Die Chroniken von Gonran II: Feuer der Rache (Fantasy-Roman) (German Edition)
zwischen die Äste warf.
„Wo sind wir?“, fragte Torwak.
„Im Nordwald, Junge“, antwortete seine Mutter mit warmer, leiser Stimme.
„Aber die Gondraner …“
„… sind alle weg. Raaron hat den ganzen Stamm mit Frau und Kind in die Schlacht geführt.“
„Woher wei ß t du …?“
„Die Spuren eines ganzen Volkes kann selbst ich lesen, mein Junge. Sei nun ruhig. Ich suche Wasser und was zu essen.“
Tatsächlich begegneten sie im Wald keinem einzigen Gondraner. Stattdessen fanden sie sehr bald einen Bach mit klarem, frischem Wasser und frische Beeren.
Torwaks Mutter lud ihn vom Pferd ab und betrachtete mit besorgtem Gesicht die Verbände.
„Du hast viel zu viel Blut verloren. Wir können nicht …
„Mutter, Tur braucht mich. Raaron ist mit seinem gesamten Stamm in die Schlacht gezogen. General Maximus hat zwei kondranische Armeen losgeschickt mit Tausenden von Männern. Wir müssen los …“
Er wollte aufstehen, wurde aber jäh von peitschenden Schmerzen auf den Boden gezwungen. Ein Pfeifen übertönte die Stimme seiner Mutter, die ihn behutsam auf den Waldboden drückte.
„Du wirst kämpfen, mein Junge. Es ist das Schicksal unserer Familie, zu kämpfen. Aber nicht jetzt …“
„Wann dann!? Wenn es nichts mehr gibt, wofür ich kämpfen kann?! Wenn alle tot sind?“
„Pete! Junge! Ich lasse nicht zu, dass sie mir auch dich noch wegnehmen. Dein Vater ist für Tur gestorben. Ich will nicht, dass sie mir auch noch meinen Jungen nehmen. Nicht dich, nein …“, sagte sie, wandte ihm die Schulter zu und machte sich am Verband seines rechten Beines zu schaffen.
„Wie lange brauche ich denn, um bereit zu sein, Mutter?“, sagte Torwak in versöhnlichem Ton.
„Ein paar Wochen. Ein paar Monate. Wer wei ß …“
„Ich liebe dich, Mutter, aber das kann ich nicht. Ich muss zurück. Ein paar Tage müssen reichen.“
„Pete. Fünf Kondraner haben dich beinahe umgebracht. Wie willst du gegen Tausende kämpfen? Es ist dein sicherer Tod!“
Torwak wusste, dass sie die Wahrheit sprach. Aber wie hätte er jemals nach Tur zurückkehren können, wenn er jetzt, wegen ein paar Wunden, Tur einfach dem Schicksal überlie ß ? Jetzt, in der grö ß ten Schlacht, die Gonran jemals gesehen hatte?
„Aber ich war verletzt, sonst hätte ich den Kampf gegen die Kondraner gewonnen!“, protestierte Torwak gekränkt.
„… und du bist immer noch verletzt, mein Junge. Lass nicht deinen Stolz dein Schicksal besiegeln.“
Sie nahm ihm den Verband am Oberschenkel weg, entblö ß te sein rechtes Bein und prüfte es. Sie klopfte sanft auf das Schienbein. Stechende Schmerzen durchfuhren Torwak, aber er schwieg tapfer.
„Du hast Schmerzen, wenn ich klopfe. Eine Mutter sieht das. Aber es ist kein Durchbruch. Wohl eher eine kleine Splitterung. Was mir mehr Sorgen macht, ist der große Blutverlust. Du bist blass, mein Junge.“
„Bitte hilf mir, schnell stark genug für die Schlacht zu sein. Bitte, Mutter … Bitte.“
Sie legte ihren Kopf zur Seite, nickte bekümmert und flüsterte: „Wie dein Vater …“
Sie erhob sich und sagte mit Tränen in den Augen: „Ich suche einige Kräuter, die dir helfen werden … bin gleich zurück.“ Dann wandte sie sich ab, um zu gehen.
„Mutter!“, rief Torwak.
Sie hielt inne.
„Danke, ich werde leben. Nichts kann uns mehr trennen.“
„Nichts wünsche ich mir mehr als das, mein Junge. Nichts …“
Ich werde dich nicht enttäuschen. Niemals! Ich muss kämpfen und leben, für meinen toten Vater, Mutter, meine Freunde in Tur … ich muss!
Torwak legte sich entspannt hin und versuchte, wach zu bleiben. Man konnte nie wissen.
Seine Mutter kam schon sehr bald zurück und wedelte mit einer Handvoll Kräuter. Eiligen Schrittes kam sie zu ihm, zerrieb die eine Hälfte der Kräuter zwischen ihren Händen und legte diese auf Torwaks offene Wunden. Die andere Hälfte mischte sie mit Wasser, das sie vom Bach gleich neben ihnen brachte, und flößte es Torwak mit der hohlen Hand ein.
Das Gebräu schmeckte absolut scheu ß lich.
Nachdem Torwak alles hinuntergewürgt hatte, fragte er mit verzogenem Gesicht: „Wo hast du das gelernt?“
„Myrtha war oft in Kondor im Krankenhaus. Sie hat hie und da einiges mitbekommen und es mir dann beigebracht …“
Dann setzte sich seine Mutter und schaute gedankenverloren in den Bach.
„Wie es ihr wohl gehen mag?“, fragte sie.
Torwak berührte ihre Schultern und setzte sich neben sie.
Er wusste nicht, was er sagen
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