Tollwut erholte. Ein paar Wochen bevor es erscheinen sollte, rief Simon, mein Lektor, mich an. »Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht«, sagte er. »Welche möchtest du zuerst hören?«
»Die schlechte«, erwiderte ich, denn ich wollte es hinter mich bringen.
»Dem Korrektor sind gewisse... Parallelen... zwischen deinem Buch und einem anderen aufgefallen, das vor siebzig Jahren erschienen ist.«
Ich war total platt. »Oh Mann«, sagte ich, »was für ein Zufall!«
»So was kommt vor«, sagte Simon. »Die gute Nachricht ist: Ich glaube, du kannst ihn verklagen.«
»Nein«, sagte ich. »Lassen wir die Leser entscheiden. Möge das bessere Buch gewinnen.« So bin ich eben.
»Das ist echt nobel von dir«, sagte Simon. »Aber ich glaube ohnehin nicht, dass es irgendjemand merken wird.«
Nach diesem Gespräch habe ich mal einen Blick in das Buch geworfen, das Simon meinte. Es hat rein gar nichts mit diesem hier zu tun. Hier und da gibt es ein paar entfernte Ähnlichkeiten, aber nichts Gravierendes. Es ist wirklich ein ziemlich obskures Werk. Der einzige Ort, an dem ich es entdecken konnte, war ein großes Display im Schaufenster des Buchladens vor Ort. Der Autor (dessen Namen ich sofort wieder vergessen habe) versucht ganz klar, auf der Erfolgswelle meines Buches mitzuschwimmen. Es ist ihm sogar gelungen, ein paar Leute in Hollywood zu überreden, in aller Eile einen Film nach seinem Buch zusammenzuschustern, um mir die Schau zu stehlen.
Aber ich will mich darüber nicht aufregen. Das Verlagswesen ist bisweilen ein schmutziges Geschäft, und auf das Niveau will ich mich nicht hinabbegeben. Stellen Sie sich mal vor: Dieser Kerl hat seinen »Coup« seit über siebzig Jahren vorbereitet! Manche Leute tun für Geld einfach alles. Aber ich nicht. Egal, mit wie vielen faulen Äpfeln dieser Kerl mich bewirft, ich bin entschlossen, Apfelsaft daraus zu machen.
Daher habe ich beschlossen, dem ersten Leser, der zehn Übereinstimmungen zwischen diesem und dem anderen Buch findet (vorausgesetzt, Sie können irgendwo eins auftreiben), 100000 Pfund zu schenken. Aber es müssen richtige Übereinstimmungen sein, nicht so ein Quatsch wie »Beide sind aus Papier« oder »Beide Autoren sind Deppen«. Schicken Sie Ihre Ergebnisse an
[email protected] . In dem unwahrscheinlichen Fall, dass es mehr als einen Gewinner geben sollte, werde ich am 25. Dezember 2005 unter allen Einsendern willkürlich einen auswählen. Sein Name - und die Liste der Übereinstimmungen, die er gefunden hat - werden unter www.blarnia.com veröffentlicht. Viel Glück. Ich glaube, Sie werden es brauchen!
Über den Autor
Generationen von Lesern haben sich von den verlotterten Figuren, dem schlampigen Aufbau der Geschichten und dem hirnlos-verbohrten Pessimismus abgeschreckt gefühlt, durch die Michael Gerber zu einem der unbeliebtesten Autoren der Gegenwart geworden ist. Weder Kinder noch Erwachsene haben für seinen ewiggestrigen, unreifen Mist auch nur das Geringste übrig.
Erst im vorgerückten Alter begann der Autor jene Bücher zu schreiben, mit denen er einer verschwindend geringen Anzahl von Lesern bis heute nur wenig Freude bereitet. Als Gastdozent an einer angesehenen Universität scharte Gerber nach und nach einen chaotischen Haufen gleichgesinnter Penner um sich: verlotterte, unrasierte Tagediebe, die seine Verachtung für gesellschaftliche Konventionen, geregelte Arbeit und elementarste Formen der Hygiene teilten. Diese Bande - von einem Beamten der örtlichen Polizei »Die Stinkstiefel« getauft - traf sich regelmäßig in einer Bar und machte sich einen Sport daraus, Studenten und Touristen zu schikanieren. (Wie oft beklagt wird, drückt die Polizei in Universitätsstädten gern mal ein Auge zu.)
Jeden Samstagabend saßen die Stinkstiefel zur Ausnüchterung im Knast und vertrieben sich die Zeit damit, einander die neuesten Ausgeburten ihrer kranken Phantasie vorzulesen.
Diese trostlosen Zusammenkünfte, bei denen es nach vergammeltem Tweed, Schweiß und verstopften Zellenklos stank, waren die Geburtsstunde einiger der unpopulärsten Fantasy-Romane der Weltliteratur. Für Gerber endeten sie ein ums andere Mal mit einem Tritt in die Eier, denn längst nicht alle Mitgefangenen wussten seinen höchst theatralischen Vortragsstil zu schätzen, zu dem lautes Singen und Ausdruckstänze gehörten. Ein Augenzeuge spottete einmal, seine Stimme klänge, als habe er eine Wespe in der Nebenhöhle.
Der psychisch labile und gänzlich