Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn
dem Bauch liegend. Aber je länger das Gefecht dauerte, desto schlechter wurden ihre Chancen zu überleben. Die kleine Kammer war bald voller Rauch, und ihre Werfer wurden heißer und heißer, bis Melyor sich zu fragen begann, ob sie bald überhaupt noch funktionieren würden.
»Wir müssen etwas tun«, sagte Jibb schließlich heiser, während er weiter in den Flur schoss.
Premel, der an seiner Seite stand, wollte antworten, bekam aber stattdessen einen Hustenanfall. Am Ende nickte er einfach nur.
»Irgendwelche Ideen?«, fragte Melyor und schaute von einem zum anderen.
»Ich nehme an«, sagte Premel nach einem weiteren Hustenanfall, »das wäre nicht der geeignete Zeitpunkt, sie zu fragen, ob sie mein Gold haben.«
Melyor und Jibb lachten so laut, dass die Attentäter einen Augenblick aufhörten zu feuern. Ein paar Sekunden später begannen sie jedoch erneut anzugreifen und trieben Jibb und Premel zurück in den Raum.
»Ist euch aufgefallen«, fragte Jibb, »dass das Feuer von rechts erheblich schwächer ist als das von links?« »Selbstverständlich«, sagte Premel. »Auf der rechten Seite ist nur ein einzelner Mann. Links sind mindestens zwei.« »Das meinte ich nicht. Es ist nicht nur ein Mann allein, er kann auch nicht sonderlich gut mit dem Werfer umgehen.« Melyor nickte. Sie hatte es ebenfalls bemerkt, aber nicht weiter darüber nachgedacht.
»Ich wette, dass ist dein Fahrer«, fuhr Jibb fort. »Was bedeutet, dass er zwar bewaffnet ist, aber nicht ausgebildet.« »Was schlägst du also vor?«
»Einer von uns sollte ihn direkt angreifen.«
»Du bist verrückt!«, sagte Premel. »Wer immer das wagt, wird tot sein, bevor er zwei Schritte macht!«
»Oder sie«, verbesserte Melyor. »Aber das wird nicht geschehen, wenn die beiden, die hier bleiben, ihr Deckung geben.«
Jibb grinste. »Genau. Ihr beiden geht in Position, und wenn ihr anfangt zu schießen, greife ich an.«
»Du gehst nirgendwohin«, sagte Melyor. »Nicht mit nur einem gesunden Arm.« Sie zog den zweiten Werfer aus der Jacke, überlegte dann einen Augenblick und zog die Jacke aus.
»Das werde ich nicht zulassen«, sagte Jibb.
Bevor Melyor reagieren konnte, hörten sie Schritte im Flur. Sofort sprangen Jibb und Premel wieder in den Eingang und feuerten und trieben die Attentäter zurück.
»Das ist unmöglich!«, rief Jibb über die Schulter und feuerte weiter. »Wenn du mich nicht schicken willst, dann schick Premel, aber -«
»Darüber streite ich nicht, Jibb. Keiner von euch ist so gut wie ich mit dem Werfer, und keiner kann so gut mit dem Messer umgehen. Und außerdem bin ich die Herrscherin. Es ist meine Entscheidung.«
Sie konnte sehen, wie er die Kiefermuskeln anspannte, während er seine Waffe abfeuerte, aber einen Augenblick später sah er sie an und nickte.
Sie ging zum Eingang und hockte sich neben Premels Beine. Es war viel Rauch im Gang, aber das würde sich zu ihrem Vorteil auswirken.
»Auf meinen Befehl, Premel«, flüsterte sie, »beginnst du zusammen mit Jibb auf die beiden Männer am anderen Ende zu schießen. Gib ihnen keine Chance, auf mich zu feuern. Ich will nicht in den Rücken getroffen werden.« »Was ist mit dem anderen?«, fragte Premel leise.
»Ich werde beide Werfer benutzten. Das sollte genügen, dass er sich lange genug gegen die Wand drücken muss, damit ich das Ende des Flurs erreiche.« »Und was dann?«, fragte Jibb.
»Dann sind wir auf gleicher Höhe, und wenn es wirklich mein Fahrer ist, wird er keine Chance haben.«
»Und wenn nicht? Wenn es ein weiterer Attentäter ist?« Sie blickte zu Jibb auf und lächelte. »Meine Chancen sind immer noch ziemlich gut. Findest du nicht?«
Jibb grinste und schüttelte den Kopf. »Pass auf dich auf.« Sie nickte. »Wir sehen uns in ein paar Minuten.«
Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Flur zu und zwängte sich geduckt zwischen den beiden Männern hindurch. Sie packte ihre Werfer, holte tief Luft und sprang in den Flur. Sie nahm an, dass Premel sich wie angewiesen umgedreht hatte und in die andere Richtung schoss. Ganz bestimmt feuerte er nicht in die Richtung, in die sie lief. Aber sie selbst tat es, und das mit beiden Werfern, während sie - immer noch geduckt - durch den blaugrauen Rauch eilte. Sie wusste, der Mann am anderen Ende, wer immer er sein mochte, würde ihre Schritte hören, aber dagegen konnte sie kaum etwas tun.
Sie hatte nicht geglaubt, dass das Ende des Flurs sehr weit entfernt war, aber nun schien es ein unmöglich langer
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