Die Chroniken von Gonran 1: Stärke oder Tod (German Edition)
kommt, selbst wenn ich dabei sterbe.“
„Im Turnier stirbt meist niemand. Im Kampf jedoch immer. Du sollst ehrenhaft kämpfen. Aber es gibt Situationen, und früher oder später wird so eine kommen, in denen du gegen einen hinterlistigen Gegner kämpfst, der mit allen Mitteln gewinnen will. Da heißt es, klug zu sein und ihn, wenn nötig, mit seinen eigenen Mitteln zu schlagen.“
„Nun gut. Das macht Sinn …“
„Du kannst deine Herkunft von der Erde nicht leugnen, Pete“, lachte Tron. „Kein Soldat von Turion würde mich dermaßen ausfragen. Aber das ist schon in Ordnung, los geht’s!“
Bevor Pete nur einen Gedanken darüber verlieren konnte, griff ihn Tron auch schon mit seinem Holzschwert an. Instinktiv wich Pete aus und konterte den Angriff. Tron parierte routiniert seinen Gegenangriff und sprang einen Schritt zurück.
„Sehr gut, Pete! Nun zu den heutigen, sagen wir, Spezialangriffen.“
Mit den Worten hob Tron theatralisch sein Schwert über seinen Kopf und starrte Pete an. Der war auf der Hut und hielt krampfhaft seinen Schild fest. Plötzlich bewegte Tron seinen Fuß äußerst flink gegen Pete. Dann sah Pete nichts mehr. Seine Augen fühlten sich an, als ob tausend Bienen ihre Stacheln darin versenkt hätten. Verzweifelt hob Pete den Schild, um sich vor weiteren Angriffen zu schützen. Da wurden ihm die Beine unter dem Körper weggefegt und er landete Kopf voran im Sand der Arena.
Trons Art, ihm Techniken beizubringen, war völlig auf die Praxis ausgerichtet. Er achtete auch immer peinlichst genau darauf, dass Pete sich an jede Lektion, oft auch schmerzhaft, erinnerte. Als Pete versuchte sich aufzuraffen, spürte er auch schon Trons Stiefel auf seinem Rücken und dessen Holzschwert an seiner Kehle.
„Der Sand der Arena oder die Erde da draußen kann dein bester Freund sein. Vergiss das nie. Verzweifelte oder hinterlistige Gegner machen sich oft die Umgebung zunutze.“
Tron hob seinen Fuß von Petes Rücken und Pete konnte sich, immer noch ohne etwas zu sehen, aufrappeln. Tron ließ von einem Diener einen Kübel voll Wasser bringen. Dankbar wusch sich Pete die höllisch brennenden Augen und befreite sie von den Sandkörnern.
Das Training ging in derselben, für Tron typischen Art weiter. Durch das Erlernen dieser Tricks und Finten betrachtete Pete schon nach kurzer Zeit eingeübte Abläufe und Standardsituationen unter einem ganz anderen Licht. Begierig lernte er, oft mit Schmerzen, mehr und mehr, bis in die späten Abendstunden.
Als sie frisch gewaschen und verpflegt vor Petes Raum ankamen, wartete eine in weißen Tüchern verhüllte Person auf sie. Pete schaute erstaunt zu Tron, der seinen Blick ebenso erstaunt erwiderte. Er wusste also auch nicht mehr als Pete. Pete setzte an, etwas zu sagen, doch da kam ihm die verhüllte Person bereits zuvor: Sie ließ die Gesichtsbedeckung heruntergleiten.
„Alya! Was … was machst du denn hier um die Zeit?“, fragte Pete überrascht.
Nervös schaute sie zu Tron und antwortete, wieder zu Pete gewandt: „Ich sollte nicht hier sein und niemand sollte davon erfahren, da ich um die Zeit längst in meinem Gemach sein müsste. Doch ich konnte einfach nicht ruhig schlafen, ohne dir vor dem Turnier alles Gute zu wünschen.“
Pete war überwältigt. Er mochte sie, ja liebte sie vielleicht sogar. Er war sich jedoch trotz all der Zeichen von ihr nie sicher gewesen, ob sie auch nur einen Teil seiner Zuneigung erwiderte.
„Ich danke dir, Alya. Das freut mich wirklich sehr, dass du extra wegen mir hierherkommst.“ Er lächelte sie etwas verlegen an und verlagerte sein Körpergewicht von einem Bein aufs andere.
„Vielleicht können wir morgen noch …“
„Halt, halt, mein junger Freund …“, wandte Tron mit erhobener Hand ein. Pete und Alya schauten ihn erwartungsvoll an.
„Übermorgen ist ein großer Tag für dich und auch für uns. Traditionsgemäß wirst du den morgigen Tag alleine auf deinem Zimmer verbringen. Dies nicht, um dich zu strafen. Sondern damit du deine Kräfte sammelst, dich konzentrierst und am Turnier fokussiert explodieren kannst.“
Enttäuscht schaute Alya auf den Boden. Pete hätte sie in dem Moment am liebsten einfach in die Arme genommen und ihr gesagt, dass alles gut wird. Mit einem Satz stand sie plötzlich vor ihm, küsste ihn hastig auf die Lippen und verschwand im Dunkel.
Benommen stand Pete da. Hatte er dies eben geträumt? Ungläubig fuhr er sich mit dem Finger über seinen vor Überraschung offen
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