ordnung.«
    »Wenn du mich enttäuschst, Premel - wenn ich auch nur das geringste Anzeichen bemerke, dass du vorhast, uns erneut zu verraten -, werde ich dich auf der Stelle umbringen, wie ich es schon zu Anfang hätte tun sollen.«
    Das Letzte hatte Jibb um Melyors willen gesagt, aber sie zeigte nicht einmal, ob sie ihn gehört hatte.
    »Ich verstehe«, sagte Premel und nickte ein zweites Mal. »Und was, wenn ich dich nicht enttäusche? Was, wenn ich einfach tue, was ihr beide, du und die Herrscherin, von mir erwartet? Wird das ein Anfang sein, dein Vertrauen auch in anderer Hinsicht wiederzugewinnen?«
    Wenn Melyor nicht da gewesen wäre, hätte er erneut zugeschlagen. Da hatte er Premel eine Möglichkeit geboten, seine Schulden abzuzahlen, zumindest bis zu einem gewissen Grad, und sofort verlangte der Mann mehr! Er starrte Premel wütend an, um ihm zu zeigen, wie verärgert er war, antwortete aber nicht. Schließlich senkte Premel den Blick. Kurze Zeit später lenkte Melyors Fahrer den Transporter von der Höhe und in die Blocks des Zweiten Bezirks.
    Jibb sah sich aufmerksam um. Er warf einen Blick durch das Rückfenster, um sich zu überzeugen, dass der größere Transporter, in dem sich zwei Einheiten seiner besten Männer befanden, ihnen noch folgte. Dann nickte er zufrieden und schaute wieder nach vorn. Er tastete nach dem Werfer an seinem Oberschenkel und empfand die Berührung des kalten Metalls als beruhigend. Premel saß jetzt, wie er bemerkte, ebenfalls aufrechter da, und Melyor hatte beide Hände an ihrem Stab, als könne der rote Stein, der darauf angebracht war, sie vor allen schützen, die den Transporter angreifen würden.
    Der Fahrer bog von der Hauptstraße ab und folgte einer Reihe von Abzweigungen durch schmale Gassen, bis sie den Hintereingang zu Honids Wohnung erreichten. Der zweite Transporter blieb direkt hinter ihnen stehen.
    Dob war noch nicht da, oder zumindest war nichts von ihm oder seinen Männern zu sehen, und Jibb spürte, wie er unruhiger und damit zorniger wurde. Was bildete sich Dob ein, die Herrscherin warten zu lassen, besonders unter diesen Umständen, wenn sie so verwundbar war?
    »Schon gut«, sagte Melyor und legte ihm die Hand auf den Arm. »Er wird schon kommen.«
    Und als hätte sie eine Prophezeiung ausgesprochen, bogen im nächsten Augenblick zwei große schwarze Transporter in die Gasse ein.

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