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Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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gewöhnt hatten, konnte er einen schwachen Lichtschein am Rand der Schiebetür erkennen.
    Das Schiebefenster war offen und eine leichte Brise wehte in den Raum. Will zog die daunengefüllte Zudecke über seine Ohren. Der Gastwirt hatte ihnen ein kleines Kohlenbecken angeboten, um das Zimmer zu heizen, aber sie hatten abgelehnt. Beide Waldläufer zogen Frischluft vor.
    Nicht zum ersten Mal dachte Will darüber nach, welch überraschende Wendungen sein Leben in den letzten Jahren genommen hatte. Er wusste, dass mancher, mit dem er aufgewachsen war, nie weiter als vielleicht zwei Meilen von Burg Redmont weg gekommen war und viele nie über die Grenzen von Lehen Redmont hinausgekommen waren. Das galt sogar für Jenny, seine ehemalige Kameradin aus dem Waisenhaus, die jetzt eine berühmte Köchin war.
    Und er war hier, am anderen Ende der Welt, und hatte eine unglaubliche Reise über fremde Meere hinter sich.
    Manchmal, wenn er darüber nachdachte, wieviel er in seinem jungen Leben schon gesehen und unternommen hatte, wurde ihm ganz schwindelig. In solchen Zeiten fiel ihm auch ein, dass er als Kind immer Ritter hatte werden wollte. Wie anders wäre sein Leben dann verlaufen! Er wusste, dass die meisten Ritter, die mit Horace in der Heeresschule von Redmont ausgebildet worden waren, Araluens Grenzen nie verlassen hatten.
    Ob Walt, der ebenfalls so viel gereist war, wohl auch dieses unglaubliche Gefühl von Aufregung und Verwunderung über sein Leben empfand? Ohne weiter zu überlegen, sprach er ihn an.
    »Walt? Bist du wach?«
    »Nein«, lautete die einsilbige Antwort.
    »Oh. Entschuldige.«
    »Klappe!«
    Will überlegte, ob er sich noch einmal entschuldigen sollte, aber dann würde er ja nicht die Klappe halten, also schwieg er und blickte zum offenen Fenster. Das Licht des Halbmonds fiel herein. Derselbe Mond würde jetzt auch irgendwo in den Bergen Horace bescheinen. Will gähnte ausgiebig und kurz darauf schlief er auch schon ein.
    Er hatte nur wenige Minuten geschlafen, als Walts Stimme ihn weckte.
    »Will? Schläfst du?«
    Er schlug sofort die Augen auf. Dann wurde ihm klar, dass Walts Frage weder dringlich noch warnend geklungen hatte, und er entspannte sich wieder.
    »Jetzt nicht mehr«, antwortete er leicht gereizt.
    »Gut«, sagte Walt zufrieden. »Geschieht dir recht.«
    Mit diesen Worten rollte sich der bärtige Waldläufer auf die andere Seite und schlief wieder ein.

    Ein Geräusch.
    Leicht, kaum hörbar. Allerdings nicht eines der normalen nächtlichen Geräusche, wie Will im Unterbewusstsein feststellte. Er schlug die Augen auf und lauschte. Der Mond schien nicht mehr durch die offenen Fenster. Sie hatten offensichtlich bereits einige Stunden geschlafen.
    Walt atmete ruhig weiter, aber Will wusste, dass auch sein Lehrer hellwach war. Waldläufer waren dazu ausgebildet, ihre Atemgeräusche gleichmäßig beizubehalten, wenn sie unerwartet geweckt wurden, sodass ein mutmaßlicher Angreifer nicht gewarnt würde, dass sein Opfer wach und auf ihn vorbereitet war.
    Ein anderes Geräusch. Ein leichtes Knarren. Das war der Klang eines vorsichtigen Schrittes auf den Stufen. Also befand sich der Eindringling – wenn es denn einer war und nicht etwa ein Bediensteter des Ryokan – nicht in ihrem Zimmer. Will bewegte sich ganz langsam und vorsichtig, um keinerlei Geräusch zu machen. Er stützte sich auf einem Ellbogen ab und schlug die Bettdecke zurück. Auf der anderen Seite des Raums sah er die Umrisse von Walt, der das Gleiche tat. Walt hob warnend die Hand. So tief am Boden wie sie lagen, war es schwierig, sich völlig geräuschlos zu erheben. Das Ryokan war sehr hellhörig gebaut und der Holzboden würde genau wie die Treppe Geräusche verursachen. Wie zur Bestätigung hörten sie noch zweimal ein Knarren von der Treppe.
    Will blickte nach unten, um sich zu versichern, dass sowohl sein Sachsmesser als auch das Wurfmesser in Griffweite neben der Matratze lagen. Er war froh, dass ihr Zimmer näher an der Treppe war als das von Alyss. Ein Angreifer musste erst an ihnen vorbei, um zu Alyss zu gelangen. Ein leichtes Rascheln von Stoff an der Wand und ein weiteres Knarren verriet ihnen, dass der nächtliche Besucher die Galerie entlang schlich. Sie lauschten weiter auf die leisen Geräusche, bis der schmale Lichtschein vor der Tür verdunkelt wurde, weil die Person davor verharrte. Will verspürte eine gewisse Erleichterung. Alyss war jedenfalls nicht das Ziel.
    Will lauschte weiter. Nun war ein leichtes Kratzen zu

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