Die Chroniken von Gonran II: Feuer der Rache (Fantasy-Roman) (German Edition)
sollte. Wahrscheinlich war Myrtha inzwischen tot. Au ß erdem zeigten die Kräuter eine unglaublich starke Wirkung. Sein ganzer Körper fühlte sich an, als ob er brannte. Vor allem seine Wirbelsäule schmerzte höllisch. Erschöpft lie ß er sich auf den Boden sinken und schlief ein.
Als Torwak aufwachte, sah er im Dunkel das Gesicht seiner Mutter über ihm.
„Wie lange habe ich geschlafen?“
„Der Tag ist zumindest vorbei. Es wirkt schnell bei dir“, sagte sie, während sie ihm durch die Haare strich.
Torwak richtete sich vorsichtig auf. Er fühlte sich schon viel besser, wenn auch nicht völlig bei Kräften. Aber er fühlte sich wieder stark genug.
„Warum haben die mir in Kondor nicht die Kräuter gegeben? Die kennen sie ja …“
„Die Kräuter gibt es nur hier im Nordwald. In Kondor werden sie nur Reichen oder Soldaten verabreicht; keinen Sklaven.“
Torwak nickte. Er verspürte einen riesigen Hunger. Seit Tagen hatte er nicht mehr richtig gegessen und auch gar keinen Hunger verspürt. So erschöpft war er gewesen. Vorsichtig rappelte er sich auf, bewegte seine Arme und Beine, prüfte sie. Die Narben waren natürlich noch vorhanden, aber die Kräuter und Verbände hatten die Blutungen gestoppt. Am Bei ß en und Kratzen an den Wunden stellte er zufrieden fest, dass der Heilungsprozess bereits begonnen hatte. Aber vor allem hatte er wieder Kraft und die Schmerzen im Rückgrat waren auch gewichen.
Voller Tatendrang stellte sich Torwak vor seine Mutter und legte ihr beide Hände auf die Schultern.
„Danke, Mutter. Ich werde überleben und wir können endlich eine richtige Familie sein. Ich verspreche es dir.“
Sie schluchzte nur und riss ihn an sich. Sie drückte Torwak so, als ob sie ihn das letzte Mal sehen würde.
„Bitte, Junge. Bitte pass auf. Ich will dich nicht auch noch verlieren. Gerade jetzt, wo wir uns endlich gefunden haben!“
Sie küsste ihn auf die Stirn, drückte sich von ihm weg, hielt sein Gesicht mit beiden Händen fest und sagte: „Ich komme mit dir. Ja, ich komme mit!“
„In die Schlacht? Das ist kein Platz für eine Frau. Mutter, ich …“
„Ich soll warten und nochmals zuschauen, wie meine Familie vor meinen Augen abgeschlachtet wird?! Niemals! Lieber sterbe ich gleich mit!“
In ihren Augen brannte tiefster Hass auf die Feinde, die ihr alles weggenommen hatten. Torwak sah ein, dass nichts und niemand sie von ihrem Weg abbringen konnte. Dennoch zögerte er …
„Wer hat dir denn eben das Leben gerettet?“, sagte sie und klatschte ihm die Hand auf die Schulter.
Torwak biss sich auf die Unterlippe, lächelte zögernd und nickte.
„Also gut, lass uns das gemeinsam machen. Wir brauchen erstmal gondranische Kleidung. Felle und Dreck reichen.“
„Gut, mein Junge“, sagte seine Mutter erleichtert und holte Schwarzer Donner hinter einem Baum hervor. „Auf geht’s!“
Gemeinsam ritten sie los in Richtung Goron, der Hauptstadt der Gondraner. Torwak hoffte, dort oder im besten Falle bereits auf dem Weg dorthin Kleider und Waffen der Gondraner zu finden. Bestimmt waren die meisten in den Kampf gezogen. Und falls noch einige da waren, wären dies ohnehin nicht kampftaugliche Männer.
Sie rasten mit Schwarzer Donner durch den Wald. Torwak spürte, wie die ihm wohlbekannte Energie wieder durch seine Adern floss. Er fühlte sich bereit.
Nach kurzem Ritt fanden sie bereits ein erstes kleines Versteck, das sich unter einem umgestürzten, verkohlten Baum befand. Durch die Feuer, die inzwischen nachgelassen hatten, konnte Torwak den Ort von Weitem erkennen.
Zu ihrer Erleichterung fanden sie tatsächlich einige Felle, eine Fellschürze, ein Beil und ein turionisches Schild. Hastig kleideten sie sich mit den Fellen ein. Obwohl sie bereits sehr schmutzig waren, rieben sie sich zur Sicherheit nochmals mit Dreck ein. Dabei achtete Torwak darauf, nicht seine Wunden zu beschmutzen. Die deckte er mit den Fellen ab, die er sich als Umhang umwarf, und danach legte er sich eine Fellschürze an.
Seiner Mutter übergab er das Schwert, das sie vom Kondraner erbeutet hatten. Torwak steckte sich das primitive Beil in die Fellschürze, prüfte deren Halt und schwang sich bereits wieder aufs Pferd.
Da stach ihm etwas Glänzendes ins Auge. Unter einigen herumliegenden Ästen schimmerte etwas Goldiges hervor. Seine Mutter folgte seinem Blick und räumte ohne zu zögern die Äste beiseite. Zu ihrer Überraschung fand sie darunter ein abgewetztes, schwarzes turionisches Schild. Das
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