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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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das seitdem bewiesen? Wie oft hatte Tammen versucht, sich ihm zu widersetzen, nur um festzustellen, dass sie überhaupt nichts tun konnte?
    Es wäre besser gewesen, wenn sie sich gleich in dieser ersten Nacht ergeben und sich die Qualen erspart hätte, die folgten. Es hatte viel zu lang gedauert, aber schließlich hatte sie ihre Lektion gelernt. Wenn sie schon keinen Trost im Tod finden konnte, konnte sie sich zumindest die Qual des Lebendigseins ersparen.
    Sie war sich daher nur vage ihrer Ankunft in Amarid und ihrer Übernahme der Großen Halle bewusst. Sartol hatte versucht, sie zum Zusehen zu zwingen, als die Unbehausten ihren Krieg gegen das Land begannen, aber selbst er konnte sie nicht erreichen. Er konnte die Bilder in ihren Geist zwingen, aber er konnte sie nicht dazu bringen, wirklich hinzusehen. Als die Magier kamen, um ihn herauszufordern, sah Tammen sie wie aus großer Entfernung, und sie hörte, was sie sagten, nur als Flüstern und achtete nicht auf Sartols Antwort. Das hier war der Krieg von anderen; sie hatte den ihren längst verloren.
    Aber dann erreichte sie eine Stimme, drang irgendwie in die winzige Welt ein, die immer noch ihr gehörte. Es war eine Stimme, die sie kannte, obwohl sie nicht gedacht hätte, dass sie sie je wieder hören würde.
    Du bist tot, wollte sie sagen. Du kannst nicht hier sein. Aber als sie die Stimme hörte und sich der Möglichkeit öffnete, dass es Wirklichkeit war, hörte sie auch Sartols Antwort. »Du! Du lebst immer noch?«
    Und dann wusste sie, dass es wahr war. Dass es tatsächlich Nodin war, dass sie ihn nicht getötet hatte.
    Sie gestattete sich zu sehen, was Sartol durch ihre Augen sah, und erblickte Nodins verwüstetes Gesicht. Ich habe dir das angetan. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte sie einen Schrei ausgestoßen, wäre auf ihn zugerannt. Vergib mir!, hätte sie gefleht. Ich wollte dich nicht verletzen! Es tut mir Leid, dass ich dich nicht geliebt habe! Nachdem sie Nodin gesehen hatte, sah sie auch die anderen. Beinahe alle Magier Tobyn-Sers waren hier versammelt. Und dennoch spürte sie, dass Sartol keine Angst hatte. Und im nächsten Augenblick erschien seine Armee unbehauster Magier in der Halle, und Tammen verstand, warum. Sie versuchte sich zurückzuziehen, ihren Geist abzuschließen, um nicht Zeugin dieser letzten Schlacht werden zu müssen. Aber nun, nachdem Sartol sie wieder vollkommen in der Gewalt hatte, ließ er sie nicht mehr gehen.
    Nein, flüsterte er ihr zu. Du wirst zusehen. Das hier ist unser Sieg, deiner und meiner. Ich möchte, dass du es genießt. Sie konnte nicht entkommen. Sie konnte sich nicht abwenden oder die Augen schließen. Und in diesem Augenblick begriff sie endlich, warum sie bestraft wurde. Es war nicht ihre Arroganz oder dass sie Nodin nur benutzt hatte. Die Götter verziehen häufig größere Sünden als diese. Es lag einfach nur daran, dass sie Sartol vertraut hatte. Am Ende ging es nicht einmal darum, dass sie böse oder grausam gewesen war. Es war einfach eine Folge ihrer Dummheit. Und allein aus diesem Grund würde das Land untergehen. Widersetze dich.
    Sie hörte die Stimme ebenso wie Sartol, ebenso wie die Unbehausten. Ein Flüstern, schwach und verzweifelt. Aber während Sartol noch über Therons Flehen lachte und glaubte, dass der Eulenmeister von den anderen unbehausten Magiern das Unmögliche verlangte, wusste Tammen es besser. Theron sprach zu ihr.
    Ich kann überhaupt nichts tun, versuchte sie zu sagen. Aber sie konnte nicht einmal das aussprechen.
    Widersetze dich. Du bist unsere letzte Hoffnung. Wenn du versagst, wird das Land sterben.
    Sie sah, wie die Geister auf die lebendigen Magier zugingen, und trotz des Hasses, den sie einmal gegen den Orden verspürt hatte, trotz der Verachtung für die Liga flehte sie die Götter an, ihnen zu helfen.
    Du musst ihn bekämpfen. Du musst ihn aufhalten.
    Begriff Theron denn nicht, dass sie hilflos war? Wusste er nicht, dass Sartol sie noch vollständiger beherrschte als die Unbehausten?
    Jetzt!, sendete Sartol.
    Sofort zuckten magische Blitze aus den Kristallen der Geister, beleuchteten die Große Halle in Blau und Rot, Gelb und Grün und krachten gegen die Schilde, die die lebendigen Magier errichtet hatten, so dass der Boden der Großen Halle bebte und erzitterte wie bei einem Erdrutsch. Wieder und wieder griffen die Geister an. Sie würden nie ermüden, das wusste Tammen. Sie würden niemals sterben. Brevyl und seine Männer waren die ersten, die fielen - die

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