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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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Weg zu sein. Bei jedem Schritt befürchtete sie, den glühenden Schmerz eines Treffers in ihrem Rücken zu spüren. Aber nichts geschah, und kurz bevor sie zum Ende des Tunnels kam, hörte sie Rufe hinter sich. Irgendwo in einer abgelegenen Ecke ihres Kopfes fragte sie sich, was sie da hörte und ob mit Jibb und Premel alles in Ordnung war. Aber sie zögerte keinen Augenblick.
    Als sie die Ecke erreichte, duckte sie sich, warf sich nach vorn, rollte sich über die Schulter ab und kam mit beiden Werfern feuernd wieder auf ein Knie hoch. Beide Salven fanden ihr Ziel, und der Mann sackte nach hinten, allerdings nicht, bevor er selbst noch einmal geschossen hatte. Als ihr Gegner unter Schmerzensschreien zu Boden stürzte, spürte auch Melyor weiße Hitze wie ein Messer in ihrem Oberschenkel. Keuchend ließ sie einen Werfer fallen und drückte die Hand auf die Wunde. Der Mann vor ihr - es war tatsächlich ihr Fahrer - versuchte sich aufzurichten und noch einmal zu schießen, aber Melyor war schneller und erwischte ihn mit dem Werfer, den sie noch in der anderen Hand hatte, am Handgelenk. Seine Waffe und ein Teil seiner Hand flogen gegen die nächste Mauer.
    Melyor hockte sich hin, kniff die Augen zu und biss die Zähne gegen eine Welle von Übelkeit zusammen. Sie spürte, wie ihr schwindlig wurde, und einen Augenblick befürchtete sie, das Bewusstsein zu verlieren. Aber dann öffnete sie die Augen wieder und zwang sich, zu Vian zu kriechen. Er wand sich wie ein verwundetes Tier. Seine rechte Hand war kaum mehr als ein blutiger Stumpf, und er hatte Verbrennungen an einem Knie und oben an der Brust.
    »War es Marar?«, fragte sie ihn mit belegter, unsicherer Stimme. »Hat er dich angewiesen, uns zu töten?«
    Er sah sie durch halb geschlossene Augen an, sagte aber kein Wort.
    Sie drosch ihm die Faust gegen das verletzte Knie, und er schrie auf.
    »Antworte!«, verlangte sie. »War es Marar?«
    »Ja«, stieß er hervor.
    »Und er wollte, dass wir alle drei sterben?«
    »Ja. Alle drei.«
    »Wo sind die Kuriere?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Wieder hob sie die Faust. »Weißt du es nicht oder willst du es nicht sagen?«
    »Ich weiß es nicht. Das schwöre ich.«
    »Warum hast du das getan, Vian?«, fragte sie, die Faust immer noch über seinem Knie.
    »Frag Jibb.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Was?«
    »Ich sagte, frag Jibb. Frag ihn nach Selim.«
    Sie verstand nicht, was er meinte, aber sie hatte nicht die Kraft, die Sache weiterzuverfolgen. Sie senkte die Hand und lehnte sich wieder gegen die Mauer. Sie begann vor Kälte zu zittern. Ihre Lippen bebten.
    Sie hörte, dass jemand auf sie zugerannt kam, und mit großer Anstrengung hob sie die Hand, in der sie den Werfer hielt. Aber dann kam Jibb in Sicht, und sie ließ den Arm wieder zu Boden sinken.
    »Aricks Faust!«, flüsterte er und eilte an ihre Seite. »Premel!«, rief er, und seine Stimme brach beinahe.
    Sie hörte eine Antwort wie aus weiter Ferne. Sie fühlte sich sehr schwach.
    »Ruf die Sanitäter!«, brüllte Jibb.
    »Es geht mir gut«, sagte sie, schloss die Augen wieder und schluckte.
    »Nein, das stimmt nicht. Du brauchst einen Arzt.« »Bist du in Ordnung? Und Premel?«
    »Es geht uns beiden gut. Premel ist bei Dob und den anderen.«
    Sie öffnete die Augen. »Dob?«
    »Er kam von Süden und hat die beiden Attentäter von hinten angegriffen. Wie ich schon sagte, ich wollte, dass jemand wusste, wo wir sind.« Er lächelte, aber sein Blick wirkte beunruhigt.
    »Sind die Attentäter tot?«
    »Einer von ihnen. Wir haben uns den anderen geschnappt, damit du ihn verhören kannst.«
    Sie nickte und gestattete sich, die Augen wieder zu schließen. »Gut. Sorgt dafür, dass Vian am Leben bleibt. Ich will auch mit ihm sprechen.«
    Er strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. »Mach dir deshalb keine Gedanken«, flüsterte er. »Mach dir überhaupt keine Gedanken. Ruh dich einfach aus.«
    Sie nickte abermals. »Ja, ich ruhe mich aus. Und dann bringe ich Marar um.«

6
     
    I m Augenblick ist es das Warten, was mich am meisten beunruhigt. Dass sich Jaryd und Cailin an Adler gebunden haben, sagt uns, dass ein Krieg unvermeidlich ist. Das lehrt uns zumindest die Geschichte, und zweifellos haben die meisten hier in Amarid diese Lektion begriffen. Also sitzen wir da und warten und sehen überall Feinde. Wird die Liga gegen den Orden kämpfen? Werden sich die Magier zusammentun, um gegen die Tempel zu kämpfen, oder werden die Tempel

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