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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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baumelnden Schnüren zu tatzen und zu springen.
    »Hör auf! Das soll doch kein Spaß für dich werden«, fauchte die Hexe. Dann klatschte sie in die Hände und sagte: »Jetzt verpasst ihm seinen Sommerhaarschnitt!«
    Ein paar Femuren mit Schermaschinen in der Hand näherten sich ihm. Als sie sich daranmachten, Asthmas schönen schwarzen Pelz zu stutzen, sagte die Feiste Hexe: »Jetzt, wo es dank dir immer so warm ist, freust du dich doch bestimmt über etwas Abkühlung. Aber lasst ihm eine Halskrause«, wies sie die Femuren an, »und einen Pompon an jedem Fuß.«
    »Darf ich auch einen an seinem Schwanzende stehen lassen?«, fragte einer.
    Die Hexe lachte laut auf. »Oh, aber sicher.«
    Asthma gab ein leises Miauen von sich, das er rasch mit einem Räuspern kaschierte.
    »Hör auf, dich in Selbstmitleid zu suhlen«, sagte sie und zerrte ihr grotesk kurzes »Blarnia is for Lovers«-T-Shirt herunter. »Wenn wir durch die Hitze alle wie Vollidioten aussehen, darfst du natürlich nicht außen vor bleiben.«
    Vom Rand der Lichtung aus schauten die Mädchen entsetzt zu. »Ach, ich kann gar nicht hinsehen«, sagte Sue, ließ sich das Spektakel jedoch nicht entgehen. »Er sieht so bemitleidenswert aus.« Sue und Loo beobachteten die Rasur zwischen gespreizten Fingern hindurch.
    Endlich war es vollbracht. Da rief die Hexe: »Macht die Wanne voll!«
    Die Gonager lispelten einen Zauberspruch, und die Steinerne Badewanne füllte sich mit heißem Seifenwasser. Sie klatschten in die Hände, und eine übel riechende alte Schartexe hob Asthma hoch und trug ihn zur Wanne. Triumphierend grölte die Feiste Hexe: »Badet den Kater!«
    Sue und Loo sahen erstaunt zu, wie Asthma sich ohne das geringste Jaulen ins Wasser werfen ließ. Sie rechneten sekündlich damit, dass er seine Angreifer kratzen und beißen, dann aus der Wanne springen und fliehen würde, aber das tat er nicht. Asthma blieb einfach still (wenn auch gewiss unglücklich) sitzen, während die jubelnde Meute von Bösewichtern vorbeidefilierte und ihn jeder einmal kurz schrubbte.
    Nachdem man ihn mit Shampoo und Spülung traktiert hatte, wurde Asthma aus der Steinernen Badewanne geholt. Die Mädchen stellten fest, dass er noch kleiner aussah als sonst -geradezu mager. Er wurde mit dem Steinernen Badelaken abgerubbelt und schließlich mit dem Steinernen Föhn getrocknet.
    »Und jetzt die Krönung«, sagte die Feiste Hexe mit leiser, drohender Stimme. Sie klatschte in die Hände. »Bringt mir meine Puppenkleider!«
    Unter den Augen der Mädchen zog man Asthma ein Blümchenkleid über den Kopf und klatschte ihm grob eine groteske rosafarbene Haube so auf den Kopf, dass seine Ohren darunter abknickten. Der Kater sah jämmerlich aus, wie alle Tiere es tun, wenn jemand die Eleganz und Schönheit ihrer natürlichen Gestalt ruiniert.
    Aber es sollte noch viel, viel schlimmer kommen. Denn nun wurde eine karierte Picknickdecke auf dem Boden ausgebreitet.
    Asthma sah zu, wie ein Puppenstuben-Teeservice aus unzerbrechlichem rosa Plastik in die Mitte gestellt wurde. Jemand hob ihn hoch und setzte ihn daneben. Dann kam die Hexe herübergestapft und nahm schwerfällig Platz. Sue fand, sie sah aus wie ein riesiger Berg Schlagfit.
    In dem Bemühen, wenigstens etwas Würde zu bewahren, begann Asthma, sich eine Pfote zu lecken. Am liebsten hätte er sich irgendwo verkrochen, bis sein Fell wieder nachgewachsen war.
    »Nein, nein! Du musst das über dich ergehen lassen! So war es vereinbart«, sagte die Hexe. »Schartexen, gebt der Mieze eine Tasse Tee!«
    Eine Schartexe mit besonders schlaffen Hängebacken nahm eine Tasse und tat so, als würde sie Tee hineingießen. »Milch oder Zitrone?«
    Asthma wusste nicht, was er sagen sollte. Körperlichen Schmerz konnte er ertragen, darin war er inzwischen ein Experte. Aber lächerlich gemacht zu werden... Das Ganze war ihm unglaublich peinlich, so peinlich, dass er buchstäblich zu sterben glaubte.
    Sein Zögern erzürnte die Feiste Hexe. »Du machst das nicht richtig! Du musst mitspielen!«
    »Tut mir Leid«, sagte Asthma matt. »Milch... und Zucker.« Er konnte vor Scham kaum sprechen, und das kichernde Publikum machte alles nur noch schlimmer.
    Sie gaben ein seltsames Paar ab, der kleine, grotesk geschorene Kater und die monströse Hexe, unter der Waagen zerplatzten wie Knallbonbons. Eine Weile taten sie beide so, als würden sie Tee trinken, dann nahm die Hexe einen leeren Teller in die Hand. »Ein Sandwich?«, fragte sie.
    »Nein... danke«, sagte

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