Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn
Stirn.
»Sind sie je zuvor zu spät gekommen?«, fragte Melyor. »Nein. Sonst haben sie immer schon auf mich gewartet.« Sie kaute einen Augenblick auf der Unterlippe. »Nun, geben wir ihnen noch ein paar Minuten. Es wäre mir lieber, wenn ich diese Aktion nicht wiederholen müsste.« Beide Männer nickten, und sie warteten schweigend und lauschten nach Stimmen oder Schritten.
Dann erinnerte sich Melyor an den Anruf des Fahrers. »Warum hast du meinem Fahrer gesagt, dass wir ihn heute Abend brauchen?«, fragte sie Premel. »Ich dachte, wir hätten ohnehin beschlossen, die Tunnel zu benutzen.« »Ich habe dem Fahrer nichts davon gesagt«, erklärte Premel überrascht. »Ich habe nicht einmal mit ihm gesprochen.« Melyor sah Jibb an. »Du?«
»Ich habe darüber nur mit Dob gesprochen.«
»Mit Dob? Warum hast du es ihm gesagt?«
»Weil ich wollte, dass jemand weiß, wohin wir gehen.« »Glaubst du, er hätte es gegenüber dem Fahrer erwähnt?«, fragte Premel.
Jibb schüttelte den Kopf. »Ich habe vollkommen klar gemacht, dass er mit niemanden darüber reden soll.«
»Der Fahrer hat behauptet, du wärst es gewesen«, sagte Melyor zu Premel. »Da bin ich ganz sicher.«
»Dann hat er gelogen.«
»Hat er?«, wollte Jibb wissen und starrte Premel mit offensichtlichem Misstrauen an.
»Ja.«
»Denn wenn er das nicht getan hat und du irgendetwas unternommen hast, um diese Kuriere zu warnen -«
»Still!«, zischte Melyor. »Habt ihr das gehört?«
Jibb und Premel schwiegen sofort, und Melyor spitzte die Ohren, um das Geräusch erneut zu hören. Es hatte wie Schritte geklungen, langsam und leise, als näherte sich jemand ganz vorsichtig. Aber irgendetwas stimmte nicht. Sie wusste nur nicht genau, was.
Es kam ihr vor, als müssten sie eine Ewigkeit warten. Dann hörten sie es endlich wieder, immer noch leise, aber unmissverständlich. Es waren Schritte. Aber statt sich aus der Gegenrichtung zu nähern, wie sie es von den Kurieren erwartet hatten, kamen diese Schritte von hinten, als wäre man ihnen gefolgt.
Und plötzlich, wenn auch viel zu spät, begriff sie alles: weshalb es so einfach gewesen war, dieses Treffen zu arrangieren, weshalb Vian sie angerufen hatte, weshalb die Kuriere nicht auftauchten - alles.
»Hinterhalt!«, konnte sie noch rufen und griff nach ihrem Werfer. »Sie kommen von beiden Seiten!«
Einen Augenblick später zuckte Werferfeuer durch die Tunnel. Scharlachrotes Licht schnitt durchs Dunkel und erzeugte Rauchwolken und Funkenhagel, wenn es die Steinmauern traf.
Melyor, Jibb und Premel warfen sich zu Boden und schossen zurück, aber sie waren inmitten eines geraden Gangs, der ihnen keine Deckung bot, und ihre Angreifer standen an den Ecken zu beiden Seiten des Tunnels. Das Einzige, was sie vor einem schnellen Tod rettete, war eine kleine Kammer ein paar Fuß von ihrem Standpunkt entfernt. Und ohne Premel hätte Melyor nicht einmal gewusst, dass sie da war.
Premel schrie Jibb und ihr zu, ihm zu folgen, und sprang in den kleinen Raum hinein. Es gelang auch Jibb, in Deckung zu kriechen, und Melyor warf sich vorwärts, überschlug sich, feuerte einmal auf die beiden Attentäter vor ihr und vollführte dann einen Salto in die Kammer hinein. Dicht über ihren Kopf hinweg krachten zwei rote Blitze.
Wie durch ein Wunder war niemand getroffen worden, aber ihre Situation war auch nun nicht wesentlich besser. Die Kammer bot eine gewisse Deckung, aber der Eingang war kaum breit genug, dass zwei von ihnen gleichzeitig schießen konnten. Sie saßen in der Falle. Sie konnten bestenfalls verhindern, dass ihre Angreifer sich weiter näherten. Flucht kam nicht in Frage.
Da nur zwei von ihnen schießen konnten, wechselten sie sich ab. Wegen seiner Verletzung konnte Jibb nur in eine Richtung feuern, was alles ein wenig kompliziert machte, aber es gelang ihnen, konstant zurückzuschießen und die Attentäter damit zu zwingen, weiterhin in Deckung zu bleiben.
T>\t Kttewtätö seftßt \v2ÄtoY sWe. "Left to YteW., w&A das wussten sie auch. Sie feuerten hin und wieder, aber nicht in einem bestimmten Rhythmus, der Melyor und den anderen Gelegenheit gegeben hätte, sich entsprechend zu wehren. Einmal streckte Melyor den Kopf und den Arm aus der Öffnung, wurde aber sofort gezwungen, sich wieder zurückzuducken, und riss Premel mit sich, bevor die nächste Salve über sie hinwegzischte.
Danach veränderten sie die Positionen, aus denen sie feuerten, manchmal aus der Hocke, manchmal stehend, manchmal sogar auf
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