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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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behaupten?
    Wenn jemand euch auf die Nerven geht, bedenkt: So hat Gott ihn nun mal geschaffen. Also habt ihr ein Problem mit dem Hersteller. Zugegeben, die Fertigungsqualität hat nachgelassen, das müssen wir alle zugeben. Aber man kann von ihm einfach nicht mehr dasselbe handwerkliche Geschick erwarten wie zur Zeit von Adam und Eva. Und das gilt auch für die Welten. Diese hier stinkt, und wenn eure Nase so empfindlich ist wie meine, wisst ihr, dass ich das wörtlich meine. Niemand, der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, würde freiwillig in Blarnia leben wollen, schon gar nicht jetzt, wo der Matsch und die verwesenden Dachse uns bis zu den Knien reichen.«
    »Was willst du eigentlich sagen?«, rief jemand ungeduldig.
    »Dasselbe wie immer«, sagte Asthma. »Das Leben ist schon hart genug, auch ohne dass ihr euch wie wilde Tiere auffuhrt.«
    »Aber wir sind wilde Tiere«, brüllte jemand.
    »Nicht alle«, sagte Asthma. »Manche von euch sind Fabelwesen, und andere...«, er schaute Loo an, die lächelte. »Nun, ich weiß nicht, was ihr seid, aber ihr könntet euch alle etwas mehr Mühe geben, nett zu sein.«
    »Seht ihr?«, sagte die Feiste Hexe. »Ihr habt es gehört. Asthma sagt, ihr sollt nett zu mir sein und tun, was ich sage.«
    »Und du«, sagte Asthma und fixierte die Feiste Hexe mit strengem Blick, »du brauchst eine Therapie. Ich weiß nicht, ob irgendwas in deiner Kindheit passiert ist, aber auf jeden Fall ist es keine Entschuldigung dafür, eine derartige Landplage zu sein.« Asthma wandte sich wieder dem Publikum zu, in dem hier und da kleine Grüppchen angefangen hatten zu raufen, als er die Hexe angesprochen hatte. »Wenn ihr unbedingt kämpfen müsst, befehle ich euch, ein Parlament zu bilden, um das Blutvergießen zu minimieren und uns anderen ein bisschen solide Unterhaltung zu bieten.«
    Asthmas »Frieden und Brüderlichkeit«-Masche kam so gut an wie immer - also gar nicht. Aber die Idee mit dem Parlament fanden alle großartig, vor allem die, denen schwante, dass sie den Kürzeren ziehen würden, wenn es hart auf hart käme. Sie verbrachten eine glückliche Stunde damit, sich auf die eine oder andere Seite zu schlagen. Die beiden größten Parteien waren die Asthmatiker und die Korpulenzier, aber daneben gab es noch viele andere, kleinere Gruppierungen, wie die Apathiker und die Freien Radikalen, die Simulanten und die Bürgervereinigung für geschmackvoller bezogene Möbel. Bald war der Hügel erfüllt von lautem Gezänk und Geprahle, und noch bevor die Sonne unterging, erlebte Blarnia seine allererste Verfassungskrise. Die Asthmatiker hatten einen Antrag auf ein »sofortiges Ende aller Diebstähle aus der Menschenwelt« eingebracht. Die Korpulenzier lehnten ihn vehement ab. Den Apathikern war das natürlich egal.

Die Geschichte ist nun fast zu Ende - zum Glück, denn ich bin sicher, dass Sie die Nase ebenso voll davon haben wie ich. Aber bevor unsere Wege sich trennen, zwingt mich die Billigere Magie, noch ein paar Fragen zu klären.
    Nachdem die Feiste Hexe zur Premierministerin ernannt worden war und das Parlament sich hinlänglich zerstritten hatte, sodass es mehr oder weniger überflüssig geworden war, blieb nur noch die Krönung einer Galionsfigur - oder eben von vier Galionsfiguren.
    »Wir treffen uns auf Schloss Cair Amel«, sagte Asthma am nächsten Morgen zu den Kindern. In einer improvisierten Blitzzeremonie wurden dem schönen Blarnia vier königliche Faulpelze aufgebürdet: König Pete und Königin Sue, König Ed und Königin Loo. Nun möchten Sie vielleicht wissen, womit auch nur einer von den vieren bewiesen hat, dass er ein Land regieren kann. Die Antwort lautet: mit nichts. Aber der Allmächtige Lektor versteht es nun mal, sich bei seinen Lesern einzuschleimen. Es war letztlich auch keine so große Sache, denn im Gegensatz zu früher tun Könige und Königinnen heutzutage kaum noch etwas anderes, als bei Einweihungsfeierlichkeiten Bänder zu durchschneiden und gruselige Beispiele »bahnbrechender« Architektur zu besichtigen.
    Irgendwie schaffte es Blarnia, die pubertären Hormonschübe seiner Oberhäupter zu überstehen, die einander jedes Mal den Krieg erklärten, wenn einer ihr Schlafzimmer betrat, ohne anzuklopfen, das letzte aus der Menschenwelt gestohlene Eis aufaß oder weiter so ein blödes Gesicht machte, obwohl ich dir doch gesagt hab, du sollst das lassen. Mit der Zeit wurden Pete, Sue, Ed und Loo von nervtötenden, neurotischen Kindern zu schwer gestörten

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