Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
Vom Netzwerk:
legte kurz die Hand auf Shavis Schulter und ging davon. Shavi schaute Hywel einen Augenblick an, schüttelte den Kopf ein letztes Mal und folgte dann Ortan. Er gönnte Tammen nicht einmal einen Blick.
    »Er wird sich schon wieder beruhigen, wenn ich zu ihnen zurückkehre«, sagte Hywel, nachdem die beiden Magier aus ihrem Blickfeld verschwunden waren. Er lächelte Tammen an und zeigte auf den Weg. »Gehen wir?«
    Sie zogen nach Osten weiter, und nach einiger Zeit begannen sie mit dem Aufstieg ins Vorgebirge.
    »Bist du schon lange ungebunden, Tammen?«, fragte Hywel nach längerem Schweigen.
    »Nein, nicht sonderlich lange.«
    Abermals Schweigen.
    »Woher kommst du?«
    »Tobyns Ebene. Einer Stadt namens Wasserbogen.« Schweigen.
    »Wie lange bist du schon Magier?«
    Und so ging es den Rest des Tages weiter. Hywel stellte eine Frage, Sartol antwortete angespannt, und dann gingen sie schweigend weiter, bis dem freien Magier ein anderes Thema einfiel. Sartol war so wütend auf sich selbst, weil er überhaupt zugelassen hatte, dass die anderen Magier ihn entdeckten, dass er sich nicht dazu bringen konnte, ein längeres Gespräch zu führen. Und Hywel war viel zu dumm, um aufzugeben. Bis Sartol schließlich spät am Nachmittag, als sie einen weiteren Hügel überquerten und endlich die Parnesheimberge direkt vor sich aufragen sahen, beschloss, dass ihre gemeinsame Zeit nun ein Ende finden würde.
    »Wie hast du denn deinen Falken verloren?«, fragte Hywel, der zu diesem Zeitpunkt offenbar schon zu verzweifelt war, um zu begreifen, wie unhöflich eine solche Frage war. »Tatsächlich«, sagte Sartol, blieb mitten auf dem Weg stehen und drehte sich zu ihm um, »habe ich sie getötet.« Hywel lachte verlegen. »Das ... es tut mir Leid, wenn meine Frage unangemessen war.« »Nicht im Geringsten. Wenn ich sie für unangemessen gehalten hätte, hätte ich nicht geantwortet.«
    »Aber du willst doch sicher nicht sagen ...« Verlegen befeuchtete sich Hywel die Lippen. »Das war doch nicht dein Ernst.«
    »Selbstverständlich.«
    Hywel starrte die Magierin an und wurde bleich. »Du hast deinen eigenen Vogel getötet?«
    Sartol lächelte. »Nun, sie war nicht wirklich mein Vogel.« »Nicht deiner? Das verstehe ich nicht.«
    »Der Vogel gehörte Tammen, ebenso wie dieser Körper, den du vor dir siehst.«
    Der Mann riss die Augen auf und wich einen Schritt zurück. Aber bevor er weiter zurückweichen konnte, streckte Sartol Tammens Hand aus und packte ihn an der Kehle. Der kleine Falke des Magiers flatterte auf und begann zu schreien, aber Sartol brachte das Tier mit einem einzigen blau-gelben Flammenstoß zum Schweigen. Der Vogel fiel schwelend zu Boden.
    »Du hättest nicht mitkommen sollen, Hywel. Und du hättest nicht so viele Fragen stellen sollen.« Er hob den Magier vom Boden und packte ihn fester.
    »Wer bist du?«, brachte Hywel heraus. Seine Augen begannen hervorzuquellen, und er krallte vergeblich die Hände um Tammens Handgelenk.
    Sartol zog den Mann dicht an Tammens Gesicht. »Sieh mir in die Augen«, befahl er. »Was siehst du da?«
    Der Mann schaute hin, und einen Moment später riss er die Augen noch weiter auf. Er gab ein Geräusch von sich, das ein Keuchen gewesen wäre, wenn er in der Lage gewesen wäre zu atmen.
    »Du siehst es, nicht wahr? Tammen ist nicht allein hier drin.«
    »Wer bist du?« Diesmal konnte Hywel überhaupt kein Geräusch mehr hervorbringen, sondern bewegte nur noch die Lippen.
    »Ich heiße Sartol. Vielleicht hast du von mir gehört.« Er ballte Tammens Hand beinahe zur Faust und zerdrückte dabei die Kehle des Magiers wie trockene Blätter im Herbst. Noch ein paar Zuckungen, dann wurde Hywel schlaff, und Sartol trug ihn ein Stück vom Pfad weg und warf ihn in ein Kieferndickicht. Er nahm den Beutel des Mannes vom Gürtel und hob schließlich auch den Kadaver von Hywels Vogel auf und warf ihn zwischen die Bäume. Wahrscheinlich wäre der tote Falke niemandem aufgefallen, aber er wollte lieber kein Risiko eingehen.
    Erst in diesem Augenblick, während er zusah, wie der Himmel langsam dunkler wurde, begriff Sartol, was für einen schrecklichen Fehler er gemacht hatte. Tatsächlich wurde ihm klar, dass dies nun schon das zweite Mal gewesen war: Er hatte diesen Fehler zunächst mit Nodin gemacht und nun auch mit Hywel. Er hatte sie zu den Unbehausten geschickt. Und damit hatte er zweifellos Theron, Phelan und die anderen alarmiert.
    Idiot!, beschimpfte er sich selbst. Dummkopf!
    Einen Augenblick

Weitere Kostenlose Bücher