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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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und setzte ihn auf den breiten, dünn behaarten Rücken der Kuh. »Zur Steinernen Badewanne!«, dröhnte er. Großer Jubel brach los, und die Kuh setzte sich in flottem Trab in Bewegung.
    »Pass auf, da kommt ein...« Ed duckte sich unter einem tief hängenden Ast.
    Die Kuh nicht. Sie ging k.o., und Ed musste den ganzen Weg zu Fuß laufen.

    Der Rettungstrupp zottelte schnurstracks zu dem Hügel zurück, auf dem Asthma und die anderen ihr Lager hatten. Die Perversie-Kinder hatten unter dem Buffet geschlafen und jeden angeknurrt, der sich ihnen näherte. Als Ed eintraf, ließen sie ihn durch. Er kannte all ihre Tricks und konnte mit ebenso unfairen Mitteln kämpfen wie sie.
    Allzu herzlich fiel die Begrüßung allerdings nicht aus. Aber solange sie ihn in Ruhe ließen und er sich ungestört den Bauch voll schlagen konnte, war Ed das egal.
    »Das war verdammt hinterhältig von dir«, sagte Pete, während er und sein Bruder einander umkreisten. »Einfach zum Feind überzulaufen... He, war das die letzte Kartoffelkrokette?«
    »Fürchte ja«, sagte Ed. Er hatte zwar auch vorher schon keine Angst vor Pete gehabt, aber sein Aufenthalt bei der Feisten Hexe hatte ihn irgendwie noch selbstbewusster gemacht. »Hör zu. Glaub, was du willst, aber ich dachte, bei ihr gibt’s was zu essen.«
    Sue, die mit Loo um eine Plastikgabel rang, meldete sich zu Wort. »Das ist doch kein Grund...«
    Plötzlich erschien die kleine und alles andere als majestätische Gestalt Asthmas im Eingang des Festzelts. »Loo, hör auf mit deinen Selbstmordversuchen«, befahl er. »Ed, wir müssen uns mal unterhalten.«
    »Eine Sekunde.« Ed schnappte sich ein mittlerweile trockenes Baguette und stopfte es sich in die eine Tasche, dann sammelte er ein paar Butterstückchen ein und ließ sie in die andere fallen.
    »Keine Hektik«, sagte Asthma. Als die beiden gingen, ärgerte Pete sich darüber, wie nett Asthma zu Ed war.
    »Bestraf ihn, Asthma!«, rief Pete den beiden hinterher. »Vergiss das nicht!« Dann sagte er zu seinen Schwestern: »Ich hoffe nur, dass Ed für seine Fehler büßen muss. Das wird ein Heidenspaß.«
    Asthma schenkte Petes Drängen keine Beachtung. Sein Verhältnis zu Ed ging Pete nichts an. Nun haben manche Autoren, wie Sie sicher wissen, die lästige Angewohnheit, Ereignisse, die sie für zu heikel oder peinlich erachten, diskret auszublenden. Dabei ist doch vollkommen klar, dass es überhaupt keinen Sinn hat, Bücher ohne peinliche Stellen zu schreiben. Denn genau das wollen die Leute lesen. Literatur ist Klatsch über imaginäre Personen, und es ist nicht fair, bloß wegen der »Schicklichkeit«, der »guten Sitten« oder aus »Feingefühl« die pikanten Stellen wegzulassen. Daher steigen wir nun in Eds Gespräch mit Asthma ein, das bereits im Gange ist.
    »... worin besteht denn der Sinn des Lebens?«
    »Oh, das kann ich dir nicht sagen«, frotzelte Asthma. »Du würdest bloß darüber lachen.« Asthma wechselte das Thema. »Wie läuft’s in der Schule? Auf welche Schule gehst du noch mal?«
    Ed sagte es ihm.
    »Wirklich? Ich dachte, die wurde dichtgemacht, weil sie im nationalen Vergleich so schlecht abgeschlossen hat. Oder war es die, die in ein Gefängnis umgewandelt wurde, weil die Kinder früher oder später ja ohnehin dort landen und man Verwaltungskosten einsparen wollte?«, fragte Asthma. »Jedenfalls, was die Hexe angeht: Dir ist doch klar, dass sie nicht ganz dicht ist, oder?«
    »Darauf bin ich dann auch irgendwann gekommen«, gab Ed zu. Er bestrich ein Stück Brot mit Butter und schob es sich in den Mund.
    »Gib mir mal so ein Butterstückchen«, sagte Asthma. Ed wickelte eins aus der Folie und legte es auf den Boden. Asthma leckte daran, während sie sich unterhielten.
    »Danke«, sagte Asthma. »Tja, man lernt nie aus. Du bist nicht der einzige, dessen Handeln von seinem...«
    »... Portemonnaie gesteuert wird, ich weiß. Ach, Sie meinten, von meinem...? Das war es nicht allein«, sagte Ed errötend. »Als ich sie kennen lernte, wirkte sie so... ambitioniert. Und sie hat mich sehr viel besser behandelt als meine beknackten Geschwister. Ich hab’s satt, dass sie ständig auf mir herumhacken, nur weil sie keinen Ehrgeiz und keinen Verstand haben. Sie ahnen ja nicht, wie das ist«, beschwerte sich Ed. »Ihre ganzen Verwandten sind schließlich Heilige oder so was!«
    »Du glaubst, ich weiß nichts über Rivalität unter Geschwistern?«, fragte Asthma. »Was denkst du, was meine Geschwister getan haben, als meine

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