Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
besser, seit sie endlich wieder ihre Waffen bei sich tragen durften. Zärtlich strichen sie immer wieder über die Griffe und Köpfe ihrer Äxte und hofften, dass sie bald Gelegenheit bekommen würde, sie in den Schädel eines Gegners zu rammen. Während sie allmählich näher kamen, musterten sie aufmerksam die Gesellschaft auf dem Platz. Die meisten der dort Versammelten waren vermutlich Menschen. Genau war das nicht zu sagen; denn viele hatten die Kapuzen ihrer Mäntel tief in ihr Gesicht gezogen. Auf diese Weise wollten sie sich ein wenig vor der Hitze und dem Staub der Savanne schützen. Andere hatten aus dem gleichen Grund Tücher um ihren Kopf gewickelt, so dass nur noch die Augen herausschauten. Auch die vier Grünhäute hatten sich auf Anraten Lan Fus passende Mäntel und Kopfbedeckungen besorgt. Sie kamen sich zwar ein wenig lächerlich vor in diesem Aufzug, aber da alle hier eine ähnlich Kleidung trugen, machte es ihnen nicht mehr so viel aus. Auf einem Ochsen-Karren sah Snip einige Zwerge, die sich gerade ihre Pfeifen ansteckten. Als sie die Orks entdeckten, warfen sie ihnen finstere Blicke zu. Nogg und Rabb schauten giftig zurück. Die übrigen Reisenden hingegen nahmen kaum Notiz von ihnen. Hier und da drehte sich ein Kopf in ihre Richtung, aber das war’s dann auch . Den Schutz der Karawane übernahmen zehn berittene Soldaten, die etwas abseits vom Rest der Gruppe standen. Sie gehörten nicht zu den Wächtern mit den roten Rüstungen, wie Snip es erwartet hatte. Vielmehr trugen sie dunkle Kettenpanzer und spitz zulaufende offene Helme. Vor Mund und Nase hatten sie sich schwarze Tücher gebunden. In den Händen trugen sie lange Lanzen, an denen bunte Wimpel im Wind flatterten. Auf ihren Rücken hingen kleine runde Schilde. Darauf war ein Löwe mit einem Schwert in der Pranke zu erkennen. Die Grünhäute steuerten ihre Pferde zum Anführer der Soldaten und meldeten sich bei ihm an. Mit einem Stück Kohle hakte er ihre Namen auf seiner Liste ab und schickte sie zu den anderen Reisenden. Kurz darauf traf auch das letzte Mitglied der Karawane ein. Der Hauptmann brüllte einen Befehl und hob den linken Arm. Die Wagen und Reiter formierten sich zu einer langen Reihe, die sich ganz gemächlich in Bewegung setzte. Snip und seine Freunde hielten sich im hinteren Drittel des Zuges. Von hier aus konnten sie alles gut überblicken. Snip drehte sich noch einmal um und warf einen vorerst letzten Blick auf Tramor. Die Türme und Zinnen glitzerten in der noch tief stehenden Sonne. Der allmorgendliche Lärm der Stadt wehte zu ihnen herüber. ‚Wir sehen uns wieder.’, versprach Snip sich selbst. Dann drehte er sich um und trieb sein Pferd an. Die Reise durch die Savanne zog sich schier endlos hin. Kamen sie am Vormittag noch an vereinzelten Feldern und Gehöften vorbei, so befanden sie sich nun inmitten einer wahren Einöde. Steinig-staubiger Boden umgab sie, soweit das Auge reichte. Gelbliches Gras wuchs spärlich darauf, einige trockene Büsche und dürre Bäume sorgten für die einzige Abwechslung im tristen Einerlei. Der stete Ostwind sorgte dafür, dass der feine Sand allgegenwärtig war. Selbst durch die kleinste Ritze drang er ein und machte den Reisenden sehr zu schaffen. Snip konnte jetzt verstehen, warum alle diese merkwürdige Schutzkleidung trugen. Ohne sie wäre das gar nicht auszuhalten gewesen. Ansonsten wirkte die Savanne wie ausgestorben. Tiere gab es kaum zu sehen. Lediglich Insekten und einige Echsen hielten es hier aus. Einer der Mitreisenden hatte ihnen erzählt, dass es während der Trockenzeit hier immer so aussehe. Die Tiere zogen mit dem Wasser nach Norden. Und erst zu Beginn der Regenzeit kehrten sie zurück. Dann erfüllte sich die Savanne schlagartig mit Leben. Aus grau wurde grün, Pflanzen und Blüten aller Orten. Eine wahre Pracht. Snip konnte sich das kaum vorstellen angesichts des Anblicks, der sich ihm derzeit bot. Das Tempo, das die Karawane anschlug, war recht hoch, aber immer noch so, dass die Fuhrwerke gut mitkamen. Bis zum Abend wollten sie eine bestimmte Wasserstelle erreicht haben. Deshalb machten sie nur wenige kurze Pausen. Dabei ergaben sich Gelegenheiten, die Mitreisenden ein wenig kennenzulernen. Überwiegend handelte es sich um Händler, die mit ihren Waren zu den Städten im Ostern reisten. Dazu kamen ein paar Abenteurer und Gesandte, die Nachrichten oder anderes zu überbringen hatten. Den Zwergen gingen sie nach Möglichkeit aus dem Weg. Einen Konflikt wollte Snip
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