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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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für Kapitalanlagen zu erzählen oder wollten Asthma die Beteiligung an irgendwelchen Geschäften anbieten.
    »Seht her, Asthma«, sagte ein Flugsaurier, »das ist ein Hut, und zugleich ist es ein Regenschirm!«
    »Schweinekrusten der Marke Asthma sind ein todsicheres Geschäft«, piepste ein Kiwi am Boden. »Denken Sie nur! Der würzige Geschmack der Schweinekrusten in Kombination mit der unendlichen Güte Asthmas...« Er zog etwas Glänzendes aus seinem Aktenkoffer und warf es dem Kater zu. »Ich hab schon die Tüten gestalten lassen!«
    Aber die Schaumschläger und Mitläufer waren kleine Fische gegen all die Tiere, die mit Muskelkraft oder Gerissenheit versuchten, Asthmas Stellvertreter zu werden. Eins davon, eine Wüstenrennmaus, fegte die winzigen Warenmuster des Kiwis beiseite.
    »Pass mal auf, Alter«, sagte die Wüstenrennmaus. »Asthma ist gerade erst angekommen, und er ist müde. Mit so einem Schwachkopf wie dir will er nichts zu tun haben, also...«
    Eine andere Wüstenrennmaus bearbeitete auf der gegenüberliegenden Seite die Leute. Sie schob sich durch die Menge und verkündete ihre Botschaft. »Wenn ihr mit Asthma sprechen wollt«, erklärte sie mit leiser, aber energischer Stimme, »wendet euch an mich. Gegen eine kleine Vermittlungsgebühr sorge ich dafür, dass er sich anhört, was ihr zu sagen habt.« Wüstenrennmäuse sind im gesamten Tierreich für ihre machiavellistischen Manöver bekannt.
    Asthma sagte nichts zu dem Tumult, der um ihn herum herrschte. Er saß bloß ruhig da und manikürte sich die Hinterklauen, indem er sie sich ins Maul steckte und daran knabberte.
    Die Biber standen ganz hinten und hofften, dass sie Asthma dazu bringen konnten, Chip und Woody zu küssen. Pete,
    Sue und Loo, inzwischen randvoll mit Cholesterin, Fett und Kolibakterien, zankten miteinander.
    »Dieses winzige Etwas kann doch nicht Asthma sein!«, sagte Pete. »Asthma muss jemand Eindrucksvolles sein.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Loo geradezu verträumt. »Ich glaube, ich mag ihn. Vielleicht hat er ja Tollwut.«
    Asthma sah ganz und gar nicht tollwütig aus. Vielleicht war es gerade seine Gelassenheit, die die Menge noch mehr in Wallung brachte. Ein Schneehuhn wollte sich auf ihn stürzen, wurde jedoch von der Wüstenrennmaus abgefangen. »Nicht so schnell«, sagte sie. »Lass den Mann sich doch putzen.«
    Asthma leckte sich tatsächlich gerade das Fell. Sein Kopf beschrieb ausgesprochen große Kreise, was irgendwie albern wirkte. Dann hörte er auf. Ein paar lange Sekunden lang saß er bloß mit seltsam starrem Blick ganz ruhig da.
    »Pssst«, sagte die andere Wüstenrennmaus. »Ich glaube, er will etwas sagen!«
    Die gesamte Menge verstummte in Erwartung der Perlen der Weisheit, die er sicher gleich von sich geben würde. Doch anstelle von Perlen spuckte er einen riesigen Schwall halb verdauten Trockenfutters aus.
    Die Menge blieb einen Moment lang mucksmäuschenstill, dann ergriff jemand das Wort. »Begreift ihr nicht?«, fragte das Faultier. »Asthma will, dass wir unser Leben in stiller Meditation verbringen, um alles Unreine in uns auszumerzen, auch wenn es noch so tief in unserem Innern schlummert!«
    Ein Teil des Publikums murmelte zustimmend.
    »Leute...«, sagte Asthma, aber niemand beachtete ihn.
    »Nein!«, schrie eine Wühlmaus. »Wahnsinn liegt auf diesem Wege. Asthma fordert uns auf, öffentlich oder im Verborgenen, ein jeder auf seine Weise, eifrig neue Werke hervorzubringen, so widerwärtig sie auch sein mögen.«
    »Also wirklich, ich...« Asthmas Stimme wurde bald von der erhitzten Debatte der beiden Parteien übertönt. Im Nu hatte sich die eine Wüstenrennmaus der einen und die andere der anderen Partei angeschlossen. Und Asthma saß, von allen vergessen, mit dem hilflosen, betretenen Gesichtsausdruck von jemandem da, der gerade etwas Unangenehmes erlebt, das ihm schon sehr oft widerfahren ist. Kopfschüttelnd entfernte er sich von der Menge, der eindeutig mehr daran lag, miteinander zu streiten, als zu hören, was er zu sagen haben mochte.
    Schließlich bahnte er sich den Weg zu der Stelle, an der die Biberinnen und die Kinder standen. »Was soll man machen?«, sagte er schulterzuckend. »Jünger.« Er wandte sich Loo zu, deren Haare sich in ein geometrisches Gebilde aus halb getrocknetem Bratensaft und leuchtend orangefarbener süßsaurer Soße verwandelt hatten. »Wie ich sehe, habt ihr etwas zu essen bekommen«, sagte er.
    Das erinnerte sie alle daran, dass es Zeit für einen Nachschlag

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