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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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groß, stolz und gefährlich zu sein. Aber darum geht es gar nicht.«
    Sue meldete sich zu Wort. »Es heißt ja, je bedeutender man im Leben ist, desto schwerer hat man es später, dem Allmächtigen Lektor zu gefallen. Stimmt das?«
    »Verglichen mit ihm sind wir alle armselige kleine Scheißer«, sagte Asthma. »Wenn ich als Löwe zurückgekommen wäre, hätte es sogar sein können, dass die Leute denken, sie sollten wie die Löwen die Schwachen und Alten auffressen und eine Gewaltherrschaft errichten, in der mit Zähnen und Krallen regiert wird.«
    Sue schnaubte. »Meinen Sie wirklich, die Leute wären so dumm, das zu glauben?«
    »Du würdest staunen, wenn du wüsstest«, sagte der Kater, »was die sich so alles einreden, wenn es ihre Eitelkeit befriedigt. Daher habe ich beschlossen, als etwas Kleines, Weiches zurückzukommen, etwas, von dem man nie glauben würde, dass es Macht hat. Es gibt sogar Ignoranten, die schwarze Katzen töten, weil sie sie für böse halten. Verachtet, aber nicht kleinzukriegen - so ein Tier passt zu mir.«
    »Ich finde, Sie hätten als großer Haifisch zurückkommen sollen, mit einem Krug Salzwasser zum Atmen auf dem Kopf. Und mit ein paar Bomben«, sagte Loo laut.
    »Loo, auch wenn etwas klein ist, kann es doch stark sein«, sagte Sue, ganz die große Schwester. »Weißt du noch, wie du damals die Hornisse verschluckt hast?«
    Nun, da sich ihre Augen vollständig an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte Sue die Gegend langsam wieder. Sie waren auf dem Weg zurück zum Hügel mit der Steinernen Badewanne. Als sie den Rand der Lichtung erreichten, drehte Asthma sich um und sagte: »Ich bin am Ziel. Ihr könnt jetzt ins Lager zurückgehen.«
    »Und wenn wir nicht wollen?«, fragte Loo aufmüpfig.
    »Es wäre mir wirklich lieber, wenn ihr umkehren würdet«, sagte Asthma. »Was jetzt kommt, wird mit ziemlicher Sicherheit... peinlich.«
    »Natürlich tun wir das«, schwindelte Sue.
    »Dann lebt wohl«, sagte Asthma. Rasch gab er beiden Mädchen mit seiner rauen Zunge einen Katzenkuss. Der Kater ging ein paar Schritte und drehte sich dann um. »Ihr seid ja immer noch da«, sagte er.
    »Ja«, sagte Sue und suchte nach einer Ausrede. »Ich hatte bloß... einen Stein im Schuh.«
    »Na gut«, sagte Asthma, diesmal ohne sich abzuwenden.
    Die Mädchen begriffen, wie der Hase lief, und begannen rückwärts in den Wald zurückzugehen. »Okay, Asthma, tschüs!«, heuchelten sie. »Tschüs!« Sobald sie überzeugt waren, dass der Kater außer Hörweite war, schlichen sie sich zurück zum Rand der Lichtung und versteckten sich dort hinter einer kleinen Hecke. Asthma wusste Bescheid, konnte sich damit aber momentan nicht abgeben. Der Höhepunkt der Geschichte stand bevor.
    Die Feiste Hexe und ihre Lakaien saßen herum und spielten Gin-Romme. Der Spieltisch wurde von mehreren in den Boden getriebenen Fackeln mit Tiki-Köpfen beleuchtet, die unheimliche Schatten auf die Ausgeburten der Nacht warfen. Sie hatten sich offenbar versammelt, um zu plaudern, sich zu entspannen und zuzuschauen, wie Asthma platt gemacht wurde. Ein Stück weiter weg kauerten ein paar Mini-Riesen um einen Holzkohlegrill und wendeten unglaublich bösartige Frikadellen.
    »So, so«, frohlockte die Feiste Hexe, als Asthma in Sicht kam. »Wir dachten, du würdest nicht mehr kommen. Gerade wollten wir anfangen, Ultimate Frisbee zu spielen.« Die teuflischen Gefährten um sie herum keckerten böse. Ihr Faible für Ultimate Frisbee war Teil ihres durch und durch diabolischen Charakters.
    Da gab es Oger und Voguer, Minotauren und Senatauren, Gonager, Sporks und Femuren. Es gab schleimige Graupien und schlaffe Schartexen, die Geister von bösen Bäumen sowie die Geister von noch böseren Grashalmen, die zum bequemeren Transport in Müllbeutel gestopft worden waren. Inkuben und Sukkuben lasen johlenden Finsterlingen, die sich niemals die Zähne putzten, aus obszönen Inkunabeln vor. Und dann gab es noch ein paar Geschöpfe, die so grässlich waren, dass man mir ein Extrahonorar zahlen müsste, sollte ich sie beschreiben.
    Mit erhobenem Kopf, zuckenden Schnurrhaaren und ohne jede Furcht tapste Asthma in ihre Mitte. »Lasst es uns hinter uns bringen«, sagte er.
    »Fesselt ihn«, sagte die Feiste Hexe. Vier Schartexen mit bis zum Boden herabhängenden Brüsten traten herbei und fesselten Asthma. »Das ist nicht nötig«, sagte er. »Ich bin schließlich freiwillig hier.« Aber nicht mal Asthma konnte der Versuchung widerstehen, nach den

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