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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
Vom Netzwerk:
war sie bereits Bandenchefin und auf dem Weg gewesen, Nal-Lord zu werden. Aber in so manch anderer Hinsicht hatte die Herrscherin Recht: Sie waren einander tatsächlich ähnlich. »Worüber grinst du?«, fragte Maus.
    »Sie hat Recht«, sagte er. »Du bist wie sie.« Die Frau blieb stehen und schüttelte den Kopf. »Nein, das bin ich nicht«, erwiderte sie.
    Melyor und Premel blieben ebenfalls stehen.
    »Ich weiß viel von dir«, sagte Maus zu der Herrscherin. »Ich weiß, dass du aus Bosheit und Ehrgeiz getötet hast; ich weiß, dass du dich nie dem Netzwerk angeschlossen, sondern dich stattdessen dafür entschieden hast, uns den Rücken zuzuwenden, bis du unsere Hilfe brauchtest. Und ich weiß, dass du einmal vorhattest, die Invasion in Tobyn- Ser zu organisieren.«
    »Wer hat dir das gesagt?«, flüsterte Melyor verblüfft.
    Maus lächelte, aber das Lächeln drang nicht bis zu ihren Augen vor. »Das ist doch egal. Ich weiß es. Ebenso wie ich weiß, dass wir einander kein bisschen ähnlich sind.« »Warum hilfst du mir dann?«
    »Ich helfe dir, weil das Netzwerk mich darum gebeten hat. Sie dachten, wenn ich dir helfe, würde das die Dinge in den Blocks vielleicht besser machen. Ich habe ihnen gesagt, dass du nichts unternehmen würdest, dass du glaubst, alles sei in Ordnung, aber sie bestanden darauf. Also bin ich hier. Aber ich tue das für meine Leute und nicht für dich.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und rauschte davon. Premel und die Herrscherin starrten ihr schweigend hinterher. Schließlich wandte sich der Gardist an Melyor. »Herrscherin, ich -«
    »Schon gut, Premel«, sagte sie leise. Sie ging weiter und packte dabei die Krücken so fest, dass ihre Knöchel weiß wurden. »Bringen wir diese Sache einfach hinter uns.«

9
     
    B itte versteh mich nicht falsch; ich bin dankbar für den Frieden zwischen unseren beiden Ländern, und obwohl ich über einige der Folgen der Handelsbeziehungen, die in den letzten Jahren deutlich wurden, nicht sonderlich froh bin, kann ich durchaus auch die Vorteile erkennen. Aber was unserem Land zustößt, entbehrt tatsächlich nicht einer gewissen Ironie. Vor zwölf Jahren haben meine Mitmagier und ich gegen Eindringlinge aus Lon-Ser gekämpfi. Vier Jahre später haben du und ich Cedrych getötet, um eine neuerliche Invasion zu verhindern.
    Aber jedes Mal, wenn ich durch Tobyns Wald gehe und sehe, dass ein großer Teil der Bäume im Namen des Handels abgeholzt wird, jedes Mal, wenn ich ins Hochland komme und entdecke, welche Narben die Bergarbeiter dort schlagen, bin ich gezwungen, mich zu fragen, ob es unserem Land nun tatsächlich besser geht, als es der Fall gewesen wäre, wenn wir die Fremden nicht besiegt hätten. Ja, die Menschen von Tobyn-Ser erhalten etwas im Austausch für unsere Bäume und unser Erz - zumindest einige von ihnen. Und niemand unterdrückt uns. Aber unser Land wird nach und nach zerstört. Davon bin ich vollkommen überzeugt.
    Falkenmagier Orris an Melyor i Lakin, Herrscherin und Steinträgerin von Bragor-Nal, im Winter des Gottesjahres 4633
     
    Es war noch schlimmer geworden als nur ein paar Wochen zuvor, als er mit Alayna und Myn durch den Gotteswald geritten war. Es schien kaum möglich zu sein - immerhin war seitdem nicht viel Zeit vergangen. Aber Jaryd sah den Unterschied. Der Wald verschwand sehr schnell.
    Er wusste, dass es im Augenblick wichtigere Sorgen gab. Wenn sie Sartol nicht aufhalten konnten, würden die Bäume das kleinste Problem sein. Aber während sie weiter nach Süden zu Rhonwens Bindungsort ritten, quälte es ihn dennoch, so viele Baumstümpfe und vernarbte Abhänge zu sehen. Der Schmerz riss an seinem Herzen wie Krallen. Und den Mienen Trahns und Orris' nach zu schließen empfanden sie das Gleiche.
    Sie waren insgesamt zu sechst. Cailin und Erland hatten sich entschieden, Vawnya mitzunehmen, die junge Frau, die als Erste vorgeschlagen hatte, Rhonwen aufzusuchen. Vawnya war groß und kräftig und hatte langes blondes Haar und grüne Augen. Sie schien sich im Sattel recht wohl zu fühlen und kannte die Gegend, in der sie unterwegs waren, da sie in der Nähe von Phelans Dorn aufgewachsen war. Tatsächlich hatte Rhonwen in ihrer kurzen Zeit als Ordensmitglied Vawnyas Dorf gedient. Cailin sagte, die Magierin wüsste, wo der Geist zu finden wäre.
    Sie hatten die Strecke zum Südteil des Waldes in nur fünf Tagen zurückgelegt, und Vawnya behauptete, sie könnten Rhonwens Bindungsort noch an diesem Tag vor Einbruch der Nacht

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