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Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Selbst wenn ihre Gesichter durch die tiefen Kapuzen verborgen waren, so wies doch ihre Kleidung sie als Fremde aus.
    Sie hörten Gesprächsfetzen und plötzliches Gelächter aus den Gebäuden herausdringen. Gelegentlich glitten Türen auf und Leute traten heraus, verabschiedeten sich noch im Gehen von ihren Freunden im Haus. Meist blieben sie dann stehen, um die drei Fremden in Augenschein zu nehmen. Doch ihr Interesse war nur oberflächlich. In einer Hafenstadt wie dieser waren die Einheimischen an Fremde gewöhnt.
    »Mir scheint, wir fallen trotzdem auf«, sagte Will leise.
    Walt sah ihn von der Seite an.
    »Nicht so sehr wie bei hellem Tageslicht«, sagte er. »Und zumindest haben uns bislang nur die Einheimischen bemerkt und nicht Arisakas Soldaten.«
    »Vielleicht kommen sie nachts gar nicht in diese Gegend. Wie weit sind wir, Alyss?« Die Seitenstraßen verliefen sogar noch weniger gerade als die Hauptstraße und sie hatten viele Zugänge zu Höfen und Nebengebäuden. Es war schwierig, den Überblick zu behalten, was eine Straße und was nur eine Sackgasse war.
    Alyss runzelte konzentriert die Stirn. »Stört mich nicht. Ich zähle«, sagte sie. Dann deutete sie auf eine schmale Öffnung rechts. »Das dort könnte es sein.«
    Sie bogen in die Straße ein. Dort waren noch mehr Leute unterwegs, und sie mussten sich durch die träge Menge schieben, während immer wieder jemand vor ihnen stehen blieb, um die Speisekarte zu lesen, die vor Gasthäusern hing.
    »S’mimasen«, sagte Alyss immer wieder, während sie sich an den Leuten vorbeidrängten.
    »Was heißt das?«, fragte Will, als sie schließlich ein Straßenstück erreicht hatten, auf dem sich nur wenige Fußgänger befanden. Er war beeindruckt von Alyss’ Sprachkenntnissen.
    »Das heißt ›Entschuldigung‹«, erklärte Alyss, dann huschte der Schatten eines Zweifels über ihr Gesicht. »Zumindest hoffe ich, dass es das heißt. Vielleicht heißt es ja auch ›du hast die Manieren einer ranzigen Sau‹. Man hat mir gesagt, dass die Bedeutung manchmal allein von der Aussprache abhängt.«
    »Auch die zweite Bedeutung könnte gegebenenfalls nützlich sein«, meinte Walt trocken. Aber er hatte die Reaktionen der Leute auf Alyss’ Worte bemerkt. Sie hatten einfach genickt und waren weitergegangen. Er war sich ziemlich sicher, dass sie den richtigen Ausdruck verwendet hatte. Auch er war beeindruckt, wie gut sie zurechtkam. Pauline wäre stolz auf sie, dachte er und nahm sich vor, seiner Frau von Alyss’ großem Geschick zu erzählen.
    »Da ist es«, sagte Alyss plötzlich und deutete auf ein zweistöckiges Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Es war stabiler gebaut als die Nachbarhäuser. Die Wände bestanden aus dicken Balken und die Fugen waren mit Lehm oder Schlamm verfüllt. An der Vorderseite waren mehrere mit Wachspapier verkleidete Fenster und vier weitere im Obergeschoss zur Straße hin. Die Tür war aus dicken Holzbrettern gezimmert.
    Neben der Tür befand sich ein Aushänger, an dem ein Schild baumelte, auf dem ein fliegender Vogel abgebildet war. Darunter standen verschiedene Zeichen in der Landessprache.
    »Das sieht nach einem Kranich aus«, sagte Will, »und er fliegt auch noch.«
    Walt betrachtete das Schild. »Könnte auch ein Pelikan sein«, meinte er. »Aber nehmen wir mal an, es ist ein Kranich.«
    Er ging voraus und öffnete die Tür. Ein Schwall warmer Luft schlug ihm entgegen. Einen Moment blieb Walt auf der Schwelle stehen und sah sich im Raum um, dann trat er ein.

Vierundzwanzig

    D urchnässt, voller Schlamm und erschöpft erreichte der Trupp des Kaisers die schmale Fußgängerbrücke.
    Horace blieb stehen, um sie genauer in Augenschein zu nehmen. Das wackelige Konstrukt bestand aus einem schmalen Holzsteg, der gerade breit genug war, dass eine Person hinübergehen konnte. Vier schwere Seile stützten die Brücke, zwei auf jeder Seite in Höhe der Laufplanken und zwei weitere, die ungefähr auf Hüfthöhe angebracht waren und als Handlauf dienten. Ein kürzeres und dünneres Seil verlief im Zickzack vom unteren Seil zum darüberliegenden und bildete so eine dürftige seitliche Abschirmung, um die Benutzer der Brücke vor einem Sturz zu schützen. Als Horace in den gähnenden Abgrund blickte und merkte, dass die Brücke im Wind leicht schwankte, erfüllte ihn das nicht gerade mit Zutrauen.
    Horace mochte keine Höhen. Doch er riss sich zusammen, holte tief Luft, machte einen Schritt auf die schmalen Bretter und fasste

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