Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
Vom Netzwerk:
sich mit einer anderen Gruppe verbünden, um uns zu vernichten? Werden die freien Magier und die Volksbewegung einen Krieg mit den Kindern der Götter anfangen und die übrigen Magier auf die eine oder andere Weise in den Konflikt hineinziehen, oder geht es um einen Feind von außen: Abborij oder Lon-Ser?
    Über all das denken wir nach, über all das diskutieren wir. Heute haben Jaryd und Alayna den Magiern des Ordens erzählt, dass ihre Tochter Myn, die alle Anzeichen des Blicks an den Tag legt, von Sartol geträumt hat, einem unbehausten Magier, der nun seit elf Jahren tot ist. Wenn man den Alptraum des Kindes ernst nimmt, dann könnte Sartol eine Möglichkeit gefunden haben, Therons Fluch zu entfliehen, und wieder eine Gefahr für unser Land darstellen. Ich fürchte, wir lassen uns derart von unserer Angst vor dem Krieg verschlingen, dass wir den Verstand verlieren. Und ich frage mich, ob wir, wenn die Zeit gekommen ist, immer noch im Stande sein werden, unsere wahren Feinde von den Personen und Gruppen zu unterscheiden, mit denen wir uns zusammentun müssen, um weiterleben zu können.
    Falkenmagier Orris an Melyor i Lakin, Herrscherin und Steinträgerin von Bragor-Nal, im Frühling des Gottesjahres 4633
     
    Jaryd hatte einige Zeit gebraucht, um über seine Zweifel hinwegzukommen und sich nicht mehr zu fragen, wieso die Götter und Rithlar ihn und keinen anderen Magier des Ordens auserwählt hatten. Seit Wochen hatte er den Titel »Adlerweiser« nur mit Unbehagen getragen. Er hatte an die anderen Adlerweisen in der Geschichte von Tobyn-Ser gedacht - an Fordel, Decla und Glenyse - und er wusste, dass er es nicht verdiente, dass sein Name in einem Atemzug mit ihren genannt wurde. Diese Menschen waren Legenden, sie waren Helden. Sie hatten das Land gerettet. Und er war nur ein Magier. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Bei mehr als einer Gelegenheit hatte Alayna ihm, wenn sie abends zusammen im Bett lagen, erklärt, dass er eben mit solchen Zweifeln leben musste.
    »Ich habe sie ebenfalls«, sagte sie mehr als einmal. »Es würde jedem so gehen. Ich würde mir mehr Gedanken um dich machen, wenn du nicht an dir zweifeln würdest.« Obwohl es lange gedauert hatte, erkannte er schließlich die Weisheit in ihren Worten. Er hatte endlich gelernt, mit seinen Zweifeln zu leben und zu akzeptieren, dass die Götter ihn aus einem bestimmten Grund erwählt hatten, aus einem Grund, den sie kannten, auch wenn er das nicht tat. Außerdem hatte natürlich eine Rolle gespielt, dass die anderen Magier des Ordens an ihn als Anführer glaubten. Ihr Glaube an seine Fähigkeiten hatte seinen eigenen genährt. Wenn sie glauben, dass ich würdig bin, mich Adlerweiser zu nennen, hatte er sich selbst gesagt, dann sollte ich es vielleicht ebenfalls akzeptieren.
    All das ließ den Zweifel, den er nun in ihren Gesichtern sah, noch erheblich beunruhigender wirken.
    Er und Alayna waren gerade damit fertig, den versammelten Ordensmagiern von Myns Traum zu erzählen, und sie hatten dabei deutlich gemacht, dass sie die Vision des Mädchens für prophetisch hielten.
    »In den vergangenen Jahren haben Alayna und ich gelernt, uns auf Myns Blick ebenso wie auf unseren eigenen zu verlassen«, hatte er seine Erklärung beendet. »Wir glauben ihr. Wir wissen nicht, wie es möglich sein solle, dass Sartol hierher kommt. Offensichtlich bedeutet es, dass etwas geschehen ist, was die Bedingungen von Therons Fluch verändert oder Sartol anderweitig gestattet hat, den Einschränkungen, die ihm dieser Fluch auferlegt, zu entgehen.«
    Zunächst sagten die anderen Magier nichts, und unbehagliches Schweigen senkte sich wie schwerer Nebel über die Versammlung. Dann begannen die Ordensmitglieder, sich zu räuspern, warfen flüchtige Blicke zu ihren Nachbarn, rutschten unruhig hin und her. Das Einzige, was sie nicht taten, war Jaryd oder Alayna in die Augen zu sehen. Immerhin war Jaryd ihr Adlerweiser und Alayna seine Erste und darüber hinaus seine Frau. Wie konnten die anderen da einfach erklären, dass sie den beiden kein Wort glaubten? Wie konnten sie sagen, dass sie, wo Jaryd und Alayna eine Prophezeiung sahen, nur die Fantasie eines Kindes erblickten? Und was das Verstörendste war, es waren nicht nur ein paar Magier, die so reagierten. Alle verhielten sich so, sogar Orris und Radomil und Sonel. Sogar Baden. Baden war der Erste, der sich zu Wort meldete. »Keiner von uns bezweifelt, dass Myn ein außergewöhnliches Kind ist,
    Jaryd«, sagte er und erhob sich.

Weitere Kostenlose Bücher