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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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war. Sue fand das furchtbar unhöflich, aber Pete hatte keine derartigen Skrupel. Er merkte, wie ihm sein Magen auf die Füße trat.
    »Asthma, wir gehen mal eben...« Er zeigte auf das Zelt.
    »Nur zu«, sagte Asthma und nickte. Die Kinder sausten los. »Das sind also die Menschen«, sagte Asthma zu den Biberinnen. »Ich hatte sie mir größer vorgestellt.«
    »Sind die alle so?«, fragte Naomi.
    »Wie?«, erwiderte Asthma verwundert.
    »Na... so.« Sie zeigte auf Loo, und sie sahen zu, wie diese ihr Kinn auf das eine Ende einer Platte mit Baked Beans drückte und dann wie ein Bagger einmal mitten hindurchpflügte.
    Ruth seufzte. »Schade, dass wir sie nicht einfach aus Blarnia hinauswerfen können...« Mit hoffnungsvollem Blick sahen die Biberinnen Asthma an.
    »Ich furchte, das geht nicht«, sagte dieser. »Man könnte uns wegen Diskriminierung verklagen.«
    »Aber das sind illegale Einwanderer«, sagte Naomi und verstummte dann. Sie stellte »Chip« aufrecht hin.
    »Chip ist aber groß geworden! Und er kann schon stehen. Wie alt ist er denn?«, fragte Asthma.
    »Ähm«, stammelte Naomi. Sie wusste nicht, ob Asthma sie auf den Arm nähm, ob er sich bei Ruth einschmeicheln wollte oder ob er einfach genauso bekloppt war wie ihre Partnerin. »Das weiß ich gar nicht.«
    »Es ist schon eine Weile her, dass wir mit ihnen beim Arzt waren und ihre Ringe zählen lassen haben«, sagte Ruth. Unterdessen war der Holzscheit umgekippt und begann wegzurollen. »Oh! Halt ihn fest.« Sie neigte sich über das Stück Holz in ihren Armen. »Deshalb setzt Mama dich nicht auf den Boden.« Ruth brabbelte etwas in Babysprache und rieb dann ihre Nase an dem Scheit, hörte jedoch abrupt auf, als sie sich einen Splitter einriss.
    Dann sahen sie, wie im Zelt aus einem Wasserspender der Kopf eines alten Mannes auftauchte. »Hallo! Was ist denn hier los?«
    Der Satyr kam hinter der Bar hervorgestürzt und drückte den Kopf mit den Worten »Raus mit Ihnen! Nach Blarnia dürfen nur geladene Gäste!« wieder hinunter. Er schloss den Deckel und stellte eine Doppelmagnumflasche obendrauf.
    »Seht ihr, so sollten wir mit den Schrankabunden umspringen«, sagte Naomi. *
    »Nein, das wäre nicht fair«, rügte Asthma sie. »Schließlich kriegen sie in ihrer Welt auch ständig Besuch von Blarniern.«
    »Das ist nicht dasselbe«, sagte Naomi. »Mag sein, dass wir sie beklauen, aber wir mischen uns wenigstens nicht in ihre Politik ein.« (Auf die Idee mit dem Damm war sie gekommen, als sie in einer gestohlenen Erdlings-Zeitschrift ein Foto vom Hoover-Damm gesehen hatte.)
    »Habt ihr so auch das Zelt organisiert?«, fragte Ruth.
    »Sieht ganz so aus«, sagte Asthma. »Jemand hat einen tragbaren Wasserspender in ein Tor nach Blarnia verwandelt und dann die gesamte Festausstattung für ein Klassentreffen gestohlen.« Die drei betrachteten das beige gestreifte Zelt, dessen Wände, Banner und Wimpel im Wind flatterten. »Ich kann es nicht gutheißen, wenn etwas aus der Welt der Menschen gestohlen wird, aber da hier keiner Daumen hat, muss man gewisse Zugeständnisse...«
    Naomi riss sich ihre Halskette ab, legte die Prothese an und räusperte sich.
    »Schau an, Naomi«, gluckste Asthma. »Ich hab mich schon gefragt, wie du das alles bauen konntest. Wozu braucht man bei Bibern wie euch noch die Evolution?«
    Ruth hüstelte und sagte dann: »Asthma, du musst mal zu uns kommen und diesen Schaukelstuhl reparieren, den du uns gebaut hast. Der ist ganz schief.«
    »Das mach ich, Ruth, aber es kostet dich was.«
    Ruth blieb die Spucke weg. Naomi, die ewige Friedensstifterin, schritt ein. »Wie viel kostet es denn, ihn zu reparieren?«
    »Viel«, sagte Asthma.
    Ruth konnte nicht länger an sich halten. »Ach ja? Und was nimmst du dafür, dass du uns nie wieder etwas baust?«
    Asthma verdrehte die Augen. »Noch viel mehr. Ihr habt ja keine Ahnung, wie dankbar die Leute sind.« Als er sah, dass Ruth wirklich sauer war, neigte er sich zu ihr und rieb liebevoll seinen Kopf an ihr. »Ruth, mein Kind, wenn wir hier fertig sind, gehst du nach Hause, und alles wird gut.«
    Danach fühlte Ruth sich besser. Als sie später einen Moment allein waren, fragte Naomi: »Hast du gerade ein Wunder vollbracht?«
    »Nein«, kicherte Asthma. »Ich meinte, für mich wird alles gut, denn dann bin ich weg!«

    Eine halbe Stunde später, als die Perversies Gelage Nummer zwei abgeschlossen hatten, war die Luft aus den Feierlichkeiten auf dem Hügel langsam raus. Die Kinder waren in

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