Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
Zähne. Im nächsten Moment hob er von seinem Sockel ab und flog eine Runde durch den Innenhof. Mit rötlich funkelnden Augen fixierte er die Grünhäute. Dann stürzte er sich auf sie. Nogg hatte längst nach seiner Axt gegriffen und hieb damit nach dem heranfliegenden Ungetüm. Doch sein Schlag verfehlte sein Ziel. Obwohl er aus Stein war, bewegte sich der Wasserspeier sehr geschickt. Im Vorbeifliegen schlug er mit der Klaue nach dem Ork und erwischte ihn leicht an der Schulter. Elegant wendete er in der Luft und setzte zum nächsten Angriff an. Diesmal sauste er direkt auf Bikka zu. Der Wolfsreiter blieb einfach stehen. Immer näher kam die steinerne Bestie. Nur noch wenige Sekunden, dann würde sie mit voller Wucht auf ihn prallen. Siegessicher fletschte sie die Zähne. Doch im allerletzten Moment ließ Bikka sich nach hinten fallen. Der überraschte Wasserspeier glitt über den Wolfsreiter hinweg. Darauf hatte Bikka nur gewartet. Mit aller Kraft stieß er seinen kurzen Speer beidhändig nach oben und durchbohrte den Brustkorb des Monsters. Gesteinssplitter flogen umher. Der Speer blieb stecken und wurde Bikka aus der Hand gerissen. Schwer getroffen taumelte der Wasserspeier in der Luft. Nogg nutzte die Gelegenheit und sprang rasch auf ihn zu. Mit seinen kräftigen Armen packte er den Schaft des Speeres und riss daran. Der Wasserspeier stieß einen krächzenden Schrei aus. Zuerst langsam, dann immer schneller werdend ließ Nogg die gefangene Bestie um sich herum kreisen. Wie eine große Keule schwang er sie durch die Luft. Monster am Stiel. Dann ließ er sie auf den Boden sausen. Es krachte gewaltig. Der Wasserspeier zerbarst in tausend Teile. Nogg war völlig euphorisiert. „Das macht Spaß.“, rief er, „Gibt’s noch mehr davon?“ Snip hoffte insgeheim, dass dem nicht so war. Denn eine nächste Begegnung musste nicht zwangsläufig so glücklich ausgehen wie diese. Doch er behielt seine Gedanken für sich. Systematisch durchsuchten sie nun das Haus, soweit es noch zugänglich war. Die Zimmer boten nach wie vor einen prächtigen Anblick. Wandmalereien zeugten von der Blütezeit der Stadt und vom Wohlstand durch den Handel. Den Leichnam von Ragum Dahb konnten sie allerdings nirgends entdecken. Snip grübelte. ‚Wo könnte Metib ihn versteckt haben? Man legt eine Leiche ja nicht einfach unters Bett.’ Einen Keller schien es nicht zu geben. Zumindest war nirgends ein Zugang zu finden. Nochmals gingen sie von einem Raum in den nächsten. Bikka richtete sein Augenmerk besonders auf die bemalten Wände. Vielleicht versteckte sich dahinter ja eine geheime Tür. Gemächlich betrachtete er jedes Detail, jede Feinheit. „Da“, rief er plötzlich aus, „da ist etwas.“ Mit ein paar schnellen Schritten war er bei der Wand angelangt. Ein kaum erkennbarer Bruch war in einer Malerei zu erkennen. Ganz so, als ob die Wand hier einmal geöffnet und wieder geschlossen worden wäre. Vorsichtig ließ er seine Finger über die Stelle gleiten und fühlte einen ganz leichten Spalt, der mit Mörtel wieder zu gespachtelt worden war. Eine Tür lag dahinter definitiv nicht, aber vielleicht etwas anderes. „Nogg, wärest du wohl so freundlich!“ Bikka schaute den Ork erwartungsvoll an. Der ließ sich nicht zweimal bitten, schnappte sich einen großen Steintrümmer und warf ihn mit aller Wucht gegen die Wand. Risse entstanden. Der Putz platzte ab. Dahinter kam ein kleines Loch zum Vorschein. Mit vereinten Kräften erweiterten sie es Stück für Stück. Bald war es groß genug, um hindurch sehen zu können. Snip leuchtete mit seiner Lampe hinein. Ein Hohlraum von vielleicht einem Meter Tiefe wurde sichtbar. Und darin lagen die Überreste eines Menschen. „Ragum Dahb!“, stellte Snip fest. Sein Partner hatte seine Leiche in die Wand eingemauert. Schnell brachen sie die Wand ganz auf. Vorsichtig und respektvoll wickelten sie die sterblichen Überreste in eine Decke. Auf einmal ertönte ein wütendes Schreien. Laut hallte es in den leeren Räumen. Die Wände vibrierten, Steine begannen herabzustürzen. „Bloß weg hier!“, rief Snip und drückte Nogg die verpackte Leiche in die Hand. „Und du fahr zur Hölle, Metib!“, brüllte er laut, während sie das Gebäude verließen. Draußen liefen sie noch einige Schritte, dann blieben sie stehen und drehten sich um. Das Haus bebte nach wie vor. Es bäumte sich regelrecht auf. Trümmer fielen krachend zu Boden. Schließlich stürzte das Haus in sich zusammen und verschwand in einer
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