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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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erreichen. Aber trotz ihres Tempos und der Tatsache, dass die Magier der Liga und des Ordens zusammen unterwegs waren, sah Jaryd wenig Anzeichen, dass der kurzfristige Waffenstillstand, den er und Cailin erreicht hatten, über diese Reise hinaus Bestand haben würde. Erland strengte sich sehr an, Jaryd und seinen Freunden aus dem Weg zu gehen. Von giftigen Blicken in Richtung Orris einmal abgesehen, ignorierte er sie vollkommen. Und obwohl sich Vawnya in der Nähe des Ersten Meisters nicht sonderlich wohl zu fühlen schien, machte sie auch sehr deutlich, dass sie seine Gesellschaft der eines jeden vorzog, der einen grünen Umhang trug. Jaryd war nicht sonderlich überrascht, aber entgegen besserem Wissen hatte er doch mehr erwartet.
    Nur Cailin versuchte, die Kluft zwischen der Liga und dem Orden zu überbrücken. Sie ritt häufig neben Jaryd, Orris und Trahn und gestattete Erland und Vawnya, die Spitze zu übernehmen. Am Abend blieb sie noch lange, nachdem ihre Mitmagier eingeschlafen waren, bei Jaryd, Orris und Trahn sitzen, unterhielt sich mit ihnen oder lauschte einfach schweigend. Zunächst nahm Jaryd an, dass sie versuchte, die Freundschaft zwischen ihnen beiden weiter zu vertiefen. Aber er erkannte bald, dass es Orris war, zu dem sie sich hingezogen fühlte. Unterwegs wich sie kaum von der Seite des blonden Magiers, und wenn sie abends beim Feuer saßen, schaute sie ihn fast ununterbrochen an.
    Unter anderen Umständen wäre das vielleicht komisch gewesen; Cailins Empfindungen für Orris waren kaum falsch zu verstehen. Und jeder, der sich noch an die Intensität der ersten Liebe erinnern konnte, hätte den Blick in ihren blauen Augen rührend gefunden. Trotz all ihrer Macht, all ihrer Selbstbeherrschung, trotz des riesigen Adlers, der über ihr flatterte, während sie durch den Wald ritt, war Cailin immer noch kaum mehr als ein Kind.
    Aber niemand, der Erland beobachtete, wenn Cailin sich in Orris' Nähe aufhielt, hätte daran zweifeln können, dass der Erste Meister ihr nie verzeihen würde, einen Mann zu lieben, den er für einen Verräter hielt. Und was noch schlimmer war, Jaryd kannte Orris gut genug, um zu wissen, wie unbehaglich der Falkenmagier sich wegen all dieser Aufmerksamkeit fühlte. Orris liebte die Herrscherin von Bragor-Nal. So war es schon seit Jahren, und Jaryd glaubte seinem Freund, wenn dieser erklärte, es sei ihm unmöglich, eine andere Frau zu lieben.
    Nein, das hier war alles andere als komisch. Es hätte komisch sein sollen. Es hätte harmlos sein sollen. Solche Dinge geschahen ständig. Aber stattdessen brachte es alles in Gefahr: ihre Reise zu Rhonwen, den zerbrechlichen Frieden zwischen der Liga und dem Orden, Cailins Möglichkeit, die Liga zusammen mit Erland anzuführen. Alles. Und Jaryd konnte nichts anderes tun, als zuzusehen.
    Als sie durch einen weiteren abgeholzten Bereich ritten, hob Jaryd die Hand und bedeutete den anderen, sie sollten ihre Pferde zügeln. Vawnya und Erland waren vor ihnen, also rief er nach ihnen.
    »Was ist los?«, fragte Erland und wendete sein Pferd.
    »Ich möchte einen Augenblick rasten.«
    »Hier?«, fragte Vawnya und beäugte die Lichtung mit offensichtlichem Missvergnügen.
    Jaryd zeigte auf einen kleinen schlammigen Bach, der zwischen ihnen und den Ligamagiern über den Weg floss. »Hier gibt es Wasser. Mein Pferd hat Durst.«
    Vawnya und der Erste Meister wechselten einen Blick, dann ritten sie beide zum Bach zurück.
    Jaryd schwang sich aus dem Sattel, ebenso wie die anderen, und während die Pferde tranken, holten sie etwas zu essen aus den Satteltaschen und nahmen eine kleine Mahlzeit zu sich.
    »Wie weit ist es noch?«, fragte Jaryd Vawnya und brach damit ein unbehagliches Schweigen.
    Die blonde Frau sah sich um und schüttelte dann den Kopf. »Ich denke, es ist nicht mehr weit. Es ist allerdings schwer zu sagen, so wie der Wald jetzt aussieht. Ich kannte diesen Wald, als er noch nicht abgeholzt war. Aber nun ... « Sie zuckte die Achseln.
    »Wirst du Rhonwen trotzdem finden können?«
    »Ja, Adlerweiser«, antwortete sie verärgert. »Ich werde uns zu Rhonwen bringen.«
    Jaryd spürte, wie Orris neben ihm unruhig wurde, und legte dem kräftigen Magier die Hand auf die Schulter. »Danke«, sagte er gleichzeitig zu Vawnya.
    Sie ruhten sich noch einen Augenblick aus, aber keiner sagte etwas oder sah die anderen auch nur an.
    Als er dort zwischen den Baumstümpfen und den Resten abgeholzter Bäume stand, wuchsen Jaryds unangenehme Vorahnungen.

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