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Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Dunkelheit hatten sie ihn auf einer von Abelard und Reißer gezogenen Bahre hierher gebracht und es ihm bequem gemacht. Malcolm war die ganze Nacht bei ihm geblieben. Erst vor der Morgendämmerung hatte er sich zurück ins Lager geschlichen, um dem »Begräbnis« beizuwohnen, während Will und Horace einen in eine Decke gewickelten Baumstamm beerdigten.
    »Keine Veränderung«, sagte Malcolm leise zu Will, nachdem er Walt untersucht hatte.
    Will nickte zufrieden. Er hatte Walt nur äußerst ungern allein gelassen. Jetzt wartete er im Schutz des Buchenhains und suchte aufmerksam den Horizont ab.
    »Irgendwas zu sehen?«, fragte Horace leise, als er mit Malcolm zu Will trat. Horace hatte den Umhang umgelegt, den Walt ihm gegeben hatte, und Malcolm trug Walts eigenen Umhang. Eine Tarnung war immer hilfreich, und Will hatte den beiden geraten, die Kapuzen tief ins Gesicht zu ziehen.
    »Nein! Und hör um Himmels willen auf, so herumzuschreien!«
    Horace musste bei Wills gereizter Antwort fast schmunzeln. Natürlich hatte Horace nicht geschrien. Aber er verzieh seinem Freund. Will war unglaublich angespannt. Der Trick mit dem falschen Begräbnis musste klappen, sonst hatte Walt keine Chance.
    »Was genau hast du denn jetzt vor?«, fragte Malcolm und achtete darauf, auch wirklich zu flüstern. Will und Horace hatten Wills Plan gestern am Lagerfeuer durchgesprochen, und da Malcolm die Nacht über bei Walt Wache gehalten hatte, kannte er nicht sämtliche Einzelheiten.
    »Ich hoffe, er folgt uns ein Stück, um sich zu vergewissern, dass wir wirklich weg sind«, sagte Will.
    »Und dann springst du heraus und nimmst ihn gefangen?« , fragte Malcolm zweifelnd.
    Wills Antwort kam prompt.
    »Das werde ich ganz sicher nicht tun! Ich bin ja nicht lebensmüde. Der Mann ist ein geübter Schütze. Wenn ich auf ihn losgehe, hat er genug Zeit, mich abzuschießen.«
    »Du bist ein besserer Schütze als er«, warf Malcolm ein.
    »Vielleicht. Aber ich brauche ihn lebend. Er hingegen will mich am liebsten tot sehen.«
    »Und wenn du ihn nur leicht verwundest?«, fragte Malcolm.
    Will schüttelte den Kopf. »Zu gefährlich. Ich müsste die Deckung verlassen. Ein Fehltritt und ich könnte nicht mehr genau zielen. Und wenn ich auch nur ein Fingerbreit danebenschieße, ist der Kerl womöglich tot.«
    »Was hast du dann vor?«, fragte Malcolm.
    »Ich werde warten, bis er sich in Sicherheit wiegt. Im Moment ist er auf der Hut«, erklärte Will. »Er will sich überzeugen, ob wir wirklich auf dem Heimweg sind. Ich nehme an, er wird bis zum nächsten Hügelkamm reiten, also hierher. Wenn er uns dann nicht mehr sieht, kehrt er hoffentlich zu Tennyson zurück.«
    »Das klingt vernünftig«, sagte Malcolm, aber Will merkte ihm an, dass er immer noch nicht ganz überzeugt war. »Wenn er dann also zu Tennysons Lager unterwegs ist, wird er sich anfänglich immer noch vergewissern, dass ihm niemand folgt. Sobald er jedoch endgültig überzeugt ist, dass wir weg sind, wird seine Aufmerksamkeit nachlassen. Das erhöht meine Chancen, ihn zu überrumpeln. Ich gebe ihm einen Vorsprung, dann mache ich mich an seine Verfolgung. Wichtig ist, dass ich ihn lebend in die Finger kriege.«
    Malcolm nickte. »Aber Walt hat vielleicht nicht mehr viel Zeit, Will«, erinnerte er den jungen Waldläufer leise.
    »Ich weiß, Malcolm«, seufzte Will. »Aber es nützt ihm auch nichts, wenn ich mich leichtsinnig in Lebensgefahr begebe.
« Plötzlich hob er die Hand. Reißer hatte ihn mit einem leisen Brummen gewarnt.
    Will nickte. »Guter Junge«, flüsterte er. »Ich höre es auch.«
    Es war das Geräusch von Pferdehufen auf weichem Boden. Der Hufschlag wurde lauter. Will ging in die Hocke und bedeutete den anderen, das Gleiche zu tun.
    »Denkt daran«, flüsterte er, »wenn er in unsere Richtung blickt, keine Bewegung.«
    Ein paar Sekunden lang tat sich nichts, dann wurden die Hufschläge langsamer. Ein Reiter auf seinem Pferd kam in Sicht. Will verzog geringschätzig den Mund. Der Genovese mochte in den verwinkelten Gassen einer Stadt ein gefährlicher Gegner sein, doch in der freien Natur mangelte es ihm an Finesse. Wenn man sich in voller Lebensgröße gegen den Horizont abzeichnete, war nichts gewonnen, wenn man es besonders langsam tat.
    Es war ganz unverkennbar der Genovese. Er war leicht zu erkennen in seinem dunkelroten Umhang und mit der Armbrust über dem Sattelknauf. Der Mann stellte sich jetzt in den Steigbügeln auf und schirmte seine Augen mit der Hand ab, um nach

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