Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
sagte er.
»Wie weit entfernt sind sie, was meint Ihr?«, fragte Horace. Auch wenn er mittlerweile schon einen Teil dieser Gegend durchquert hatte, konnte er dennoch nicht genau vorhersagen, wie schnell eine so große Gruppe vorankäme.
»Vielleicht vier Tage«, schätzte Shigeru.
Wieder schüttelte Shukin den Kopf. »Eher drei. Wir werden uns beeilen müssen, wenn wir Ran-Koshi rechtzeitig erreichen wollen.«
»Vorausgesetzt, wir finden dieses Ran-Koshi«, sagte Horace. »Bisher scheint niemand zu wissen, wo es liegt.«
Shukin begegnete gleichmütig seinem Blick. »Wir werden es finden«, sagte er entschlossen. »Wir müssen es finden, sonst haben wir überhaupt keine Chance.«
»Ayagi-san war zuversichtlich, dass es Leute im Uferdorf gäbe, die Näheres darüber wüssten. Besonders jemand von den Älteren, meinte er.«
»Nun, wir werden nicht vorankommen, wenn wir hier stehen und uns unterhalten«, sagte Horace.
Shukin nickte zustimmend.
»Wohl gesprochen, Kurokuma .«
Horace legte den Kopf schief und betrachtete den Anführer der Senshi. »Ich glaube fast, das gefällt mir besser als Or’ss-san«, sagte er. »Aber ganz sicher bin ich mir da ehrlich gesagt nicht.«
»Es ist ein Ausdruck großen Respekts«, versicherte Shukin.
»Großen Respekts«, bestätigte Shigeru.
Horace’ Blick wanderte zwischen den beiden hin und her. »Das macht mich ja so unsicher.«
Shigeru grinste und schlug ihm auf die Schulter. »Lasst uns zu den Pferden zurückkehren. Wie Ihr schon sagtet, kommen wir dem Uferdorf nicht näher, wenn wir hier stehen bleiben und uns unterhalten.«
Sie erreichten das Dorf nach etwa zwei Stunden. Eine ihnen vertraute Gestalt kam aus einer Hütte, um sie zu begrüßen. Es war Reito, der Senshi, der ihnen die Nachricht von Arisakas Rebellion überbracht hatte. Und es waren auch noch weitere Senshi da, allesamt Soldaten von Shigerus Armee in Ito. Viele von ihnen waren verwundet, ihre Verbände blutgetränkt. Manche konnten noch gehen, humpelten jedoch stark. Und viel zu viele lagen still auf grob gezimmerten Bahren.
Shukin stieß einen tiefen Seufzer aus und sagte: »Von nun an werden wir wohl um einiges langsamer vorankommen.«
Fünfzehn
E in einsamer Reiter ritt parallel zu ihrem Kurs entlang des Nordufers des Assaranyan-Kanals und hielt mit der Schiffsgeschwindigkeit Schritt. Der Mann trug weiße, fließende Gewänder und einen weißen Turban auf dem Kopf, mit einem breiten Stück Stoff im Nacken, der seinen Hals vor der Sonne schützte. Es diente wohl einem ähnlichen Zweck wie das Kheffiyeh , das Selethen trug.
»Na, was glaubt ihr, woher der auf einmal kommt?«, fragte Gundar und kniff die Augen zusammen, um den Neuankömmling genauer zu mustern.
»Dort hinter diesem Hügel liegt wohl ein Wadi «, meinte Selethen. Gundar sah ihn verständnislos an, und Selethen erklärte: »Das ist eine Art Bodensenke.«
Eine Zeit lang hatten sie noch auf jeder Seite des Kanals die Wüste überblicken können. Inzwischen stieg das Ufer jedoch an, sodass es um einiges höher war als die Wasseroberfläche und man vom Schiff aus nicht darüber hinweg sehen konnte.
»Ach so … ja, verstehe.« Gundar überlegte weiter. »Was der Kerl wohl vorhat?«
»Nichts, was uns gefällt«, sagte Selethen düster. »Und nun hat er auch noch Gesellschaft bekommen.«
Drei weitere Reiter waren unvermittelt aufgetaucht, als wären sie aus dem Boden geschossen. Sie schlossen sich dem ersten Reiter an. Aber keiner von ihnen schien ein Interesse an dem Schiff zu haben. Selethen hat mit dem Treibsand recht gehabt, dachte Alyss, als sie merkte, dass sich die Reiter von der dunkler gefärbten Fläche am Rande des Kanals fernhielten.
Walt war sofort aufgefallen, dass die Reiter kurze Doppelbögen über den Rücken geschlungen hatten. Selethens Landsleute benutzten ebenfalls solche Waffen. Sie waren auf kurze Entfernung sehr wirkungsvoll, nicht jedoch bei der jetzigen Entfernung der Reiter zum Schiff. Dennoch schadete es nicht, gewappnet zu sein.
»Will«, sagte er leise, »hol unsere Bögen, ja?«
Will warf ihm einen raschen Blick zu und nickte. Ihre Bögen befanden sich in den niedrigen geschlossenen Schlafquartieren im Heck des Schiffes. Er eilte los, sie zu holen.
»Rechnest du mit Schwierigkeiten, Walt?«, fragte Evanlyn.
Der Waldläufer zuckte mit den Schultern. »Es wäre leichtsinnig, das nicht zu tun«, sagte er. »Es sei denn, dir fällt ein Grund ein, warum diese vier Reiter neben uns her
Weitere Kostenlose Bücher