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Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Als Will den Mann loslaufen hörte, begann er zu zählen.
    Als er bei fünf angekommen war, kletterte er das restliche Stück Mauer hoch, kroch auf dem Bauch durch eine der Schießscharten zwischen den Zinnen und ließ sich mit dem Oberkörper zuerst auf den schmalen Gang rutschen.
    Dies war der gefährlichste Teil. Der Wachposten der anderen Seite kam jetzt direkt auf ihn zu. Doch zum Glück wurde Will von dem Wachposten verdeckt, der von ihm wegmarschierte und zudem die Aufmerksamkeit des anderen Mannes auf sich lenkte. Will blieb dicht am Boden und robbte auf eine dunkle Nische zu, die ein Stützpfeiler ihm bot. Er hatte inzwischen bis fünfundzwanzig gezählt und hörte die gedämpften Stimmen der beiden Wachen, als sie stehen blieben und sich unterhielten. Will drückte sich in die Nische, zog den Umhang um sich und wartete bewegungslos, sein Atem ging so leise, dass er kaum wahrnehmbar war. Er wusste, dass nur völlige Bewegungslosigkeit und Ruhe ihn davor bewahrten, entdeckt zu werden.
    Die Stimmen verstummten, und Will hörte wieder die gleichmäßigen Schritte, als der Wachmann auf ihn zukam. Will stellte sich vor, mit dem Pfeiler und den Schatten eins zu werden. Er konnte das Gesicht des Mannes deutlich sehen. Sein Bart brauchte dringend einen Schnitt und erinnerte Will ausgerechnet in diesem Moment an Walt und seinen struppigen Bart, sodass er auf einmal den Drang zu lachen verspürte.
    Der Wachposten drehte und marschierte erneut weg
von Will. Der junge Waldläufer erinnerte sich an die Worte seines Lehrmeisters: Die Leute bemerken selten etwas, was sie nicht zu sehen erwarten. Der Wachposten hatte ganz sicher nicht erwartet, dass kaum sechs Fuß von ihm entfernt ein Eindringling stehen könnte.
    Ein glücklicher Zufall fügte, dass die Treppe nach unten zum Hof ganz in der Nähe war. Diesmal wartete Will, bis die zwei Posten sich wieder in der Mitte trafen und bei ihrer Unterhaltung in die Nacht hinausblickten. Lautlos wie eine Schlange glitt er aus dem Schatten auf die Treppe zu und setzte seinen Weg nach unten fort.
    Am Fuß der Treppe blieb er stehen. Hier waren keine Wachposten, aber es bestand immer die Möglichkeit, dass jemand aus der Tür kam, die aus dem Bergfried oder dem Torhaus führte. Ein, zwei Minuten beobachtete Will die Lage. Der Bereich vor der Tür des Bergfrieds war durch brennende Fackeln in den Halterungen an der Mauer gut erleuchtet. Am vernünftigsten wäre es, dieses Stück völlig offen zu überqueren. Eine Gestalt, die man direkt auf eine Tür zugehen sieht, erweckt weniger Misstrauen als jemand, der verstohlen schleicht. Also zog Will nun die Kapuze seines Umhangs zurück, holte die weiche, gefiederte Mütze aus einer Tasche unter seiner Tunika hervor, zupfte sie zurecht und setzte sie auf. Dann ging er selbstbewusst auf die Tür des Bergfrieds zu, ohne sich in irgendeiner Weise zu verstecken.
    Als er sie erreicht hatte, glitt er rasch nach links und verschwand wieder in den Schatten. Er nahm die Mütze ab und zog die Kapuze über den Kopf.
    Zufrieden, dass er bislang unbemerkt geblieben war,
schlich er sich an eine Stelle, wo das Licht der flackernden Fackeln schwächer war und ständig wechselte. Er holte tief Luft, versicherte sich, dass Malcolms Fläschchen in der Lederhülle sicher in einer kleinen Tasche auf seinem Rücken verstaut war, und begann wieder zu klettern.
    Der Bergfried war aus dem gleichen rauen Stein gebaut wie die Burgmauern, und es gab genügend Stellen, wo Will Halt für Hände und Füße fand. Er kletterte ruhig und gleichmäßig. Trotz seiner großen Erfahrung und Sicherheit in großen Höhen widerstand er der Versuchung, nach unten zu blicken. Man wusste nie, ob einen nicht doch plötzlicher Schwindel überkam. Die Außenmauer war knapp dreißig Fuß hoch gewesen. Dieser Turm war jedoch mindestens dreimal so hoch. Je höher Will kletterte, desto mehr nahm der Wind zu, pfiff um ihn herum und schien ihn aus seinen kleinen Vorsprüngen pflücken zu wollen.
    Drei von vier!, wiederholte er für sich – der alte Leitsatz, den er sich schon als Junge beim Klettern immer vorgesagt hatte. Das bedeutete, dass er niemals eine Hand oder einen Fuß zu einem neuen Punkt bewegte, solange die anderen drei nicht irgendwo sicher Halt hatten. Auf seinem Weg nach oben kam er an einigen erleuchteten Fenstern vorbei und umging sie. Er war versucht hineinzuschauen, doch er wusste, das konnte ein böser Fehler sein. Wenn der Bewohner des Raums just in diesem Augenblick aus

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