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Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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ging zu Evanlyn, um ihr beim Sortieren des Feuerholzes zu helfen und das Reisig vom dickeren Holz zu trennen. Als sie sich zusammen auf den Boden knieten, sagte sie: »Hast du jemanden gesehen?«
    »Nein. Es war eher so ein Gefühl. Aber ich bin mir sicher, dass da jemand ist.«
    Evanlyn rechnete schon mit einer beißenden Bemerkung, aber Alyss wusste sehr wohl, dass man einem Instinkt auch vertrauen konnte.
    »Dann machen wir einfach weiter wie bisher«, sagte sie nur. »Lass uns Tee kochen und so tun, als wäre nichts.« Dennoch warf sie einen raschen Blick zum Zelteingang, wo ihr Rucksack stand, auf dem ihr Säbel lag.
    Einige Minuten später saßen sie einander am Feuer gegenüber und nippten an dem wärmenden Tee. Alyss hatte sich so hingesetzt, dass sie über den See schaute, um Evanlyn damit die Gelegenheit zu geben, den Wald abzusuchen. Da die Prinzessin den Beobachter bemerkt hatte, sollte sie auch die Möglichkeit bekommen herauszufinden, wer es war. Oder was es war.
    Während Evanlyn ihren Tee trank, behielt sie die Umgebung im Blick, ohne dabei den Kopf zu bewegen. Aus einigen Schritten Entfernung hätte niemand erkennen können, dass sie nach irgendetwas Ausschau hielt.
    Jetzt stieß sie einen zufriedenen Seufzer aus und setzte ihre Tasse ab.
    »Da ist jemand«, sagte sie in beiläufigem Ton, denn ihr war eine flüchtige, schattenhafte Bewegung aufgefallen. Nur mit großer Selbstbeherrschung schaffte sie es, nicht schnell den Kopf zu drehen und in die Richtung zu sehen.
    »Kannst du ihn jetzt auch noch sehen?«, fragte Alyss mit dem gleichen beiläufigen Ton.
    »Nein. Er ist in Deckung gegangen. Warte. Da ist er wieder. Es ist nur eine Bewegung im Farn unter den Bäumen. Wer immer es ist, er kommt langsam näher.«
    Sie warteten angespannt, aber alles blieb ruhig.
    »Ich denke, er ist weg«, sagte Evanlyn nach ein paar Minuten.
    Alyss zuckte mit den Schultern. »Oder er rührt sich einfach nicht und beobachtet uns weiter. Tja, wir können hier nicht den ganzen Nachmittag herumsitzen. Also, was machen wir?«
    Evanlyn stand langsam auf und ging zu ihrem Rucksack. Sie wühlte darin, bis sie fand, wonach sie suchte – eines der wenigen Nahrungsmittel, das von den Wölfen unangetastet geblieben war. Es war ein kleines Stück gewachstes Papier, das eine Handvoll kandierter Fruchtschnitten enthielt – Äpfel und Aprikosen. Die Kikori liebten dieses Konfekt und Evanlyn hatte inzwischen selbst eine Vorliebe dafür entwickelt. Es waren noch ein Dutzend Stücke davon übrig. Sie hoffte, das würde ausreichen. Sie ging zurück zu Alyss, die sie neugierig beobachtet hatte.
    »Ich habe eine Idee«, sagte die Prinzessin. »Unser unbekannter Freund ist vielleicht eher bereit, sich zu zeigen, wenn wir nicht zu zweit sind.«
    Sie sah, wie Alyss etwas einwenden wollte, und hob abwehrend die Hand. »Nein! Hör mich an. Ich schlage vor, dass du das Kajak nimmst, ein Stück hinauspaddelst und dort wartest. Ich werde mich näher an die Bäume setzen, um herauszufinden, ob die Hasanu bereit sind, mit uns zu reden.« Sie hob die kleine Packung kandierter Früchte hoch. »Und das hier werde ich benutzen, um die Unterhaltung in Gang zu bekommen.«
    Alyss nickte langsam. »Dass die Hasanu eine Vorliebe für Süßes haben, darüber waren sich alle einig.«
    »Genau. Wenn du jetzt gehst und ich mich näher zu dem Beobachter setze, dann ist das doch eine ziemlich klare Botschaft, oder? Es wird unseren Freund in den Bäumen dazu ermuntern herauszukommen.«
    »Es könnte ihn aber auch dazu ermuntern, dich in Stücke zu reißen«, bemerkte Alyss.
    Evanlyn nickte widerstrebend.
    »Ich muss zugeben, dass mich diese Aussicht nicht gerade begeistert«, sagte sie. »Aber ich denke, wir müssen die Gelegenheit ergreifen, um den Stein ins Rollen zu bringen. Andernfalls kann es uns passieren, dass wir noch tagelang hier sitzen. Und seien wir doch mal ehrlich«, fügte sie hinzu, »wenn sie mich in Stücke reißen wollen, wird deine Gegenwart sie nicht davon abhalten.«
    »Danke für das Vertrauen«, erwiderte Alyss trocken. »Aber eines solltest du bedenken: Es wird ziemlich unangenehm für mich, wenn ich bei meiner Rückkehr nach Araluen deinem Vater erzählen muss, ich hätte tatenlos zugesehen, wie ein Ungeheuer in Nihon-Ja dich in Stücke riss. Das wäre gar nicht gut für meine Karierre.«
    Evanlyn merkte, dass der Grund für dieses Geplänkel eine neu gewonnene Kameradschaft zwischen ihnen beiden war, und brachte ein Lächeln

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