Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)
Stimme hinter ihm. »Er ist dieser Tage so alt und tatterig, dass er praktisch taub ist.«
Wills Schultern sackten nach unten, und als er sich umdrehte, sah er den Obersten Waldläufer ein paar Schritte hinter sich stehen. Er senkte den Blick. »Guten Tag, Crowley«, grüßte er und murmelte dann: »Ähm … tut mir leid.«
Crowley schaute den jungen Waldläufer ein paar Sekunden böse an, dann konnte er nicht anders, als breit zu grinsen. »Schon in Ordnung«, sagte er und fügte mit einem spöttischen Unterton hinzu: »Heutzutage schaffe ich es ja nicht mehr so oft, euch junge Kerle zu übertrumpfen.«
Insgeheim war er beeindruckt zu erfahren, dass Will sein Versteck längst entdeckt hatte. Nur die schärfsten Augen schafften das. Crowley war nun schon seit mindestens dreißig Jahren damit beschäftigt zu sehen, ohne gesehen zu werden, und er war immer noch ein absoluter Meister darin.
Plötzlich wurde Crowley auf etwas aufmerksam – ein Schwanzwedeln. Er bückte sich, um den Hund zu betrachten.
»Oh! Wen haben wir denn hier?«, fragte er sanft. Er streckte die Hand aus, und die Hündin kroch darauf zu, schnüffelte an der Hand, wedelte wieder mit dem Schwanz und stellte die Ohren auf. Crowley liebte Hunde, die wiederum spürten das und schienen ihn vom ersten Moment an zu mögen.
»Es ist ein Weibchen. Ich fand sie, als ich auf dem
Weg nach Seacliff war«, erklärte Will. »Sie war verletzt und wäre wahrscheinlich gestorben. Ihr vorheriger Besitzer hatte sie misshandelt.«
Crowley verzog das Gesicht. Er verabscheute Grausamkeit gegen Tiere. »Ich gehe davon aus, dass du mit diesem Kerl ein Wörtchen gesprochen hast?«
Will trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Er war sich nicht so sicher, was seine Vorgesetzten zu der Sache mit John Buttle sagen würden.
»In gewisser Weise, ja«, antwortete er. Er bemerkte Walts fragenden Blick. Sein alter Lehrer merkte immer sofort, wenn Will ihm nicht die ganze Geschichte erzählte.
Crowley kraulte die Hündin hinter den Ohren und sah ebenfalls neugierig auf. »Was genau heißt das?«
Will räusperte sich nervös. »Ich musste mich um ihn kümmern, aber nicht wegen des Hundes. Na ja, nicht direkt wegen des Hundes. Ich meine, der Hund war der Grund, weshalb er in der Nacht vor meinem Haus aufgetaucht ist und dann gehört hat, was wir geredet haben, und dann … na ja, ich wusste, wir müssten seinetwegen was unternehmen, weil er zu viel gehört hatte. Und dann sagte Alyss, wir müssten ihn vielleicht … ihr wisst schon … aber ich dachte, das ist vielleicht ein bisschen zu viel. Also war es zum Schluss die beste Lösung, die mir einfiel.«
Will machte eine Pause und sah, wie die beiden Männer ihn völlig verständnislos anstarrten.
»Was ich sagen wollte«, fuhr er fort, »der Hund war irgendwie darin verwickelt, aber nicht direkt, wenn ihr versteht, was ich meine.«
Es gab eine sehr lange Pause, dann sagte Walt langsam: »Nein, ehrlich gesagt, verstehe ich es nicht.«
Crowley sah seinen langjährigen Freund an und sagte: »Du hattest diesen jungen Mann … wie lange … sechs Jahre bei dir?«
Walt zuckte mit den Schultern. »In etwa.«
»Und hast du jemals ein Wort von dem verstanden, was er sagte?«
»Nicht immer«, antwortete Walt.
Crowley schüttelte den Kopf. »Nur gut, dass er nicht in den Diplomatischen Dienst gegangen ist. Wir befänden uns jetzt mit einem halben Dutzend Ländern im Krieg.« Er sah Will nachdenklich an. »Sag uns doch bitte in einfachen Worten und indem du, wenn möglich, jeden Satz beendest, was der Hund, der Tierquäler und Alyss miteinander zu tun haben.«
Will holte tief Luft und bemerkte, dass beide Männer unwillkürlich einen Schritt zurück machten. Also beschloss er, es so einfach wie möglich zu schildern.
»Der frühere Besitzer der Hündin war ein Dieb namens John Buttle. Er hat sie verletzt und liegen gelassen. Ich fand sie an der Straße und habe mich um sie gekümmert.«
Er zwang sich innezuhalten und sah Walt und Crowley fragend an, ob sie ihm bis hierher folgen konnten. Beide machten eine zustimmende Handbewegung.
»Alyss war in meiner Hütte und überbrachte mir eure Nachricht, als Buttle bei mir auftauchte, um seinen Hund zurückzuverlangen. Er hatte schon eine Weile an der Tür gelauscht, bevor wir merkten, dass er da war.«
Dieses Geständnis brachte ihm einen strafenden Blick von Walt ein.
Will zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Ich weiß, ich hätte es früher bemerken müssen.
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