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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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setzte sich in den Sessel. Er hatte den größten Teil einer Stunde damit zugebracht, genau zu planen, was er zu ihr sagen würde. Er hatte einen bestimmten Tonfall festgelegt, eine Ausgangsposition, eine Reihe von Zugeständnissen, die er bereit war anzubieten, und eine zweite Reihe, die er von ihr verlangen würde. Aber ganz plötzlich war er seiner selbst überhaupt nicht mehr sicher.
    »Das sind sehr ernste Anklagen, Cailin«, begann er und zwang sich, ruhig zu bleiben. »Wenn diese Männer für schuldig befunden und entsprechend den Zusatzverordnungen bestraft werden, könnte es die Liga schwächen. Wie du schon selbst festgestellt hast: Die Zeiten sind gefährlich. Wir können es uns im Augenblick kaum leisten, dass unsere Position im Land geschwächt wird.«
    »Daran hättest du denken sollen, bevor du Kovet und seine Freunde auf Orris gehetzt hast.«
    »Orris ist ein Verräter! Er bekommt nur, was er verdient hat!«
    »Das mag sein. Aber wenn deine Besessenheit in Bezug auf Orris der Liga schadet, dann ist das allein deine Schuld.« Erland kniff die Augen zusammen. »Es geht also um Orris?« »Nein«, sagte sie rasch. »Es geht darum, wie Kovet mit dem Hausierer und seinen Freunden umgesprungen ist.«
    »Ja. Das hast du in deiner Anklage sehr deutlich gemacht.
    Aber wir wissen es beide besser, nicht wahr? Du willst, dass die Angriffe auf Orris aufhören. Das ist dein eigentliches Ziel bei dieser Sache.«
    »Die Angriffe auf Orris schaden der Liga, Erland. Das wissen wir beide.« Sie strich sich das Haar mit einer Geste aus der Stirn, von der er wusste, dass sie sie immer vollführte, wenn sie nervös war. »Sie haben uns nicht geholfen. Tatsächlich spalten sie uns und behindern uns dabei, dem Land zu dienen.«
    Er lächelte, denn er spürte, dass sie nicht länger im Vorteil war.
    »Unsinn«, sagte er. »Wir sind in dieser Sache vielleicht nicht alle der gleichen Meinung, aber ich glaube nicht, dass es uns geschadet hat, immer die Gerechtigkeit im Auge gehabt zu haben. Tatsächlich bist du die Einzige, von der ich bisher so etwas gehört habe.« Das war eine Lüge, aber er ließ ihr keine Gelegenheit, das auszusprechen. »Was ist los, Cailin? Warum interessierst du dich so für Orris? Könnte es sein, dass deine Besprechungen mit dem Adlerweisen mittlerweile mehr sind als nur Besprechungen?«
    Sie riss den Mund auf.
    »Ja«, sagte er immer noch lächelnd. »Ich weiß, dass du dich heimlich in die Große Halle schleichst. Ich habe bisher noch nichts gesagt, weil ich glaubte, es könnte etwas Gutes dabei herauskommen.« Und weil er nicht hatte zugeben wollen, dass er sie überwachen ließ. »Aber ich hatte offenbar Unrecht. Es ist nicht mehr dabei herausgekommen, als dass du deinen Schwur gegenüber der Liga so gut wie gebrochen hast.«
    »Das habe ich nicht«, erklärte sie gelassen. Selbst wenn es ihm gelungen war, sie aus der Ruhe zu bringen, hatte das offenbar nur vorübergehend funktioniert. »Ich erzähle Jaryd nichts von unseren Konklaven, und ich habe die Farbe meines Umhangs nie vergessen.«
    Er wollte sie herausfordern, aber sie hob die Hand und hielt ihn zurück.
    »Aber ich habe auch nicht vergessen«, fuhr sie fort, »dass die Götter mich für eine außergewöhnliche Bindung auserwählt haben - eine, die Verantwortung gegenüber dem Land mit sich bringt, die weit über meinen Ligaschwur hinausgeht. Ich habe mich mit Jaryd getroffen, weil das vielleicht helfen kann, einen Bürgerkrieg zu vermeiden, und ich werde mich weiter mit ihm treffen, solange unsere Gespräche freundlich und produktiv bleiben.«
    »Und was ist mit Orris?«, fragte Erland verbittert. »Hast du dich auch mit ihm getroffen?«
    Sie zögerte, aber nur für einen Augenblick. »Er kam in die Große Halle, als ich das letzte Mal dort war. Das war direkt nach seiner Konfrontation mit Kovet.«
    »Und bei dieser Gelegenheit hat er dich gedrängt, diese Anklagen einzureichen.«
    Ihre Augen blitzten. »Niemand hat mich zu irgendetwas gedrängt!«
    »Das glaube ich dir nicht«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Jemand muss dich gezwungen haben, das zu tun. Denn die Cailin, die ich kenne, hätte sich nie auf diese Weise gegen ihre eigenen Leute gewandt.«
    »Die Cailin, die du kanntest, war ein Kind, Erland. Und sie hat schon vor Jahren aufgehört zu existieren, etwa um die Zeit, als sie begriff, dass du sie belogen und von Anfang an nur benutzt hast.«
    »Ich weiß nicht, wovon du da sprichst.« Er brachte diese Worte heftig genug

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