Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)
herrschende Gesetz verstößt.«
Crowley schnaubte. »Ein guter Rechtsbeistand? So etwas gibt es gar nicht! Aber gut, junger Will, ich nehme an, du hast unter diesen Umständen das Beste getan, und wie dein Rechtsbeistand hier ausführt, hast du nicht gegen das Gesetz verstoßen. Aber jetzt stellst du vielleicht lieber dein Zelt auf. Wir reden nach dem Essen weiter.«
Will nickte und grinste Walt an, der wieder einmal nur eine Augenbraue hochzog.
Als Will sich daranmachte, sein kleines grünes Zelt aufzubauen, trat Crowley näher zu seinem alten Freund und sagte so leise, dass Will es nicht hören konnte: »Weißt du, eigentlich keine schlechte Art, mit unangenehmen Zeitgenossen umzugehen. Vielleicht solltest du deinen Freund Erak mal fragen, ob wir das nicht öfter tun könnten.«
Walt sah Crowley vielsagend an »Natürlich. Denn unser Land hat ja gar nicht genügend Mühlen, stimmt’s?«
D ie drei Waldläufer hatten es sich an ihrem Lagerfeuer bequem gemacht. Das Abendessen war ausgezeichnet gewesen. Crowley hatte Kalbskoteletts mitgebracht, die sie auf flachen Steinen im Feuer gebraten hatten. Dazu gab es Kartoffeln, die sie in einem Topf über dem Feuer gekocht hatten. Jetzt saßen sie mit einem Kaffee in zufriedenem Schweigen beisammen.
Will lächelte in sich hinein. Er war natürlich gespannt darauf, Näheres über seinen Auftrag zu erfahren, wusste jedoch, dass es keinen Sinn hatte, die beiden zu drängen. Crowley und Walt würden es ihm sagen, wenn sie so weit waren, und er konnte nichts tun oder sagen, um ihnen vorher etwas zu entlocken. Noch vor ein paar Jahren wäre er vor Aufregung fast gestorben, hätte unmöglich so entspannt sein Essen zu sich nehmen können. Doch mit den vielen anderen Fähigkeiten eines Waldläufers hatte er auch Geduld gelernt. Während er so dasaß und darauf wartete, dass seine Vorgesetzten erklärten, worum es ging, spürte er dann und wann den anerkennenden Blick seines früheren Lehrmeisters.
Schließlich wechselte Walt die Sitzhaltung und sagte
leicht ungeduldig: »Also gut, Crowley! Lass uns endlich anfangen!«
Der Obermeister grinste seinen Freund bedeutungsvoll an. »Ich dachte, wir wollten Wills Geduld auf die Probe stellen, nicht deine?«
Walt machte eine unwirsche Handbewegung. »Dann betrachte die Probe als bestanden.«
Crowleys Lächeln schwand und er wurde mit einem Mal ernst.
Will beugte sich vor, gespannt, endlich Einzelheiten seines neuen Auftrags zu hören. Er hatte die letzten Tage sein Bestes getan, um seine Neugierde zu unterdrücken, doch nun, da der Moment gekommen war, hatte er das Gefühl, keine Sekunde länger warten zu können. Natürlich hatte er sich dann und wann Gedanken gemacht, was es wohl für eine Aufgabe sein könnte, und vermutet, es könnte etwas mit Skandia zu tun haben.
Crowleys erste Worte wiesen jedoch in eine ganz andere Richtung. »Wie es aussieht, haben wir im Norden ein Problem mit Zauberei.«
Will setzte sich überrascht zurück. »Zauberei?«, fragte er, und seine Stimme klang höher, als er es selbst für gut befand.
Crowley nickte. »Ja, so scheint es.«.
Will suchte den Blick seines einstigen Lehrmeisters, aber Walt ließ sich nichts anmerken. »Glauben wir denn an Zauberei?«, fragte Will vorsichtig.
Walt zuckte mit den Schultern. »Der Großteil der Fälle, die ich untersucht habe, waren nichts als Hokuspokus und Taschenspielereien. Nichts, was man nicht durch
einen wohlplatzierten Pfeil aus der Welt schaffen konnte. Dann gibt es vielleicht noch einige wenige Vorkommnisse, die mit der Beherrschung und Beeinflussung des Geistes zu tun haben, zum Beispiel in der Art, wie Morgarath seine Wargals beherrschte.«
Will nickte langsam. Morgarath, ein früherer Baron, hatte gegen den König rebelliert und eine Armee bestialischer Krieger befehligt, die seinem Willen völlig unterworfen waren.
»Gelegentlich gelingt es auch, gewisse Trugbilder hervorzurufen«, warf Crowley ein. »Das gehört auch zur Beherrschung des Geistes, nur dass hier Leute Dinge hören oder sehen, die in Wirklichkeit nicht da sind.«
Einen Augenblick herrschte Stille. Wieder sah Will von einem zum anderen. Schließlich sagte er: »Aber das ist noch nicht alles?«
»Richtig«, sagte Walt. »Es gibt auch noch Vorkommnisse, die wir nicht erklären können.«
»Willst du damit sagen, es gibt tatsächlich Beispiele von Zauberei?«, fragte Will.
Walt schüttelte den Kopf. »Ich sage nur, wir können keine vernünftige Erklärung dafür
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