Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
Vom Netzwerk:
Keren ließ sich auf den Stuhl ihr gegenüber fallen, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Er grinste sie an, als wäre nichts.
    »Entspannt Euch«, sagte er. »Ich möchte Euch nur ein paar Fragen stellen.« Er griff in seine Tasche und holte einen auffallenden blauen Edelstein heraus, ungefähr in der Größe eines Wachteleis und begann, ihn in den Händen hin und her zu rollen. Ein Beruhigungsstein, dachte Alyss. Sie hatte gehört, dass manche Leute solche Steine benutzten, um ihre Nerven zu beruhigen. Vielleicht war Sir Keren doch nicht so entspannt, wie er sich den Anschein gab.
    »Es sind nicht die Fragen, die mir Sorgen machen«, erwiderte sie, »es ist das, was passiert, wenn Ihr keine Antworten bekommt.«
    Sein Grinsen schwand, er schaute sie mit gerunzelter Stirn an und sah tatsächlich beinahe betroffen aus. »Ich bitte Euch! Ihr werdet doch nicht im Ernst annehmen,
dass ich Euch foltern könnte? Ich bin kein Ungeheuer, wisst Ihr. Ich bin ein Ritter.«
    »Ihr scheint allerdings manche Eurer Pflichten als Ritter vergessen zu haben«, entgegnete sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Nun, vielleicht sieht es so aus. Aber was wisst Ihr schon? Es ist leicht, diesen Standpunkt einzunehmen, wenn man nicht die ganzen Umstände kennt.
    Seit Jahren sorge ich dafür, dass diese Burg sicher und gut bewacht ist. Alles, was ich von Syron wollte, war ein wenig Dankbarkeit für meine Anstrengungen, eine kleine Belohnung. Aber nein. Er versprach alles seinem Sohn. Für mich gab es nichts. Noch nicht einmal eine Garantie, dass ich weiter hierbleiben könnte, sobald Orman die Herrschaft übernimmt. Ich habe den größten Teil meines Lebens damit verbracht, die Grenze des Königreichs zu schützen, und nicht mehr dafür erhalten als den Sold eines freien Soldaten. Ich habe Besseres verdient.«
    »Vielleicht ist das so. Aber Ihr habt nicht das Recht, Euch Eure Belohnung bei den Skotten zu holen«, wagte Alyss sich vor, um ihn auf die Probe zu stellen.
    Er sah sie neugierig an. »Also darauf seid Ihr gekommen, ja? Ich frage mich, was Ihr sonst noch wisst.« Er blickte von ihr weg und auf den blauen Edelstein, den er nun auf den Tisch legte.
    Sie folgte seinem Blick und betrachtete den Stein. Er war vollkommen rund, und das Blau schien immer intensiver zu werden, je länger man darauf schaute. Sie hatte den Eindruck, dass sie unter die Oberfläche des Steins bis in sein Innerstes blicken könnte, wenn sie nur lang
genug hinsah. Sie beugte sich ein wenig nach vorne. Es war eigenartig, dass ein so kleiner Stein derart strahlen konnte und eine so unglaubliche Tiefe hatte.
    Keren bemerkte ihr Interesse. »Er ist sehr schön, nicht wahr?« Seine Stimme war leise und sanft. »So entspannend. Ich frage mich oft, wie so viele Schichten in einem so kleinen Stein versteckt sein können. Seht nur …«
    Er drehte den Stein langsam im Licht, und sie sah, dass er recht hatte. Das Blau schien sich zurückzuziehen in immer tiefere Schichten. Der Stein war wunderschön. Sie liebte Blau, wurde ihr mit einem Mal klar. Zuvor war ihr nie bewusst gewesen, dass Blau ihre Lieblingsfarbe war.
    »Ihr habt mir noch gar nicht Euren wahren Namen genannt«, sagte Keren leise.
    »Ich heiße Alyss. Alyss Mainwaring.« Es würde nicht schaden, wenn sie ihm das verriet. Schließlich wusste er bereits, dass sie nicht Lady Gwendolyn war. Eigenartig, dachte sie, wie dieser kleine blaue Stein mit jeder Sekunde größer zu werden schien.
    »Ihr habt gar keinen Bräutigam, oder?«, sagte er, und sie hörte die leichte Belustigung in seiner Stimme.
    Sie antwortete lachend: »Nein, ich fürchte nicht. Ich bin wohl dazu verdammt, eine alte Jungfer zu werden.« Es ist ein Jammer, dass wir Feinde sind, dachte sie. Er ist eigentlich ein recht netter Mann. Sie blickte auf, um ihm das zu sagen.
    »Schaut weiter auf den blauen Stein.« Seine Stimme war fast schmeichelnd.
    Sie nickte zustimmend. »Natürlich.«
    Er schwieg eine Weile und ließ sie das schillernde Blau betrachten. Es war sehr entspannend.
    »Was ist mit Eurem Freund Will?«, fragte er sanft. »Hegt Ihr keine romantischen Gefühle füreinander?«
    Sie lächelte bei dieser Frage und antwortete nicht sofort. »Wir kennen uns schon seit unserer Kindheit«, sagte sie. »Wir standen uns sehr nahe, bevor er seine Ausbildung begann.«
    »Als Musiker, meint Ihr?«, warf er ein.
    Sie wollte schon den Kopf schütteln, als etwas in ihr sie davon abhielt. »Will ist ein …«, begann sie, dann brach sie ab.

Weitere Kostenlose Bücher