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Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Sie blinzelte ein paarmal, und ihr wurde klar, dass sie nahe daran gewesen war zu sagen: Will ist ein Waldläufer. Sie schrak in ihrem Stuhl zurück wie vor dem Rand eines Abgrunds.
    Mühsam riss sie den Blick von dem blauen Stein los und war erstaunt darüber, wie viel Anstrengung es sie kostete.
    »Was tut Ihr da?«, fragte sie, entsetzt, dass sie nahe daran gewesen war, Will zu verraten. Sie versuchte, sich zu erinnern, was sie Keren erzählt, wie viel sie enthüllt hatte. Ihren Namen, das wusste sie. Aber das war nicht allzu schlimm. Solange sie ihm nicht gesagt hatte, dass Will ein …
    Sie zwang sich innezuhalten. Am besten gar nicht daran denken! Dieser verdammte blaue Stein hatte offensichtlich sehr eigenartige Fähigkeiten.
    Keren lächelte sie an. Es war ein überraschend freundliches Lächeln, wenn man die Umstände in Betracht zog.
    »Ihr seid wirklich stark«, erklärte er fast bewundernd. »Sobald eine Person einmal so tief in den Stein versunken ist, ist es kaum noch möglich, sich aus seinem Bann zu befreien. Ihr setzt mich in Erstaunen.«
    »Was ist das für ein Ding?« Alyss deutete voller Abscheu auf den Stein.
    Keren nahm ihn vom Tisch, warf ihn in die Luft und fing ihn auf, um ihn wieder in seine Innentasche zu stecken. »Ach, nur ein kleines Spielzeug, womit ich meine Freunde unterhalte«, sagte er und stand auf. An der geöffneten Tür blieb er stehen und sein Lächeln schwand.
    »Wir werden das wiederholen«, kündigte er an. »Und das nächste Mal wird es viel einfacher sein. Das ist es immer, wenn man erst einmal nachgegeben hat. Danach wird es jedes Mal einfacher. Ich werde Euch in etwa einer Stunde wieder besuchen.«
    Die Tür schloss sich hinter ihm. Alyss hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte, und ließ den Kopf auf die Arme fallen, die sie auf den Tisch gelegt hatte. Sie war unendlich müde.
     
    Etwa sechzig Fuß von der Burgmauer entfernt ließ Will sich zu Boden fallen. Er hatte eine Stelle gewählt, die frei von Schnee war, doch das Gras war nass, und innerhalb weniger Minuten hatte die eiskalte Feuchtigkeit seine Kleidung durchweicht.
    Die Versuchung, sich zu bewegen – wenigstens die Stellung zu wechseln, um dieser unangenehmen Nässe zu entkommen  – war groß. Doch Will war jahrelang durch eine harte Schule gegangen, und so lag er völlig still, nur seine
Augen bewegten sich. Der Umhang würde ihn vor den Wachen auf der Mauer verbergen, das wusste er. Und die tief ins Gesicht gezogene Kapuze verbarg auch das blasse Gesicht, das sonst in der Dunkelheit wie ein Mond leuchten würde. Bevor er weiterging, wollte er die Stellungen der Wachen genauer in Augenschein nehmen. Von dort, wo er lag, zeichneten sich die Zinnen dunkel gegen den Himmel ab. So dunkel der Himmel auch war, die Mauern waren noch dunkler, und er konnte die Umrisse der Wachen ausmachen, während sie patrouillierten.
    Auf jeder Mauer waren zwei Männer postiert. Sie marschierten ständig auf und ab, trafen sich in der Mitte, dann drehten sie um und gingen zum anderen Ende, wo sie wendeten und wieder zurückkamen. An jedem Ende der Mauer befand sich ein Turm und auf jedem der Türme erspähte er eine weitere Wache. Diese Männer marschierten nicht, sondern lehnten nur an der Mauer und starrten hinaus in die Dunkelheit. In einer eiskalten Nacht wie heute würden sie ein Kohlenbecken neben sich stehen haben, um sich zu wärmen. Xander hatte ihm das verraten, und Will sah nun auch den schwachen orangefarbenen Schein der glühenden Kohlen, der sich auf der Rüstung der Wachen spiegelte.
    Das war bestens. Wenn die Männer sich immer wieder zum Kohlebecken drehten, um ihre kalten Hände zu wärmen, würden sie ihre Nachtsicht verschlechtern. Sie wären zwar noch in der Lage, größere Bewegungen zu erkennen, doch eine einzelne Person, die sich noch dazu unauffällig fortbewegen konnte, wäre für sie praktisch unsichtbar.
    In der Mitte des Hofs befand sich der Bergfried, der Hauptturm. Der schwache gelbliche Schein aus dem obersten Fenster war immer noch zu sehen.
    Wills erster Gedanke war gewesen, die Mauer in der Mitte zu erklettern, sobald die beiden Wachen sich den Rücken zudrehten. Doch er gab diese Idee auf, nachdem er ihr Verhalten beobachtet hatte. Sie waren jetzt seit über zweieinhalb Stunden auf Wache. Xander hatte ihm erzählt, dass die Wachen alle drei Stunden abgelöst wurden. Dementsprechend würden sie gegen Ende ihrer Schicht nicht mehr so wachsam sein. Seit fast drei Stunden war nichts

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