Die Chroniken von Gonran II: Feuer der Rache (Fantasy-Roman) (German Edition)
einigermaßen sicher, sofern man an Sicherheit in einer von Feinden besetzten Stadt überhaupt denken konnte.
Die Burg bot nur ein kleines Schlaflager für den König und sie fanden Zelte, die sie im Inneren der Burg aufstellten. Torwak lie ß seine Mutter im Schlaflager ruhen und legte sich für ein paar Stunden zu den Kriegern, bevor er eine Nachtwache übernehmen sollte. Erstaunlich zufrieden döste er neben einem Kameraden Namens Hondron ein. Vor dem Schlafengehen hatte er erfahren, dass Hondrons gesamte Familie im Krieg ausgelöscht wurde. Vater, Mutter, Brüder und Schwestern, einfach alle. Er war der letzte Überlebende seiner Familie und schwor bei den Gur, dass er den Namen und das Blut seiner Familie weitertragen würde. Dabei schlug er derart stark und voller Wut auf den Boden, dass das Zelt beinahe zusammenbrach. Darauf brachen sie alle in lautes Gelächter aus und schliefen schon bald ein.
Wahre Männer Turions. Umzingelt von Tausenden Feinden, lachen sie. Ist es Mut? Verzweiflung? Wohl von allem etwas. Mir geht es genauso ...
Alle schliefen, außer den vier aufmerksamen Wachposten auf den Zinnen und den zwei Wachen beim Tor.
Torwak war in tiefem Schlaf, als ihn plötzlich etwas schüttelte. Im Halbschlaf griff er nach seinem Schwert und wollte zuschlagen.
„Torwak, wie gewünscht wecke ich Euch zur Nachtwache …“, sagte der Soldat über ihn gebeugt.
Torwak schüttelte den Schlaf ab, streckte sich und sprang aus dem offenen Zelt.
„Danke Soldat. Ist es ruhig draußen?“
„Bisher schon. Man hört nur wenige Laute vom Lager der Kondraner. Die Stra ß en Turs sind leer gefegt.“
Leer gefegt … ein passenderes Wort wäre selbst ihm nicht eingefallen .
Torwak legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Ich danke dir Soldat. Übernimm meinen Schlafplatz.“
Der Soldat dankte es ihm mit einem müden Nicken.
Umgehend ging Torwak auf den kleinen Turm und stand Wache. Mit gezogenem Schwert spähte er kampfbereit ins Dunkel der Nacht. Die Feuer wüteten in Tur und verbrannten auch die letzten verbliebenen stolzen Bauten. Vor zwei Jahren hatten die Feuer im Nordwald zu brennen begonnen.
Nun hatte Raaron das Feuer bis nach Tur getragen, es in seiner Heimat und seinem Herzen wüten lassen.
20. KAPITEL
Torwak ließ die Luft zwischen seinen Zähnen durchzischen, während seine Augen über das zerstörte Tur glitten. Auf den Straßen war tatsächlich nichts Lebendiges zu sehen. Nur die Toten türmten sich haufenweise an jeder Ecke. Sie waren zur Seite geschafft worden, damit die neuen Truppen besser nachrücken konnten, um noch mehr Leid zu verbreiten. Er streckte sein rechtes Bein. Torwak wusste nicht, ob er sich das Bein damals beim geplanten Sturz die Treppe hinunter angeknackst oder gar gebrochen hatte. Er bemerkte nur, dass er es inzwischen wieder normal bewegen konnte. Die Kräuter seiner Mutter hatten wahre Wunder gewirkt.
Seine Mutter.
Sie schlief jetzt wohl tief und fest. Wie tapfer sie gekämpft hatte.
Beinahe wie ein Mann.
Torwak war richtig stolz auf sie.
Da hörte er, wie hinter ihm ein Steinchen über die Steinplatten kugelte.
Er drehte sich um und suchte mit angespannten Muskeln die Umgebung ab.
Da war nichts …
Er konnte bei aller Anstrengung nichts Außergewöhnliches sehen. Aber das Steinchen kullerte, als ob es ihn necken wollte, langsam auf ihn zu und kam vor seinen Fü ß en zum Stillstand. Torwak musterte die Mauer, von der das Steinchen herkam. Mit langsamen Schritten ging er vorsichtig darauf zu.
Stärke oder Tod …
Torwak presste langsam die Luft aus seinen Lungen und zwang sich, ebenso langsam wieder einzuatmen. Ein Trick, der ihm Tron beigebracht hatte, um den Herzschlag zu verlangsamen und nicht in Panik unüberlegt zu handeln.
Er stützte sich mit dem Fu ß an die Zinnen und ging zur Sicherheit etwas in die Knie, um seinen Schwerpunkt zu stabilisieren. Er schaute nochmals über seine Schulter hinter sich. Nichts. Dann beugte er sich mit vorgehaltenem Schwert langsam zwischen den Zinnen über die Brustwehr und kontrollierte die Mauern.
„Wieder nichts. Verdammt …“
Bevor Torwak den Satz beenden konnte, wurde sein Mund von einer Hand zugepresst. Torwak fühlte, wie jemand ihm den Kopf nach hinten zog und gleichzeitig ein Knie ins Kreuz drückte. Sein Gleichgewicht war gebrochen. Er lag hilflos wie ein Fisch an der Angel in den Händen des Fremden. Ein Messer blitzte im Mondlicht auf. Sofort spürte Torwak das eiskalte
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