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Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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mein Junge«, lobte ihn ein alter Mann.
    »Es ist eine Mandola«, antwortete Will. »Sie hat im Gegensatz zur Laute acht Saiten …« Er brach ab und sagte einfach nur: »Danke schön.«
    Als er fertig gegessen hatte, blickte er zur Hündin und fragte: »Na, was meinst du, mein Schatz?«
    Daraufhin fing das Tier wieder an zu bellen.
    »Meine Lilofee ist eine strenge Herrin«, erklärte er. Die Hündin verstummte auf das Signalwort hin und er griff nach der Mandola.
    Er spielte noch etwa eine Stunde. Liebeslieder, Wanderlieder, lustige Lieder, traurige Lieder. Als er sein Lieblingsstück über eine unglückliche Liebe beendete, sah er, dass ein oder zwei Leute sich über die Augen wischten, und wieder verspürte er die Befriedigung, die nur der Künstler kennt, der das Herz seines Publikums erreicht. Während er spielte, hatten immer wieder Gäste Münzen in seinen Kasten geworfen. Überrascht dachte er bei
sich, dass er das Geld, das Crowley ihm gegeben hatte, gar nicht angreifen musste. Er konnte seine Rechnung selbst bezahlen.
    Der Wirt, der seinen Platz hinter der Theke für ein paar Minuten verlassen und sich an Wills Tisch gesetzt hatte, blickte zur Wasseruhr, die auf einem Kaminsims langsam vor sich hin tropfte.
    »Vielleicht noch eines«, schlug er vor, und Will nickte bereitwillig.
    Er merkte jedoch, dass sein Herz schneller schlug. Dies war der Moment, auf den er den ganzen Abend hingearbeitet hatte – eine Gelegenheit, die Leute dazu zu bringen, über die eigenartigen Vorkommnisse im Lehen Norgate zu reden. Wie Berrigan ihm gesagt hatte: »Das Landvolk ist Fremden gegenüber misstrauisch. Aber wenn du mal eine Stunde vor ihnen gesungen hast, haben sie das Gefühl, dich schon ihr ganzes Leben lang zu kennen.«
    Er stimmte jetzt eine weithin bekannte Ballade an:
    »Wer schleicht umher in finstrer Nacht,
schon manches Unheil er hat gebracht.
Zum arglosen Kind das Mütterlein spricht:
Mein Bub, hör auf den Zauberer nicht!
     
    Ich fürchte nicht den schwarzen Mann,
ward vom Buben die Warnung abgetan.«
    Will spürte die Veränderung in der Wirtsstube, sobald er das Lied angefangen hatte. Die Leute tauschten furchtsame
Blicke aus, sahen zur Seite oder rutschten sogar weiter von ihm weg.
    »Die Nacht war dunkel, der Wald so tief,
als die Mutter das Büblein vergebens rief.«
    Will brach das Lied ab, als bemerke er eben erst das Unbehagen der Leute. »Tut mir leid«, entschuldigte er sich und lächelte in die Runde. »Stimmt etwas nicht?«
    Wieder wurden Blicke ausgetauscht, und die Leute, die vor einigen Minuten noch gelacht und geklatscht hatten, waren plötzlich sehr zurückhaltend.
    Der Fuhrmann sagte: »Es ist nicht der Ort und die Zeit, um über Zauberer zu singen, mein Junge.«
    »Ihr konntet das natürlich nicht wissen«, warf der Wirt rasch ein, und die Gäste murmelten zustimmend.
    Will lächelte verlegen und fragte ganz unschuldig: »Was konnte ich nicht wissen?«
    Wieder herrschte angespannte Stille, dann sagte der Fuhrmann: »Merkwürdige Dinge passieren dieser Tage in unserem Lehen, das ist alles.«
    »Und in diesen Nächten«, fügte eine Frau hinzu.
    »Ihr meint… etwas, das mit Zauberei zu tun hat?«, fragte Will leise.
    Die Leute blickten furchtsam über ihre Schultern und zur Tür, als erwarteten sie, jeden Moment einen Zauberer eintreten zu sehen.
    Der Wirt antwortete schließlich: »Wir können nicht sagen, was es ist. Aber es passieren merkwürdige Dinge.«
    »Besonders im Grimsdellwald«, warf nun ein Bauer
ein, und wieder stimmten einige Gäste zu. »Merkwürdige Erscheinungen und Geräusche. Sie lassen das Blut in den Adern gefrieren. Ich hab sie einmal gehört, das hat mir gereicht.«
    Es schien, dass die Leute, kaum dass sie ihre ursprüngliche Zurückhaltung überwunden hatten, nur zu gern darüber reden wollten.
    »Was für Dinge habt ihr denn gesehen?«, fragte Will.
    »Lichter hauptsächlich, kleine Bälle aus farbigem Licht, die durch die Bäume wandern. Und dunkle Schatten, die sich immer genau dann bewegen, wenn man gerade nicht hinsieht.«
    Ein Holzscheit im Kamin fiel um und Will zuckte zusammen. Das lag an dem ganzen Gerede von Geräuschen und Schatten. Ein paar hundert Meilen im Süden konnte er mit Walt und Crowley gut darüber scherzen. Aber hier, in einer dunklen Nacht in dieser unwirtlichen Gegend, schien so manches möglich zu sein.
    »Und dann ist da noch der Krieger der Nacht«, sagte der Fuhrmann, woraufhin einige Leute das Zeichen gegen das Böse machten.

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