Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
Stimme verlor den scherzenden Ton. »Ich nehme an, dies ist Atsu?«
Die logische Schlussfolgerung, dachte Will. Wer sonst sollte zu dieser Nachtzeit in ihr Zimmer kommen.
»Ja. Atsu, darf ich dir Alyss vorstellen?«
Der schmächtige Nihon-Jan drehte sich auf den Knien und verbeugte sich auch vor Alyss.
»Ariss-san«, sagte er. Alyss, taktvoll wie immer, hob lediglich eine Augenbraue bei der ungewöhlichen Aussprache ihres Namens. Warte nur, bis du hörst, was aus Horace geworden ist, dachte Will.
»Freut mich, dich kennenzulernen«, sagte Alyss. Sie schloss die Tür und durchquerte das Zimmer, um sich auf den Rand von Walts Matratze zu setzen, die Füße seitlich angezogen.
»Weiß Atsu etwas über Horace?«, fragte sie Walt.
»Ich wollte ihn das gerade fragen«, erwiderte der Waldläufer. Atsu brauchte keine weitere Aufforderung. »Or’ss-san hat angeboten, unserem Kaiser Shigeru gegen den Thronräuber Arisaka beizustehen«, berichtete er. »Sie haben einige von Kaiser Shigerus Männern um sich geschart und sich in die Berge zurückgezogen. Sie wollen zu dem alten Fort von Ran-Koshi.«
»Also hat der Kaiser eine Armee bei sich?«, fragte Walt nach.
Atsu schüttelte den Kopf. »Keine Armee. Nur die Überlebenden seiner Leibwache in Ito. Kaum fünfzig Mann. Es gibt auch noch die Kikori, aber das ist keine Armee.«
»Die Kikori?«, wiederholte Alyss. Dieses Wort kannte sie nicht.
»Holzfäller und Zimmerleute«, erklärte Atsu. »Sie leben in den Bergen und sind dem Kaiser treu ergeben. Arisaka hat den Fehler gemacht, auf seiner Suche nach dem Kaiser ihre Dörfer niederzubrennen. Deshalb haben sich viele Kikori dem Kaiser angeschlossen.«
»Aber sie sind keine Soldaten?«, fragte Will nach, und Atsu schüttelte den Kopf.
»Leider nicht. Aber sie sind in den Bergen zu Hause. Wenn sie den Kaiser verstecken, wird Arisaka ihn niemals finden.«
»Was ist das für ein Fort, von dem du gesprochen hast?«
»Ran-Koshi. Es ist ein legendäres Fort mit sehr hohen und dicken Mauern. Sogar mit einer recht kleinen Armee kann der Kaiser dort monatelang gegen Arisakas Armee ausharren.«
Die drei Araluaner tauschten Blicke aus. Will und Alyss ließen Walt die Frage aussprechen, die sie im Moment alle beschäftigte.
»Und wie kommen wir nach Ran-Koshi? Kannst du uns führen?«
Ihre Zuversicht sank, als Atsu bedauernd den Kopf schüttelte.
»Es soll irgendwo in den nordwestlichen Bergen sein. Nur die Kikori kennen die genaue Lage – es ist schon lange her, dass irgendjemand es gesehen hat, und manche Leute sagen, es sei nur eine Legende.«
»Bist du auch dieser Meinung?«, fragte Alyss.
»Nein. Ich bin sicher, dass es existiert. Doch selbst wenn ich genau wüsste, wo es ist, würde es Wochen, wenn nicht Monate dauern, dorthin zu gelangen. Ihr müsstet unwegsames Bergland erklimmen. Man kommt nur sehr langsam voran und natürlich würde Euch der Winter einholen, bevor Ihr noch die Hälfte Eures Weges zurückgelegt hättet. Außerdem würdet Ihr Gegenden durchqueren müssen, die von Arisakas Männern kontrolliert werden.«
Walt rieb sich nachdenklich das Kinn. »Hast du eine Karte?«, fragte er. »Kannst du uns die ungefähre Lage zeigen?«
Atsu nickte. Er griff in seinen Kimono, holte eine Pergamentrolle heraus und breitete sie vor ihnen aus. Die Karte zeigte den Norden von Nihon-Ja.
»Ran-Koshi befindet sich ungefähr hier«, erklärte er und umkreiste mit dem Finger ein kleines Gebiet in der halblinken Ecke der Insel. »Es ist ein wildes, schwer zugängliches Gelände. Wie Ihr seht, liegt es im Herzen der höchsten Berge an diesem riesigen See. Um dorthin zu gelangen, müsstet Ihr diesen langen Weg auf Euch nehmen.« Er deutete eine Route quer über die Insel an. Dann blickte er entschuldigend hoch.
»Wie gesagt, es würde Wochen dauern. Und ich habe leider nicht die Zeit, Euch zu führen. Es gibt wachsenden Widerstand gegen Arisaka und ich gehöre zu den Anführern der Rebellen. Ich verstehe Euren Wunsch, Or’ss-san zu finden, doch ich habe meine eigenen Verpflichtungen.«
Walt starrte ein paar Sekunden nachdenklich auf die Karte. Dann deutete er auf eine Stelle westlich des vermuteten Forts.
»Wenn wir hier wären, könntest du uns mit Leuten in Verbindung bringen, die uns helfen, den Kaiser zu finden? Mit diesen Kikori, von denen du gesprochen hast?«
Atsu nickte. »Natürlich. Aber wie gesagt, es würde Wochen dauern, dorthin zu gelangen. und ich habe diese Zeit nicht, tut mir leid.«
Walt nickte
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