Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn
Lichtung zurück.
»Erland hätte ihn umgebracht«, sagte Jaryd. »Da bin ich sicher.«
Der dunkelhäutige Magier nickte. »Wahrscheinlich. Aber Orris hatte das Gleiche vor, als er vom Pferd sprang.«
»Und deshalb soll ich mich besser fühlen?«
Trahn grinste. »Wohl kaum.«
»Was soll ich nur tun, Trahn? Soll ich sie den Rest der Reise voneinander trennen? Soll ich nur einem gestatten mitzukommen, wenn wir mit Rhonwen reden? Wir können nicht -«
»Es wird nicht wieder geschehen, Jaryd«, erklärte der dunkelhäutige Magier so überzeugt, dass Jaryd ihn verblüfft anstarrte.
»Woher weißt du das?«
»Ich kenne sie beide. Und bei all ihren Fehlern lieben sie das Land viel zu sehr, um zuzulassen, dass ihr Hass aufeinander dem Land Schaden zufügt.«
»Aber du hast doch gesehen, was gerade geschehen ist.« »Ja.« »Und du glaubst es immer noch?«
Trahn nickte und lächelte. »Ja. Vielleicht musste so etwas geschehen. Sie bewegen sich seit langer Zeit auf eine solche Konfrontation zu, seit damals, als Orris Baram aus dem Gefängnis geholt hat. Vielleicht reicht es sogar noch weiter zurück. Nun ist es passiert, und vielleicht können sie von nun an zusammenarbeiten.«
»Ich hoffe, du hast Recht«, sagte Jaryd. Dann ritt er hinter den anderen her, und Rithlar folgte ihm in der Luft. Als sie kurze Zeit später eine dichte, noch erhaltene Region des Waldes erreichten, bat Vawnya sie anzuhalten. Sie stieg ab, sah sich um und schließlich nickte sie. »Hier ist es«, sagte sie. Sie schaute Jaryd an. »Hier hat Rhonwen ihren Falken gefunden.«
Der Adlerweise hätte sie gerne gefragt, wieso sie so sicher war, aber sie mussten lernen, einander zu vertrauen, und er war derjenige, der diesen Prozess beginnen sollte.
»Gut«, sagte er also stattdessen und stieg ebenfalls ab. »Gut gemacht, Falkenmagierin.«
Sie zog die Brauen hoch, als hätte er sie überrascht, aber dann lächelte sie. »Danke, Adlerweiser.«
Jaryd schaute die anderen an. »Wir müssen versuchen, Cailin so bald wie möglich zu finden. Die Sonne geht bald unter, und sie sollte bei uns sein, wenn wir mit Rhonwen sprechen.«
»Ich gehe«, erklärte Orris. »Ich werde sie suchen.«
»Wir suchen alle nach ihr«, sagte Jaryd.
Orris' Blick wurde härter, aber nach einem Moment nickte er.
Sie kamen überein, sich aufzuteilen und sich in der Dämmerung wieder an Rhonwens Bindungsort zu treffen. Aber als sie dazu ansetzten, den Wald wieder zu verlassen, rief Jaryd Orris zu sich.
»Es tut mir Leid«, sagte er leise. »Nach dem, was zuvor geschehen ist, hielt ich es für notwendig, alle auszuschicken, um nach ihr zu suchen.«
Orris nickte und lächelte. »Ich verstehe. Und ich denke, ich muss mich bei dir entschuldigen.«
»Das kannst du dir für später aufheben. Jetzt musst du Cailin finden. Du bist der Einzige, der das kann, denn sie will nur von dir gefunden werden.«
Der Magier erstarrte einen Moment, aber er wandte den Blick nicht ab. »Ich weiß.« Er zögerte. »Was ich zu Erland gesagt habe, war die Wahrheit. Zwischen uns ist nichts vorgefallen. Mein Herz ... ist anderweitig gebunden.« »Das weiß ich.« Jaryd lächelte traurig. »Versuche, es ihr so sanft wie möglich beizubringen.«
»Selbstverständlich.«
Orris wendete sein Pferd und lenkte es zwischen die Bäume. Schon bald hatte Jaryd ihn aus den Augen verloren. Der Adlerweise holte tief Luft, wandte sich nach Westen und begann mit seiner eigenen Suche. Er zweifelte allerdings kaum daran, dass er Orris die Wahrheit gesagt hatte: Der Falkenmagier war der Einzige, der eine Chance hatte, Cailin zu finden. Jaryd fragte sich jedoch, ob sie überhaupt gefunden werden wollte. Er hatte ihren Blick gesehen, als sie die Lichtung verlassen hatte. Er hatte die Demütigung erkannt, die Tränen auf ihren Wangen bemerkt. Sie hatte sich an einen Adler gebunden und sie war Oberhaupt der Liga, sie war weit über ihre Jahre hinaus stark und klug. Aber sie war immer noch jung, und Erland hatte sie eine Hure genannt.
Er wusste, er würde sie finden, und er würde dazu nicht weit gehen müssen. Dennoch, ein Teil von ihr hatte wahrscheinlich so weit davonreiten wollen, wie ihr Pferd sie tragen konnte. Orris hätte ihr das nicht übel nehmen können. In der kurzen Zeit, die er sie kannte, hatte er allerdings begriffen, dass sie erheblich mehr war als ein Kind mit einem beeindruckenden Vogel. Die Götter hatten eine gute Wahl getroffen, als sie ihr einen Adler schickten.
Als er nun durch eine Lücke
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