Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
zügiges Tempo an. Sie hatten etwa zwei Drittel des Weges hinter sich und gerade eine weitere Haarnadelkurve erreicht, als einer der Kikori einen Warnruf ausstieß und auf die andere Seite des Tals deutete.
Horace blieb stehen und stützte sich schwer auf den Stab, den er sich für den Aufstieg auf diesem steilen, schlammigen Pfad gemacht hatte. Der ständige Nieselregen verhinderte, dass der Pfad jemals austrocknete. Der Regen nahm zu und wieder ab, und nur wenn er nachließ, konnten sie klar über das Tal sehen, so wie gerade jetzt.
Winzige Gestalten marschierten den Pfad entlang nach unten.
»Arisaka«, sagte Horace leise. Dies waren keine Kundschafter. Es handelte sich um einige Hundert Soldaten und sie bewegten sich in schnellem Schritt. Etwa in der Mitte der Kolonne wehten Banner im frischen Bergwind, dort hielt sich wahrscheinlich Arisaka auf. Horace kniff die Augen zusammen und versuchte, den feindlichen Anführer zu erspähen, doch das war auf diese Entfernung unmöglich.
Die Kikori waren ebenfalls stehen geblieben und beobachteten Arisakas Armee. In Luftlinie über das Tal waren sie gerade mal eine Meile entfernt – auch wenn die Entfernung, die sie zu Fuß zurücklegen mussten, ein Vielfaches betrug. Doch es konnte einen nervös machen, sie so nahe zu sehen.
Horace fing Reitos Blick auf und sagte: »Sie kommen schnell voran. Schneller als wir.«
Reito nickte. »Sie haben ja auch keine Verwundeten dabei«, erwiderte er, und dann fügte er zuversichtlich hinzu: »Kommandant Shukin wird sie aufhalten.«
»Genau«, sagte Horace. Er fragte sich, wie viel Zeit Shukin ihnen wohl verschaffen konnte. »Aber lasst uns trotzdem weitergehen.«
Reito drehte sich um und rief einen Befehl. Die Reihe setzte sich wieder in Bewegung. Jene am Ende hatten es am schwersten, da die schlammige Erde schon von Hunderten von Füßen aufgewühlt worden war. Die Blicke wurden nun wieder nach vorne gerichtet, zumal dichte Bäume die Sicht auf die gegenüberliegende Bergseite einschränkten. Horace war nicht sicher, was ihm lieber war. Zu sehen, wie schnell sich der Feind näherte, war bedrohlich, doch ihn nicht zu sehen und zu wissen, dass er da war, war irgendwie noch schlimmer.
Reito gab den Befehl zu einer kurzen Pause, damit die Bahrenträger ausgewechselt werden konnten. Die bisherigen Träger setzten ihre Last ab und ausgeruhte Träger übernahmen. Die Pause schien viel zu schnell vorbei. Reito tat sein Bestes, um die Kolonne zusammenzuhalten. Manchmal machte er Scherze, um die müden Reisenden aufzumuntern, manchmal spornte er sie zu mehr Anstrengung an, je nachdem, wie die Situation es erforderte. Horace dachte seufzend, dass Reito mit seinem ständigen Hin- und Herlaufen bestimmt die doppelte Strecke zurücklegte.
Sie waren beinahe oben angekommen, als Shigeru auf einen Felsen deutete, von wo aus man eine klare Sicht auf das Tal hatte. Während die lange Reihe von Kikori und Senshi weiterstieg, kletterte Shigeru mit Horace auf den Felsen, um sich einen Überblick zu verschaffen.
Die Furt lag weit unter ihnen. Am gegenüberliegenden Ufer waren bereits Arisakas Männer versammelt. Eine kleine Gruppe von Soldaten kämpfte sich, bis zur Hüfte im Wasser, durch den Fluss, um die Verteidiger anzugreifen. Es war offensichtlich nicht das erste Mal. Über den Pfählen, die die Kikori in den Grund des Flusses getrieben hatten, hingen leblose Körper, und andere trieben im Wasser.
Horace kniff die Augen zusammen, konnte jedoch nur vier Verteidiger erkennen. Als er einen blauen Fleck entdeckte, seufzte er erleichtert auf. Das war Shukins blaue Lederrüstung.
Das Aufblitzen von Stahl ließ vermuten, dass gerade heftige Schwertkämpfe stattfanden.
Shigeru berührte Horace’ Arm. »Da drüben«, sagte er und deutete an eine Stelle.
Auf der anderen Seite der Furt teilte sich jetzt die Reihe der Soldaten und ein Mann in einer zinnoberroten Rüstung marschierte entschlossen auf die Furt zu, begleitet von mehreren Soldaten.
»Arisaka?«, fragte Horace, obwohl er die Antwort eigentlich schon kannte.
Shigeru nickte ernst. »Offenbar will er sich nicht länger von Shukin aufhalten lassen.«
Horace blickte seinen Freund an. Shigerus Gesicht, das normalerweise stets gefasst wirkte, war von Kummer verzerrt.
»Hat Shukin irgendeine Chance gegen Arisaka?«, fragte Horace.
Der Kaiser schüttelte betrübt den Kopf. »Nein.«
Arisaka ging zum letzten und entscheidenden Angriff über. Er und seine Männer stürmten los, Shukin und
Weitere Kostenlose Bücher