Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
Patrouille am Uferdorf abgenommen hatten.
Ohne eine Miene zu verziehen sah Moka zu, wie die jungen Kikori versuchten, seine Bewegungen nachzuahmen. Sie wirkten dabei leider reichlich unbeholfen. Reito stand in der Nähe und schaute ebenfalls zu.
»Sie sind nicht gerade gut, oder?«, sagte Horace zu ihm.
Reito zuckte mit den Schultern. »Senshi erlernen dies schon im Alter von zehn Jahren«, sagte er. »Es ist etwas viel verlangt, wenn ein Holzfäller es in wenigen Tagen oder Wochen lernen soll.«
»Ich frage mich, ob sie es in ein paar Monaten lernen werden«, sagte Horace düster. »Sie werden Schwertkämpfern gegenüberstehen, die es tatsächlich seit ihrem zehnten Lebensjahr geübt haben.«
Reito nickte. Er hatte das Gleiche gedacht. »Aber was bleibt uns anderes übrig?«
Horace schüttelte sorgenvoll den Kopf. Auch wenn die Palisade und die steilen Felswände den Winter über Schutz boten – die Konfrontation mit Arisakas Armee im Frühling stand unweigerlich bevor.
»Manchmal denke ich, wir schieben das Unvermeidliche nur hinaus«, sagte er mit einem Seufzer.
Ehe Reito antworten konnte, hörten sie, wie Horace’ Name gerufen wurde. Sie drehten sich um und sahen Mikeru und zwei seiner jungen Freunde. Einige Kikori brachen ihre Schwertübungen ab und drehten sich ebenfalls neugierig um. Sofort befahl der Kommandant ihnen weiterzumachen. Kleinlaut setzen sie die Übungen fort.
»Mal sehen, was Mikeru uns mitzuteilen hat«, sagte Horace.
»Er sieht aufgeregt aus«, bemerkte Reito. »Vielleicht hat er gute Nachrichten.«
»Das wäre ja mal was Neues«, meinte Horace, während sie dem jungen Mann entgegengingen. Mikeru sah sie kommen, wurde etwas langsamer und blieb schließlich vornübergebeugt stehen. Er stützte die Hände auf die Knie, um Luft zu holen.
»Wir haben ihn gefunden, Kurokuma «, sagte er atemlos. Einen Augenblick lang wusste Horace gar nicht genau, was er meinte, so voll war sein Kopf mit all den Überlegungen und Planungen. Dann erinnerte er sich an den Auftrag, den er Mikeru vor ein paar Tagen gegeben hatte.
»Den Geheimweg?«, fragte er.
Der junge Mann nickte triumphierend.
»Du hattest recht, Kurokuma ! Er ist schmal und unzugänglich. Aber er ist da!«
»Dann sehen wir ihn uns gleich mal an«, sagte Horace, und Mikeru nickte eifrig. Er rannte los, blieb jedoch nach ein paar Schritten stehen und drehte sich nach Horace und Reito um. Er erinnerte Horace an einen Welpen, der ruhelos darauf wartet, dass sein Herr ihn einholt.
»Immer mit der Ruhe, Mikeru«, sagte er mit einem Lächeln. »Er war jetzt Hunderte von Jahren da. Er wird nicht über Nacht verschwinden.«
Wie der junge Mann gesagt hatte, war der gut verborgene Pfad schmal und schwer begehbar. Er verlief in einer steilen Schlucht im Berg und wand sich durch den Fels. An manchen Stellen, vermutete Horace, war er mit der Hand ausgegraben worden. Anscheinend hatten die ersten Bewohner von Ran-Koshi eine Verbindung zwischen den Schluchten entdeckt und einen Pfad ausgebaut, der teilweise durch Felstunnel in die Senke führte.
Sie schlitterten und stolperten ein steiles Stück hinab. Kieselsteine rieselten nach unten.
»Gar nicht so einfach, diesen Weg hochzukommen«, keuchte Reito.
Horace warf ihm einen kurzen Blick zu. »Genau so soll es sein. Die meisten Leute würden diesen Weg nicht einmal als Zugang zum Fort erkennen, wenn sie direkt davorstehen. Und selbst wenn ein Angreifer davon wüsste, so habe ich doch ein halbes Dutzend Stellen entdeckt, wo zehn Männer eine ganze Armee aufhalten könnten.«
»Und außerdem noch jede Menge Stellen, wo man Fallen bauen könnte«, sagte Reito. »Hier kann nur ein Mann nach dem anderen nach oben steigen.«
»Oder nach unten«, sagte Horace. »Man braucht viel Zeit, wenn man Streitkräfte hier herunterbringen möchte.«
»Herunter? Weshalb sollte man das tun wollen? Es ist gut zu wissen, dass diese Route existiert, und wir müssen Wachen aufstellen, damit Arisakas uns nicht überraschen kann. Aber warum sollte man eine Streitkraft nach unten bringen?«
Reito ging wie selbstverständlich davon aus, dass Horace es unmöglich als Fluchtroute für alle vorgesehen hatte, denn ihre Truppe bestand inzwischen aus über vierhundert Kikori, viele davon Frauen und Kinder. Es würde Wochen dauern, um alle über diesen steilen Pfad zu führen.
Horace zuckte mit den Schultern und antwortete nicht darauf. Es war ja auch nur eine vage Idee, die sich in seinem Hinterkopf regte. Alles, was er
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