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Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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nachzudenken, rannte der Soldat in die angegebene Richtung. Aber als er auf gleicher Höhe mit Will war, erkannte er das Gesicht des jungen Musikanten.
    »Moment mal«, sagte er. »Ihr seid doch …« Noch bevor er den Satz beendet hatte, stieß er mit der Hellebarde zu.
    Will zog blitzschnell das Sachsmesser und wehrte den Schlag zur Seite ab, packte den Mann am Arm, benutzte die Schulter als Hebel, während er in die Knie ging und den Mann über die Schulter zu Boden warf. Der Kopf des Mannes schlug auf dem harten Steinboden auf, sein Helm rollte zur Seite.
    Will nahm den Helm und die lange, schwere Waffe. Beim Seilhaufen blieb er stehen, um sich ein Stück davon abzuschneiden, bevor er zur Treppe lief. Weit oben im Turm hörte er Keren schreien, der ihn wohl laufen sah. Will begann ebenfalls zu schreien, teils, um ihn zu
übertönen, teils, um das Durcheinander noch zu vergrößern.
    »Sie sind im Bergfried!«, schrie er. »Hunderte von ihnen! Alle Wachen sollen sich im Torhaus versammeln!«
    Er lief die Treppe zur Ringmauer hinauf und schrie dabei immer wieder die verschiedensten, einander widersprechenden Befehle, befahl Männer zum Torhaus, zum Bergfried und zum Nordturm, dabei hatte er inzwischen den schweren Helm des Soldaten aufgesetzt und dessen Jacke übergezogen. Das Durcheinander war, wie er wusste, sein bester Verbündeter. Dies und die Tatsache, dass er wusste, jeder, der ihm begegnete, war sein Feind, wohingegen die Wachen erst ganz aus der Nähe sahen, mit wem sie es zu tun hatten.
    Er kam oben auf der Südmauer heraus, nahe bei den Zinnen. Drei Wachen rannten auf ihn zu. Die Männer blieben stehen, als er wild auf den Laufgang hinter ihnen deutete. »Geht in Deckung, ihr Narren! Sie haben Bogenschützen«, schrie er. Da die Männer nicht erwarteten, dass der Feind sie vor einer Gefahr warnte, gehorchten sie sofort, ließen sich flach zu Boden fallen und erwarteten jeden Moment das Zischen und den Einschlag von Pfeilen.
    Will drehte sich um, rannte in den Turm und schlug die Tür hinter sich zu. Ein großes Fass stand in der Nähe, und er rollte es gegen die Tür, bevor er zur Tür auf der gegenüberliegenden Seite wieder zum Laufgang hinausging. Am anderen Ende rannten weitere Männer aufgeregt umher, doch bei ihm war es ruhiger, obwohl er Schritte auf den Stufen im Turm hinter sich hörte. Kurz
entschlossen schlang er das Seil um zwei Zinnen und ließ das lange Ende außen die Mauer hinabfallen.
    Er hielt sich am Seil fest, stieg über die Mauer und lief die Mauer rückwärts nach unten, die Füße fest gegen den rauen Stein gestemmt. Noch bevor er den Boden erreicht hatte, war das Seil zu Ende. Es fehlten weniger als sechs Fuß, sodass er sich das restliche Stück fallen ließ. Diesmal landete er nicht so sanft wie beim letzten Mal. Er kam auf unebenem Boden auf, fiel auf die Seite und stieß sich das Bein an einem scharfen Stein.
    »Ein bisschen zu kurz abgeschnitten«, murrte er. Er vermutete, dass etwaige Verfolger zu dieser Seite des Turms kämen, also zog er sich zurück, humpelte, so schnell er konnte, in Richtung Südmauer und achtete darauf, immer im Schatten zu bleiben. Helm und Jacke des Soldaten zog er unterwegs aus. Dabei stieß er einen durchdringenden Pfiff aus – ein kurzer, hoher Ton, der am Schluss anstieg.
    Über ihm waren Schreie und schnelle Schritte zu hören. Befehle und Gegenbefehle wurden gerufen. Kerens Stimme konnte er nicht mehr hören. Wahrscheinlich rannte er soeben die Treppe des Hauptturms herunter, um den Befehl an der Ringmauer zu übernehmen. Soll er ruhig, dachte Will grimmig und pfiff noch einmal. Niemandem in der Burg schien das bei all dem Durcheinander aufzufallen. Doch ein Stück weiter, gleich hinter einer kleinen Anhöhe, lauschten aufmerksamere Ohren.
    Will wollte gerade noch einmal pfeifen, als er das schwache Trommeln von Hufschlägen hörte, die er sofort erkannte.
    Er sah, wie Reißer auf die Burg zustürmte, etwas rechts
von seinem Standpunkt. Er pfiff noch einmal, und Reißer änderte sofort seine Richtung, um geradewegs auf ihn zuzukommen.
    Will gab sich nun keine Mühe mehr, in Deckung zu bleiben, sondern rannte von der Burgmauer weg. Er hörte wieder Schreie, doch ob man ihn entdeckt hatte oder ob es nur Teil des allgemeinen Durcheinanders war, wusste er nicht. Er hatte auch nicht vor, anzuhalten und es herauszufinden.
    Reißer blieb mit angelegten Ohren neben ihm stehen, die Zähne gebleckt zu einem Wiehern der Begrüßung. Will nahm sich

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