Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
tauschten schnell einen Blick aus. Sie hatten befürchtet, dass das sagenumwobene Fort von Ran-Koshi nur eine Legende war. Jetzt schien es, als hätten sie einen Führer gefunden.
»Du warst schon dort?«, fragte Shukin. Es war eine Sache zu behaupten, man wüsste, wo ein bestimmter Ort sei, aber eine ganz andere, tatsächlich da gewesen zu sein.
»Dort holen wir uns immer unsere Vorräte an Duftholz«, sagte der Mann.
Shigeru runzelte die Stirn und fragte sich, welche Bäume er wohl meinte.
Shukin sah seinen Gesichtsausdruck und erklärte leise: »Kampferholz.«
Toru, der Dorfbewohner nickte. »Ja. Ich habe gehört, dass es so genannt wird.« Er sah den erleichterten Gesichtsausdruck der beiden Senshi und fügte eine Warnung hinzu. »Es ist nicht leicht, dorthin zu gelangen. Ihr müsst von hier aus zu Fuß gehen. Pferde werden diese Bergpfade niemals bewältigen.«
»Dann werden wir eben zu Fuß gehen«, sagte Shigeru mit einem Lächeln. »Ich bin zwar der Kaiser, aber empfindlich bin ich nicht. Ich bin in meinem Leben schon oft schwierige Pfade gegangen.«
»Ihr vielleicht, aber was ist mit denen?«, sagte Toru und deutete mit einer Handbewegung auf den Marktplatz des Ortes. Er saß mit Shigeru und Shukin auf niedrigen Stühlen auf der polierten Holzveranda des Dorfältesten. Der Dorfälteste, Jito, hatte Toru geholt, um mit dem Kaiser zu reden, als er gehört hatte, dass die Senshi ins alte Fort von Ran-Koshi wollten.
Auf Torus Geste hin blickten Shukin und Shigeru auf die verletzten Männer, die sich um den Platz versammelten. Mindestens ein Drittel der Senshi, die Arisakas Armee entkommen waren, waren verwundet, manche von ihnen sogar schwer. Viele würden auf Bahren transportiert werden müssen, und diejenigen, die laufen konnten, kamen wegen ihrer Wunden nur langsam voran.
»Unser Dorfältester erklärt sich gewiss bereit, sich um die Männer zu kümmern, wenn Ihr ihn darum bittet«, sagte Toru. »Allerdings würdet Ihr dadurch große Not über das Dorf bringen.«
Shukin machte eine entschuldigende Geste und fuhr mit der Hand zu der Geldbörse an seinem Gürtel.
»Natürlich würden wir dafür bezahlen«, sagte er.
Toru schüttelte den Kopf. »Der Winter ist schon sehr nahe. Die Dorfbewohner haben kaum genug Essensvorräte für sich selbst, um durch die kalten Monate zu kommen. Gold können sie nicht essen, und es wird nicht genügend Lebensmittel auf den Märkten geben, um alle durch den langen Winter zu bringen.«
In dem vorigen Dorf war es etwas anderes gewesen, dachte Shukin seufzend. Dort hatten die Dorfbewohner nur Nahrung für ein Dutzend Leute und nur für eine einzige Nacht bereitstellen müssen. Toru hatte recht. Sie konnten diese Leute nicht bitten, sich einige Monate lang um dreißig Verwundete zu kümmern. Er wollte die Senshi ohnehin nicht zurücklassen. Viele von ihnen würden sich erholen und konnten Shigeru wieder als ausgebildete Krieger zur Verfügung stehen. Es war zwar keine Armee, aber doch zumindest ein Anfang.
»Wir nehmen die Verwundeten mit«, verkündete Shigeru entschlossen. »Wir werden es schon irgendwie schaffen. Und wir müssen bald aufbrechen.«
Toru zuckte mit den Schultern. »Leicht gesagt. Nicht so leicht getan.«
Er war dem Kaiser gegenüber respektvoll, aber nicht blind vor Ehrfurcht. Die Kikori waren praktisch veranlagt, und er sah keinen Sinn darin, Shigeru beizupflichten, wenn er doch wusste, dass dieser sich täuschte. Das würde weder dem Kaiser noch seinen Männern helfen.
»Dennoch werden wir es tun«, sagte Shigeru. »Vielleicht können sich einige starke Männer des Ortes als Bahrenträger für uns zur Verfügung stellen. Selbstverständlich würden wir dafür bezahlen.«
Toru dachte darüber nach. Die Zeit zum Holzsammeln war vorbei. Manche der jüngeren Männer wären sicher gern bereit, ihren schmalen Verdienst aufzubessern.
»Das ist möglich«, stimmte er zu. Und da er gut verhandeln konnte, wollte er hinzufügen, dass die Männer Extralohn bekommen müssten, wenn sie ihre Häuser und Familien verließen, um im bevorstehenden Winter durch die Berge zu wandern, als plötzlich laute Stimmen vom Waldrand zu hören waren.
Alle drehten sich um und sahen eine Gruppe von Leuten zwischen den Bäumen hervorkommen. Es waren ungefähr zwanzig und ihrer Kleidung nach zu urteilen handelte es sich um Kikori. Shukin runzelte die Stirn. Der stämmige Mann, der die Gruppe anführte und eine Axt bei sich trug, kam ihm bekannt vor.
»Fremde«, sagte Toru
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