Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)

Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther , Urs Muther
Vom Netzwerk:
gewaltigen Staubwolke. Metibs Schreien endete abrupt. Kurz darauf standen sie vor dem Geist von Ragum Dahb. Mit Tränen in den Augen betrachtete er seinen Leichnam. „Danke!“, murmelte er, „Jetzt fehlt nur noch der Ritus, und ich bin endlich erlöst.“ Stillschweigend zogen sich die Grünhäute zurück und ließen den Geist mit seiner Trauer allein.
    Der Tempel der Stadt lag rund hundert Meter entfernt. Es handelte sich um ein rundes Gebäude mit einer hohen Kuppel. Im Gegensatz zu den anderen Gebäuden der Stadt wirkte der Tempel noch recht gut erhalten. Offenbar hielten die Götter nach wie vor ihre Hand darüber. Im Inneren des Tempels herrschte eine angenehm kühle Temperatur. Der Duft von Räucherwerk hing in der der Luft. Mitten in der Runden Halle stand ein großer Altar, von zwei Statuen flankiert: eine Frau und ein Mann. Beide trugen Insignien, die sie als Gottheiten kenntlich machten. Ansonsten war der Tempel leer. Hinter dem Altar führte eine breite Treppe nach unten. Langsam schritten sie die Stufen hinab und gelangten in einen weiteren großen Raum. Eine Bibliothek. Ohne groß nachzudenken, setzten Snip und Bikka ihre Brillen auf und begannen die Buchtitel zu durchforsten. Es dauerte nicht lange, da hatten sie gefunden, wonach sie suchten: ein Buch mit Begräbnisritualen. Snip klemmte es sich unter den Arm. Dann liefen sie zurück zu ihrem Geist. Im Keller des Lagerhauses hoben sie ein Grab aus und legten den Leichnam von Ragum Dahb hinein. Schließlich hatten sie alles vorbereitet für die Zeremonie. Der Geist trat ganz dicht an das Grab heran. „Nun ist es soweit.“, sagte er, „Aber bevor ich gehe, will ich mein Versprechen einlösen und euch die Informationen geben, die ihr begehrt. Mach Na Dun herrschte einst als großer Kriegerfürst in dieser Gegend. Seine Schlachten wurden Legende, genauso wie seine Erbarmungslosigkeit. Sein Leib ist im Tal der Fürsten beerdigt, das etwa eine halbe Tagesreise westlich von hier liegt.“ Bei diesen Worten erschien auf einmal eine Karte an der Wand, die den genauen Weg zeigte. Bikka schnappte sich geistesgegenwärtig ein Stück Papier und zeichnete schnell die Karte ab. Dann fuhr der Geist fort: „Im Tal der Fürsten befinden sich viele Gräber. Ihr werdet das Grab von Mach Na Dun an seinem Zeichen erkennen: ein gelber Skarabäus. Seid aber auch gewarnt! Tödliche Fallen sichern den Schlaf der Mächtigen.“ „Du hast dein Wort gehalten. Dafür danken wir dir.“, sagte Snip nach einer kurzen Pause; dann wandte er sich an seine Freunde und fügte hinzu: „Dann lasst uns den Ritus vollziehen und diesen armen Geist erlösen!“ Mit ernsten Worten rezitierte er die Worte, die er im Buch fand. Als er damit fertig war, verblasste der Geist von Ragum Dahb mehr und mehr. Ein letztes Winken und ein gehauchtes „Danke!“, dann verschwand er. Die Grünhäute schlossen das Grab und freuten sich, endlich die Geister-Stadt verlassen zu können.
     

Kapitel 34
     
    Erhaben breitete sich das Tal der Fürsten vor ihnen aus. Aus der Entfernung nicht wahrzunehmen, erstreckte sich der Talkessel über die Länge von mindestens einem Kilometer. Massive Felswände umschlossen das Tal und schotteten es ein wenig gegen die feindliche Umwelt ab. Von einer Düne aus ließen die Grünhäute langsam ihre Blicke schweifen. Dieses Tal hatte schon etwas Majestätisches. Besonders beeindruckend wirkte auf sie die Totenstille, die dort herrschte. Kein Geräusch drang an ihre Ohren, nicht einmal ein Säuseln des Windes. Die Eingänge der Gräber führten in den hellen Fels hinein. Auch an ihnen hatte der Zahn der Zeit heftig genagt. Die einstmals farbenfrohen Portale erschienen verblasst, die imposanten Wächterstatuen, die die Tore flankierten, waren eingefallen und verwittert. Langsam lenkten sie die Schritte ihrer Kamele in das Tal hinab und ritten zu den Grabeingängen herüber. Es waren mehr, als es von oben her den Anschein hatte. Da würden sie eine Weile suchen müssen, bis sie den richtigen gefunden hätten. Nach einer kurzen Absprache verteilten sie sich im Tal und begannen, die Eingänge näher zu erforschen. Zahlreiche Symbole und Schriftzeichen waren in die Türpfosten eingeritzt und bunt ausgemalt. Auch die schweren Steintüren wiesen kunstvolle Verzierungen auf. Noch während sie suchten, drang plötzlich ein leises dumpfes Pochen an ihre Ohren. Angesichts der Stille im Tal wirkte es unnatürlich und irritierend. Sie schauten sich um, konnten aber nichts entdecken.

Weitere Kostenlose Bücher