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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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Leute...«
    Die Feiste Hexe boxte Ed aufs Ohr. »Halt den Mund und leide!«, schnauzte sie ihn an.
    »Wie schon gesagt«, meinte der Zwerg. »Ich hab einen Cousin, der ist Dschinn und außerdem Steuerberater. Vielleicht kann er...«
    »Genug!«, sagte die Hexe von oben herab. »Alles, was mit Geld zu tun hat, langweilt mich. Lass uns hier anhalten und eine Nebenhandlung beginnen.« Das Trio rastete in einem kleinen Tal. Wie alle Täler war es seit der großen Schneeschmelze mit Biomüll angefüllt, womit ich die aufgeblähten Kadaver von Waldlebewesen meine, die mitten im Fortpflanzungsakt von den sintflutartigen Wassermassen überrascht worden waren.
    »Wenigstens sind sie bei etwas gestorben, das sie gern taten«, sagte der Zwerg.
    Ed hatte Hunger, Durst und wunde Füße, war verschwitzt, verdreckt, verstunken, von Juckreiz geplagt, unmusikalisch und gereizt. Die Feiste Hexe konnte von Glück sagen, dass er zu müde war, um sich über irgendwas davon zu beklagen. Er kickte eine Wühlmaus beiseite, bei der schon die Leichenstarre eintrat, und plumpste zu Boden.
    »Ich bin am Verhungern«, sagte die Feiste Hexe und durchsuchte ihre nass geschwitzte Kleidung nach etwas Essbarem. »Ich will ein Schmankerl«, sagte sie. »Ich brauche ein Schmankerl. Ich spüre, wie ich dünner werde!«
    »Puh«, sagte der Zwerg zu Ed und stopfte sich seinen langen Bart in die Nasenlöcher. »Atomssohn, im Vergleich zu dir riechen tote Tiere richtig gut. Du brauchst ein Bad!«
    Die Augen der Hexe leuchteten auf. Sie hatte eine Idee. »Zwerg, binde die Vorspeise da an einen Baum.«
    »Euer Majestät, ich habe immer noch kein Seil.«
    »Verdammt, Mann, streng mal deine Phantasie an!«, brüllte sie.
    Der Zwerg zerrte Ed hoch und tat so, als würde er ihn mit einem imaginären Seil an einen Baum fesseln. Er kam sich dabei ziemlich blöd vor. Ed war zu müde, um sich zu wehren.
    »Okay, und jetzt tritt zurück«, sagte die Hexe. Sie richtete ihren Zauberstab auf Ed, und ein Strahl kalten Wassers schoss daraus hervor.
    »Oh ja«, sagte Ed. Nach dem Gewaltmarsch war ihm heiß, er war durchgeschwitzt und dreckverschmiert. Das Wasser war eine willkommene Erfrischung.
    Als sie merkte, dass es ihm gefiel, stellte die Feiste Hexe das Wasser sofort ab, indem sie an einem kleinen Knopf am Ende ihres Zauberstabs drehte. Prompt versank Ed wieder in den Dämmerzustand seiner Erschöpfung. Sie drehte noch einmal an dem Knopf, und zwei spitze Zinken traten aus dem Ende des Stabs hervor. Nichts Gutes im Schilde führend, ging sie einen Schritt auf Ed zu.
    »Ob Ihr mir wohl«, sagte der Zwerg, »etwas Bries übrig lassen könntet?«
    Gerade als die Hexe dem Zwerg für seine Frechheit eine kleben wollte, kam ein völlig ausgepumpter Spielzeug-Yorkie auf die Lichtung gehüpft.
    »Wuff! Euer Majestät!«, sagte der Hund. »Er ist hier!«
    »Ich finde es reichlich affektiert, wenn jemand in der dritten Person von sich spricht«, sagte der Zwerg und holte zu einem Fußtritt aus.
    »Wer?«, fragte die Feiste Hexe.
    »Er! Der (Wuff! Kläff!) Kater! Asthma!« Der Hund begann an Eds Schuhen zu schnüffeln und hob das Bein. Ed war so schwach, dass er ihn nicht mal verscheuchte.
    »Ach so«, sagte die Feiste Hexe, »’tschuldigung. Bin etwas unterzuckert.«
    »(Kläff) Dieser Atomssohn hat Fiesegrim umgebracht, indem er...«
    Die Feiste Hexe winkte ab. »Die Einzelheiten will ich gar nicht wissen. Ich bin sicher, es war etwas sehr Dummes«, sagte sie. »Geh und trommel all unsere Streitkräfte zusammen, damit wir einen sinnlosen Frontalangriff gegen die gewaltige Übermacht der vom Helden dieses Buches angeführten Truppen starten können.«
    Der Hund flitzte davon.
    »Ein wahnsinnig guter Plan«, mokierte sich der Zwerg. »Das kann überhaupt nicht schief gehen.«
    Wie so oft war das zu hoch für die Hexe. »So steht’s in meinem Vertrag«, sagte sie schulterzuckend. Nun, da sie nichts mehr davon abhielt, wandte sie sich wieder Ed zu, der immer noch an den Baum gefesselt war. »Seht, seht, seht«, machte der Salzstreuer über seinem Kopf. Das Prasseln der winzigen Kristalle, die auf seinen Schädel rieselten, war sein Totengeläut. Als der Zwerg ihm die Augen verband, fragte Ed sich für einen Moment, ob gleich etwas Perverses geschehen würde. Dann wurde ihm blitzartig klar, was ihm bevorstand, und er versuchte verzweifelt, Zeit zu gewinnen.
    »Tut mir Leid, dass mein Bruder Ihren Hund umgebracht hat«, sagte er. »Er bringt ständig Haustiere um. Er sagt, er kann

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