Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
Vom Netzwerk:
nichts dafür, aber das stimmt gar nicht. Meine Schwester hatte mal einen Wellensittich, und einmal, als Pete sich gerade mit Mums Staubsauger einen Knutschfleck machen wollte, da...«
    »Sei still!«, sagte die Feiste Hexe. »Deine widerlichen Erinnerungen verderben mir den Appetit.«
    »Moment, Moment, ich muss Ihnen unbedingt einen Witz erzählen. Der ist echt lustig, Sie dürfen mich nicht töten, bevor Sie die Pointe gehört haben...« Die Hexe hörte nicht. Sie pfefferte Ed und schmierte ihm dann einen großen Klecks HP-Sauce in die Haare. Ed dachte an all die guten Menschen in seinem Leben, und obwohl die Liste deprimierend kurz war, verdrückte er dennoch eine Träne. Dann hob die Feiste Hexe ihre Gabel... und die Hölle (oder war es der Himmel?) brach los.
    Zuerst hörte Ed, wie die Hexe jemanden nach seiner Herkunft fragte und der Zwerg vor Angst aufkreischte. Dann Schreie, vereinzelte Schüsse, laute Rockmusik und (in dem Punkt war er sich nicht ganz sicher) ein kleiner Spielmannszug.
    »Halt still«, sagte eine raue, aber freundliche Stimme. Dann durchschnitt eine raue, aber freundliche Klaue das imaginäre Seil, das ihn an den Baum fesselte. »Iih, du bist ja ganz nass«, sagte jemand in rauem, aber freundlichem Ton.
    Ed sank auf die Knie, riss sich dann die Augenbinde ab und schaute sich um. Seine Rettung hatte er einer riesigen Winkerkrabbe zu verdanken, daher war ihm ein bisschen unwohl dabei, als er sich fragte, ob Winkerkrabben wohl wie Hummer schmecken und ob jemand die Krabbe vermissen würde.
    »Gib ihm einen Schnaps«, sagte ein großer Schwarzbär.
    Eine Kuh mit einer Brille auf der Nase reichte ihm ein handgeschnitztes Schnapsglas in Form eines Sombreros aus der Werkstatt von Frau Biberin. »Bitte sehr.«
    Der Schnaps war selbst gebrannt und nahm ihm den Atem, als er ihm die Kehle hinunterrann. Ed fragte sich, ob er sich dafür auch noch bedanken sollte. Zum Glück machte ein Erstickungsanfall seine Überlegungen hinfällig. Die Kuh versetzte ihm mit dem Huf einen Klaps auf den Rücken.
    Eine ganze Menagerie von Tieren wuselte herum und suchte nach der Feisten Hexe und ihrem Kutscher. Beide standen vollkommen unbemerkt mitten in dem Durcheinander.
    »Sie müssen uns entwischt sein«, sagte der Bär enttäuscht.
    Blarnia war ein Land, das von den Errungenschaften der Optometrie noch gänzlich unbeleckt war, daher quälten sich die meisten Lebewesen mit einem sehr schlechten Sehvermögen durchs Leben. Selbst scharfäugige Tiere wie die Adler lernten, ihre Fähigkeit zu verbergen, da sie die ständige Diskriminierung nicht mehr ertrugen.
    »Sieht ganz so aus«, sagte die Kuh und schüttelte traurig den Kopf. Als Brillenträgerin galt sie als gefährliche Freidenkerin. Aber da ihre Sehhilfe von Frau Biberin geschnitzt worden war, bestanden die Gläser aus massivem Holz. Die Kuh schaute sich gründlich um und blinzelte dann über ihre Brille hinweg, um ganz sicherzugehen. »Die Hexe kann wirklich gut zaubern.«
    »Was?«, rief Ed. »Seht ihr sie denn nicht? Da stehen sie doch!« Aufgeregt zeigte er mit dem Finger auf sie. Die Hexe und der Zwerg bedeuteten ihm, damit aufzuhören, und formten lautlos das Wort »nicht«. Ed kümmerte sich nicht darum. »Sie stehen doch direkt vor eurer Nase!«, sagte er. Dieses Buch könnte jetzt zu Ende sein, wenn nur...
    »Seht ihr irgendwas?«, rief der Bär den anderen zu. Diese schlugen sinnlos auf Bäume ein und rangen vor lauter aufgestauter Aggressionen nasse Grasbüschel zu Boden.
    »Nööö«, rief die Menge wie aus einem Munde, einschließlich eines Opossums, das die Feiste Hexe sogar angerempelt hatte.
    »He, pass auf«, sagte diese.
    »’tschuldigung«, sagte das Opossum kleinlaut.
    Ein langer Vortrag zum Thema Frust und Enttäuschung blieb Ed im Halse stecken - ihm fehlte schlicht die Energie. »Dorthin müsst ihr gucken«, sagte er müde. »Die beiden Gestalten da. Inmitten all der Fußabdrücke.« Es war hoffnungslos.
    Der Bär kniff die Augen zusammen. »Sieht aus wie ein Baum und eine... Mülltonne oder so was. Sind Sie ein Baum?«, fragte er die Feiste Hexe.
    »Nein«, sagte sie. »Ich bin ein modernes Kunstwerk.«
    »Oh«, sagte der Bär. »Moderne Kunst hab ich noch nie verstanden.« Er drehte sich zu Ed um. »Siehst du? Das sind bloß ein modernes Kunstwerk und eine...«, der Zwerg nieste, »niesende Mülltonne.«
    »Gesundheit«, sagte die Kuh.
    »Schnauze«, sagte der Zwerg und putzte sich die Nase.
    Und mit diesen Worten hob der Bär Ed hoch

Weitere Kostenlose Bücher