Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
gestattete sich ein grimmiges Lächeln. »Das könnte unsere Schwierigkeiten mit einem Schlag lösen.«
Shigeru sagte nichts. Sie wussten beide, dass Shukin nach vielen Einzelkämpfen gegen Arisakas Männer keinen leichten Stand gegen ihn haben würde, da Arisaka einer der besten Schwertkämpfer in ganz Nihon-Ja war. In einem solchen Zweikampf standen Shukins Chancen schlecht.
»Ich bleibe bei Euch«, sagte Horace und brach das unangenehme Schweigen. Seine beiden Freunde schüttelten die Köpfe.
»Darum kann ich nicht bitten«, sagte Shigeru. »Es ist schlimm genug, dass mein Vetter bereit ist, das zu tun. Ich kann keinesfalls einen Fremden bitten, sich ebenfalls zu opfern.«
»Außerdem, Kurokuma , verlasse ich mich darauf, dass Ihr Kaiser Shigeru in meiner Abwesenheit als Berater dient«, sagte Shukin. »Er braucht einen erfahrenen Soldaten an seiner Seite. Ich kann meinen Plan mit einem viel klareren Geist angehen, weil ich weiß, dass der Kaiser sich auf Eure Erfahrung und Euer Wissen verlassen kann.«
Horace holte Luft, doch Shigeru legte eine Hand auf seinen Unterarm.
»Shukin hat recht, Or’ss-san«, sagte er und benutzte absichtlich nicht Horace’ Spitznamen. »Ich brauche Eure Hilfe.«
Nach ein paar Sekunden kapitulierte Horace und nickte traurig.
»Also gut.« Er begegnete Shukins Blick. »Ihr könnt Euch auf mich verlassen«, sagte er schlicht, und der Anführer der Senshi nickte.
»Das weiß ich, Or’ss-san.«
Horace überlegte, wie er die unangenehme Stille durchbrechen konnte, die sich ausbreitete.
»Gebt Euren Männern ein paar von den zugespitzten Holzspießen«, sagte er. »Damit können sie einige von Arisakas Soldaten aufhalten, noch bevor sie das Ufer erreichen.«
Shukin nickte.
»Seht Ihr?«, sagte er lächelnd. »Deshalb möchte ich, dass Ihr bei Shigeru bleibt.«
»Legt Eure Idealvorstellungen von Ehre ab und haltet Arisaka auf, egal wie. In Ordnung?«
»Ihr habt mein Wort. Jetzt reicht mir die Hand, Or’ss-san. Es war mir ein Vergnügen, Euch kennenzulernen.« Shukin gab es auf, so zu tun, als würden er und seine Männer diese Stellung an der Furt ganz sicher wieder lebend verlassen. Horace fasste seine Hand und Shukin umarmte ihn.
»In meinem Rucksack befindet sich ein Geschenk für Euch«, sagte Shukin. »Es ist in gelbes Öltuch eingewickelt. Damit Ihr Euch an mich erinnert.«
»Ich brauche kein Geschenk, um mich an Euch zu erinnern. Passt auf Euch auf, Shukin.« Noch während er das sagte, wurde Horace klar, wie albern seine Worte klangen. Shukin lächelte nur. Dann umarmte er Shigeru. Die beiden Männer gingen ein paar Schritte zur Seite, und Horace drehte sich weg, um ihnen einen Augenblick des Alleinseins zu gönnen. Sie sprachen leise in ihrer eigenen Sprache. Shukin ließ sich auf ein Knie fallen, und Shigeru legte seine rechte Hand auf den Kopf seines Vetters, um ihn zu segnen.
Dann war der innige Moment vorbei. Shukin erhob sich und rief entschlossen etwa ein halbes Dutzend Namen und die angesprochenen Senshi traten vor.
»Wir bleiben hier, um diese lästigen Mücken zu zerklatschen, die uns folgen«, sagte er zu ihnen.
Die Männer lächelten und machten alle eine steife kleine Verbeugung vor Shigeru. Es war nicht nötig, nach Freiwilligen zu fragen, fiel Horace auf. Diese Männer waren von vorneherein alle Freiwillige.
»Und nun, Vetter, machst du dich besser auf den Weg, bevor Arisaka uns einholt«, sagte Shukin.
Shigeru nickte und drehte sich um. Horace folgte ihm nach einem Moment des Zögerns und sie begannen den langen, schwierigen Aufstieg zum nächsten Bergrücken.
Hinter sich hörte Horace, wie Shukin seiner kleinen Truppe Befehle gab und sie in Paare aufteilte.
Der Bergrücken, den sie erstiegen, war einer der bislang höchsten und steilsten. Der Weg führte in Schlangenlinien hinauf, sodass sie immer wieder die Richtung wechselten und oberhalb der Stelle vorbeikamen, wo Shukin auf ihre Verfolger wartete – jedes Mal ein wenig höher. Dort, wo sich der Wald lichtete, konnten sie die schmale Gestalt an der Furt erkennen. Shukin hatte einen seiner Männer auf die andere Seite der Furt geschickt, damit er sie warnte, sobald Arisakas Männer sich näherten. Die anderen saßen im Gras und ruhten sich aus. Ihre Waffen hatten sie jedoch nahe bei sich. Einmal blickte Shukin sogar hoch und winkte Shigeru und seinem Tross zu.
Reito hatte als ältestes Mitglied der Leibwache das Kommando übernommen und schlug auf ihrem Zick-Zack-Weg nach oben ein
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