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Die Chroniken von Gonran II: Feuer der Rache (Fantasy-Roman) (German Edition)

Die Chroniken von Gonran II: Feuer der Rache (Fantasy-Roman) (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Gonran II: Feuer der Rache (Fantasy-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pauli
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über euer Leben oder Tod entscheiden. Ein Fehler, eine Unachtsamkeit, und es ist aus. Ende. Nur der Augenblick zählt, junger Krieger.“ Oft hatte er diesen Satz von ihm gehört, aber noch nie war er treffender als heute.
    Torwak nahm seine Mutter bei der Hand, drückte sich mit dem Rücken an die Wand und schob sich zum Eingang des Raumes. Niemand war zu sehen. Aus allen Richtungen hörte er die Schritte der Soldaten, Befehle und die Schmerzensschreie der Patienten, die nicht schnell genug waren. Er schaute sich nochmals um.
    Niemand.
    Hastig zog er seine Mutter hinter sich in den Flur. Er hatte keine Ahnung, in welcher Richtung sich der Ausgang befand. Er wollte sich gerade zu seiner Mutter drehen, als diese ihn nach rechts in einen weiteren Flur zog.
    „Komm ...“, flüsterte sie.
    Sie schlichen weiter, durchquerten den Flur und gingen unbehelligt durch ein Zimmer voller Stühle. Inzwischen kamen die Schreie meist aus den Zimmern der Patienten. Der Raum, in dem sie jetzt standen, bot jedoch nur Zugang zu Patientenzimmern. Er schaute sich in alle Richtungen um. Sie mussten zurück. Da zog ihn seine Mutter bereits weiter. Direkt in eines der Patientenzimmer.
    „Mutter, was ...?“
    Als sie in dem Zimmer waren, sah er zu seiner Erleichterung, dass es über und über mit Kochtöpfen gefüllt war. In Körben befand sich frisches Gemüse. Niemand war zu sehen.
    „Denkst du etwa, ich kenne mich hier nicht aus?“, sagte sie und schüttelte lächelnd den Kopf.
    Am Kücheneingang ging ein kondranischer Soldat pfeifend vorbei. Torwak hoffte, dass er sie nicht gesehen hatte. Aber der Soldat streckte sofort seinen Kopf um die Ecke.
    „Was macht ihr denn da?!“, schrie er und sprang gleich zu Torwak.
    Torwak schnappte sich zwei eiserne Töpfe und schlug diese dem Soldaten von beiden Seiten mit voller Kraft an den Kopf. Die Töpfe schepperten ohrenbetäubend laut, als sie auf den Helm des Soldaten knallen. Der verdrehte die Augen und sackte in einer deformierten Position zu Boden - genau wie dessen Helm.
    Torwaks Mutter schaute ihn verwundert an und er sah deutlich, dass ihr der Schreck tief in den Knochen steckte.
    „Mein Junge ...“, sagte sie stolz und fügte hastig hinzu: „Komm, hier entlang!“
    Unbehelligt rannten sie durch eine Vorratskammer, die Treppe in den Keller hinunter, wo alle Getränke und der Alkohol aufbewahrt wurden. Der wurde den Patienten vor Operationen zur Schmerzlinderung in Massen eingeflößt. Nicht etwa, weil jemand so etwas wie Mitgefühl für Sklaven empfand oder ihnen gar Schmerzen ersparen wollte. Der Grund war viel praktischer: Besoffene Sklaven wehrten sich nicht und schlugen nicht um sich vor Schmerzen. Damit konnten die Ärzte schneller arbeiten, wodurch weniger Kosten entstanden. Die Investition in den Wein lohnte sich. Selbst auf Gonran funktionierten die Prinzipien der Marktwirtschaft.
    Seine Mutter schnappte sich eine Fackel und begann, ein Fass nach dem anderen auf den Boden zu zerren.
    „Zerstör die Fässer, los!“, sagte sie energisch.
    Torwak hatte zwar keine Ahnung, warum er das tun sollte, aber er trat mit aller Kraft gegen ein Fass. Es zerbarst umgehend und der Alkohol floss über den Steinboden. Mit jeweils nur einem Kick zerstörte er ein Fass nach dem anderen. Als sie zehn Fässer so zertrümmert hatten, rannte ein kondranischer Soldat um die Ecke.
    „Die sind hier im Keller! Verstärkung!“, schrie er, noch bevor Torwak etwas dagegen tun konnte.
    Torwak nahm ein Fass und schmiss es dem heranstürmenden Soldaten an den Kopf. Der fiel starr wie ein Baum vornüber in ein Weinlache.
    „Na dann: Prost!“, sagte Torwak.
    „Verdammt, aber es geht nicht anders!“, seufzte seine Mutter und schmiss die Fackel energisch auf die zerstörten Fässer Alkohollache.
    Im Nu breitete sich das Feuer im Keller aus. Mit jeder Sekunde wurde es heißer. Torwak erkannte den Soldaten durch die flackernde Luft nur schwer.
    „Komm, Junge. Es geht nicht anders, komm!“, sagte seine Mutter, als sie seinen fragenden Blick erkannte.
    Überrascht folgte er seiner Mutter. Die Frau, die eben noch so viel Liebe und Zuneigung ausgestrahlt hatte, tötete im nächsten Augenblick kalt kalkulierend einen Feind. Er tat dies selber auch. Immer wieder. Aber bei seiner Mutter kam es ihm äußerst unpassend vor.
    Seine Mutter brachte ihn zum Hinterausgang, der nur spärlich beleuchtet war. Zu seiner Erleichterung befanden sich dort keine Wachen; noch nicht, denn bald würde bestimmt nach ihnen

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