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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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später erschien Miron auf seiner Schulter, gelb und geisterhaft wie Mondlicht im Sommernebel. Sie starrte ihn einen Moment an, dann begann sie, ihr Gefieder zu putzen.
    Was geschehen ist, ist geschehen, schien sie ihm zu sagen. Mach deinen Frieden damit und zieh weiter.
    »Du hast Recht«, sagte er laut. Er lächelte sogar. Er hatte
    nichts davon bemerkt, dass Theron und die anderen sich seines Plans bewusst waren, und Nodin war nun schon seit Tagen tot.
    »Sie sind die Dummköpfe, nicht ich.«
    Nachdem er das laut ausgesprochen hatte, ging er weiter auf die große Stadt und die Große Halle von Amarid zu und schwor sich, keine Rast einzulegen, bis er wieder vor dem Rufstein stand.
     

4
     
    I ch habe dir ausführlich von den freien Magiern erzählt und davon, wie sie sich immer mehr mit der Volksbewegung verbinden. Ich bin ziemlich sicher, dass du diese Geschichten inzwischen schon nicht mehr hören kannst, und wenn das der Fall sein sollte, entschuldige ich mich. Und dennoch sitze ich hier und schreibe wieder über sie. Ich habe in letzter Zeit viel über sie nachgedacht und versucht, mich zu erinnern, wie ihre Rolle in der immer komplizierter werdenden Politik meines Landes begonnen hat. Meine Freunde im Orden und ich können uns nicht genau entsinnen, wann wir zum ersten Mal von einem »freien Magier« gehört haben; der Begriff scheint sich in unsere Sprache geschlichen zu haben, während gerade niemand hinsah.
    Ich bin allerdings überzeugt, dass die freien Magier und die Volksbewegung sich trotz ihrer derzeitigen engen Verbindung zunächst unabhängig voneinander entwickelt haben und dass die freien Magier zuerst auftauchten, etwa ein oder zwei Jahre vor der Bewegung. Ursprünglich waren diese Magier wohl Männer und Frauen, die sich weigerten, in die bittere Rivalität zwischen der Liga und dem Orden hineingezogen zu werden, und sich stattdessen entschieden, dem Land unter eigenen Bedingungen zu dienen. Und wer könnte ihnen das übel nehmen? Es überrascht dich vielleicht, so etwas von mir zu hören, aber ich denke, ihr ursprüngliches Ziel war sehr ehrenhaft. Erst später, als ihr Ansatz nicht richtig zu funktionieren schien und sie weiterhin allein waren und zu wenige, als dass man sie ernst genommen hätte, haben sie sich gefährlicheren und fragwürdigeren Aktivitäten zugewandt.
    Falkenmagier Orris an Melyor i Lakin, Herrscherin und Steinträgerin von Bragor-Nal, im Frühling des Gottesjahres 4633
     
    Er lebte noch. Aus Gründen, die er kaum begreifen konnte, hatte er Sartols Angriff überlebt. Sein Körper war mit Brandwunden überzogen, aber da sein geliebter Falke tot war, konnte er kaum etwas gegen die nässenden Wunden oder die Schmerzen unternehmen, die ihn bei jeder Bewegung wie ein Messer trafen. Es war ihm mit einer Anstrengung, die ihn beinahe umgebracht hätte, gelungen, zu den Häusern und Scheunen zu kriechen, die verlassen auf der Ebene standen, als wären sie ein Mahnmal für Sartols Bösartigkeit. Als er in den Häusern herumsuchte, die ihre Bewohner offenbar eilig verlassen hatten, als hätten sie die Nähe des Geists des Eulenmeisters keinen Augenblick länger ertragen können, fand Nodin Salben und Bandagen, um seine Haut zu verbinden. Er fand auch Kleidung, um damit die verkohlten Überreste dessen zu ersetzen, was er getragen hatte, als Sartol Tammens Feuer nach ihm geschleudert hatte. Er fand einen alten Hut, um seinen verbrannten Kopf vor der Sonne zu schützen, deren sanftes Streicheln sich nun anfühlte, als zöge man ihm glühende Krallen über den Kopf.
    Er fand auch etwas zu essen oder zumindest etwas, das einmal essbar gewesen war. Nichts war mehr als Lebensmittel geeignet. Also trank er nur gierig aus einem mit Regenwasser gefüllten Trog und verließ das Dorf, überließ es abermals dem Wind und dem Gras. Er zog nach Osten, wie es Sartol zwei Tage zuvor in Tammens Körper getan hatte.
    Solange er die Kraft hatte und die Schmerzen ertragen konnte, ging er weiter. Aber schon am späten Nachmittag war er zusammengebrochen, den Blick auf die Bäume von Tobyns Wald gerichtet, der immer noch unmöglich weit entfernt schien. Als er vor ein paar Tagen mit Tammen und Henryk hier unterwegs gewesen war, hatte es ihn nur eine Stunde gekostet, um vom Wald zu Sartols Bindungsort zu gelangen, aber nun war er nicht mehr sicher, ob er es bis zum Anbruch der Nacht in den Schutz der Bäume schaffen würde.
    Vielleicht hat Sartol mich ja doch getötet, dachte er, und der Schmerz in seinem

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