Die Chroniken von Gonran II: Feuer der Rache (Fantasy-Roman) (German Edition)
fast zu einfach …
„Gibt es kein anderes Tor, eins, das weniger bewacht wird?“, flüsterte Torwak, zu seiner Mutter gewandt.
„Leider nicht, nein. Wir müssen es hier irgendwie versuchen.“
„Hatte Myrtha keinen anderen Plan? Wie wolltet ihr denn hinauskommen?“
„Am Tage wäre dies keine große Sache. Wir haben in einer nah gelegenen Scheune einen Heukarren deponiert. Sie hätte dich damit hinausgekarrt. Am Tage wär dies nicht aufgefallen, da viele Bauern aus dem Umland mit Heu unterwegs sind.“
„Moment mal. Das ist es! Zeig mir, wo das Ding ist!“, sagte Torwak begeistert.
Seine Mutter schaute ihn verständnislos an, machte sich aber dennoch auf den Weg. Torwak nahm sein Pferd und folgte ihr. Die Scheune befand sich nur eine Straße weiter. Es war ein altes, heruntergekommenes Gebäude. Aber Torwak stürmte enthusiastisch in die Scheune. Der Karren stand tatsächlich bereit. Voll beladen mit Heu und von der Größe her konnten sie sogar das Pferd vorspannen. Umgehend machte sich Torwak an die Arbeit.
„Was hast du vor?“, fragte ihn seine Mutter, während sie ihn beobachtete.
„Sie suchen nach zwei entlaufenen Sklaven. Du versteckst dich im Heu, ich fahr die Karre hinaus.“
„In deinem weißen Krankengewand siehst du eher aus wie ein Gespenst als wie ein Bauer“, lachte seine Mutter.
Sie hatte recht. Hektisch schauten sich beide in der Scheune um. Kurz entschlossen sprang er auf den Boden und wandte sich im Dreck. Das Weiß seines Gewandes war nun hellbraun, aber noch nicht dreckig genug. Torwak fand hinter der Scheune einen Brunnen und sprang vorsichtig hinein. Darauf wandte er sich abermals im Dreck. Nun blieb wirklich alles kleben. Er sah armselig aus und stank. Da war wohl mehr als nur Dreck am Boden, denn er roch nach Kot.
Umso besser ...
Seine Mutter hielt sich die Nase zu.
„Du stinkst aber. Das soll mein Sohn sein?“, sagte sie grinsend.
Er lachte nur.
„Komm, versteck dich im Heu!“
Sie kam zu ihm, nahm eine Handvoll Dreck und schmierte ihm alles ins Gesicht.
„So ist es noch besser ...“, sagte sie und verschwand im Heu.
Überrascht schaute er ihr nach, schüttelte ungläubig den Kopf und setzte sich auf den Karren. Er lenkte das Gespann aus der Scheune und ließ das Pferd langsam durch die Straßen traben. Torwak setzte sich lässig auf den Wagen und versuchte gelangweilt auszusehen. Innerlich war er zum Zerreißen gespannt. Es musste einfach klappen.
Langsam bogen sie um die letzte Ecke und hielten auf das Tor zu. Die Wachen hatten sie bereits entdeckt und schauten verwundert vom Torbogen auf sie herab. Sie sprachen miteinander, dann machte sich einer der Soldaten auf den Weg die Treppe zu ihnen herunter.
„Stopp!“, befahl der Soldat von oben.
Kurz danach kam bereits sein Kollege aus dem Turm und näherte sich mit bestimmtem Gang.
„Wohin wollt Ihr um diese Zeit?“, fragte er misstrauisch und prüfte den Karren kritisch.
„Nun, Wir wollen unser Heu verkaufen. Ein Kerl wollte es gegen Wasser tauschen. Er kommt von weit her und hätte vor einer Stunde ankommen sollen. Da nun ein Feuer ausgebrochen ist, wollen wir das Heu verkaufen, solange es noch heil ist.“
„Hmm“, brummte der Soldat mürrisch. Er zog langsam sein Schwert, wobei er Torwak nicht aus den Augen ließ. Der versuchte, ruhig zu bleiben und so gelangweilt wie nur möglich dreinzuschauen. Er gähnte laut und streckte beide Arme in die Höhe.
„Ist schon spät, was denn nun?“, fragte Torwak betont lässig.
Der Soldat ging langsamen Schrittes um den Karren und stocherte mit seinem Schwert immer wieder im Heu. Torwak hätte ihn am liebsten umgehauen. Wenn bloß seiner Mutter nichts passiert!
Der Soldat kam wieder zu Torwak und musterte ihn. Er schaute nochmals zum Wagen. Da rümpfte er die Nase und verzog das Gesicht.
„Der riecht aber“, murmelte der Soldat. „Nun gut, ihr könnt weiterziehen“, sagte er verkrampft zu Torwaks Erleichterung.
Der Soldat rief zwei kräftige Sklaven herbei, die langsam den schweren Holzbalken wegschoben und unter Aufwand aller Kräfte einen Flügel des Tores öffneten. Torwak nickte nur, schnalzte mit der Zunge und sie gingen langsam durch das Tor. Im Heuhaufen war es ruhig. Nichts war zu hören. Er konnte es kaum erwarten nachzuschauen, ob es seiner Mutter gut ging. Aber er durfte jetzt keinen Fehler machen und musste gemütlich weiterfahren.
Mit einem lauten Krachen fiel das Tor wieder zu und der Balken wurde knirschend vorgeschoben.
Da ist
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